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Oldtimer-Motorroller fahren zum Altstadtfest

Freitag, 21. November 2014, 12:57 Uhr
Die schwarze Limousine rollt auf das Parkdeck der »Echte Nordhäuser«-Marktpassage. Im Fond sitzt Erich Honecker und winkt hoheitlich hinter Glas. Manch einer traut seinen Augen kaum. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass es sich bei dem Gesamtpaket um ein Double handelt...

Motorroller made in GDR (Foto: privat) Motorroller made in GDR (Foto: privat)

Aber die Ähnlichkeit ist verblüffend. Für den Auftritt hat der Ost Klassiker Klub Wolkramshausen beim Altstadtfest 2014 gesorgt. Für das nächste Jahr haben die Freunde der historischen Karossen wieder etwas Besonderes auf Lager. Die berühmten Zweiräder aus alten DDR-Zeiten rollen zum Fest am Rande des Harzes.

Es ist eine der großen Erfolgsgeschichten der DDR: die Motorroller-Produktion. Vor 60 Jahren begannen die damaligen VEB Industriewerke Ludwigsfelde mit dem Bau. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit ging es in die Serienproduktion des legendären Motorrollers „Pitty“. Das Gefährt war leicht motorisiert, hatte eine formschöne Karosserie und einen Durchstieg zwischen Fahrersitz und Frontteil. Daher war er auch bei Frauen sehr beliebt. Das Prinzip bewährte sich bis zur Einstellung der Roller-Produktion im Wende-Jahr 1989 mit dem Simson SR 50.

Bereits ein Jahr nach dem Start gab es ein Nachfolgemodell – den IWL SR 56 „Wiesel“. Die technischen Daten waren dieselben wie beim „Pitty“: 123 ccm Einzylinder Zweitakt RT Motor. Optik und Technik waren überarbeitet. Ab 1959 gab es dann das neue Modell „Berlin“ mit 143 ccm und dem Zeitgeist angepasst.

Zehn Jahre später gab es passend dazu den Einachsanhänger „Campi“. 100.000 „Berlin“-Roller wurden produziert – ein absolutes Erfolgsmodell der VEB Industriewerke Ludwigsfelde. 1964 endete die Roller-Herstellung in Ludwigsfelde. Sie wich zugunsten der Lastwagen-Produktion.

Formschön und funktional (Foto: privat) Formschön und funktional (Foto: privat)

Im VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ in Suhl wurde bereits 1958 der einsitzige Simson KR 50 gebaut, der Nachfolger der Mopeds SR 1 und SR 2. Von 1964 bis 1986 gab es dann die legendäre „Schwalbe“, die noch heute auf den Straßen zu sehen ist. Die offizielle Typenbezeichnung lautete KR 51. Die „Schwalbe“ wurde in drei Baureihen und neun Modellvarianten produziert.

Der zweisitzige Motorroller war nicht nur in der DDR heiß geliebt und hatte Fernseheinsätze in der Serie „Schwester Agnes“ und beim Sandmännchen. Der Roller war auch ein echter Exportschlager. Und nach der Wende wurde er zum echten Kultobjekt – ebenso wie der Trabant und der Krause Duo.

Ab 1986 gab es noch einmal die Simson Kleinroller mit 50 und 80 ccm. Doch das Ende der Roller-Produktion nahte. Nach der Wende gab es die so genannte Marktbereinigung, um die Konkurrenz auf dem Roller-Markt gering zu halten. Und die DDR-Zweiräder wären eine große Konkurrenz gewesen. Insgesamt wurden vor der Wende 230.000 IWL-Roller und etwa 1,3 Millionen Simson Kleinroller verkauft. Und in Tschechien und Umgarn wurden ebenfalls Roller produziert, die in der DDR zum Straßenbild gehörten.

Der Ost Klassiker Klub Wollkramshausen will zum 21. Altstadtfest vom 31. Juli bis 2. August 2015 die Motorroller der DDR in den Mittelpunkt stellen. Die Zweiräder werden im geliebten Zweitakt-Sound durch die Gassen rollern und die Erfolgsgeschichte in Erinnerung rufen. Nähere Informationen dazu gibt es beim Medienhaus Heck, dem MC Roland Nordhausen und dem Ost Klassiker Klub Wolkramshausen (www.oldtimer-wolkramkshausen.de).

Weitere Informationen zum 21. Altstadtfest in Nordhausen gibt es auf der Internetseite des Veranstalters: www.medienhaus-heck.de und direkt auf www.das-altstadtfest.de.
Autor: red

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