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Blick in die Puppenkiste

Freitag, 14. November 2014, 00:01 Uhr
Im Museum Tabakspeicher wurde heute die Ausstellung "Leben ist Spiel - Spiel ist Leben" eröffnet. Die Schau gibt Einblicke in eine alte, fast ausgestorbene Kunst und zeigt Theaterpuppen, Requisiten, Kostüme und Plakate aus zwei Jahrhunderten. Das Rahmenprogramm will zeigen, das dass Puppenspiel nicht nur Kindern etwas zu bieten hat...

Blick in die Puppenkiste (Foto: Angelo Glashagel) Blick in die Puppenkiste (Foto: Angelo Glashagel)

Vor zweihundert Jahren fuhren die Vorfahren der Familie Kressig-Dombrowsky schon durch Europa, zogen von Dorf zu Dorf und zeigten ihre Kunst. Sie erzählten Geschichten, Sagen, Märchen, Heiligenlegenden. Dabei standen sie nicht selbst auf der Bühne, sondern nutzten Puppen. Ihre Nachfahren sind heute wahrscheinlich die letzten fahrenden Puppenspieler, die es in Europa noch gibt.

Ihren Wohnsitz haben sie inzwischen im Altenburger Land. Hier hat sich über die Jahrhunderte ein reicher Fundus angesammelt und einige ihrer schönsten Erbstücke sind seit Donnerstag im Tabakspeicher zu sehen. Die ältesten sind keine klassischen Puppen oder Marionetten, sondern flache Figuren: ein Bär, ein Hund, ein "Tischlein-Deck-Dich". Auf dem Karren nahmen die zweidimensionalen Figuren und Bühnenbilder weniger Platz ein, erzählte Museumsleiter Jürgen Rennebach.

Die jüngsten Stücke sind hingegen kaum dreißig Jahre alt, aber den Unterschied zu den älteren Stücken erkennt man als Laie nur schwer. Hinzu kommen zahlreiche Plakate, alte Fotografien, Werkzeuge und Requisiten, die die Geschichte dieser alten Kunst erzählen.

Einige der Marionetten im Tabakspeicher sind 200 Jahre alt, andere nur 30   (Foto: Angelo Glashagel) Einige der Marionetten im Tabakspeicher sind 200 Jahre alt, andere nur 30 (Foto: Angelo Glashagel) Die zweite Beigeordnete der Stadt, Hannelore Haase, die die Ausstellung eröffnete, sprach von "großer Kunst auf kleinem Raum" und einer Ausstellung, die "reizvolle und magische Einblicke in die Welt der Marionetten" ermögliche. Tatsächlich wecken die hübsch drapierten Figuren Kindheitserinnerungen an verzauberte Stunden mit der Augsburger Puppenkiste.

Ob sich Kinder auch heute noch von Holzpuppen beeindrucken lassen, wird man Mitte Dezember erfahren können. Dann werden die Marionettenspieler der Familie Kressig-Dombrowsky den Tabakspeicher beehren. Am 13. Dezember zeigen sie um 15 Uhr "Die Schneekönigin". Tags darauf soll mit der (wahren) Geschichte der "Gräfin Cosel" um 17 Uhr gezeigt werden, das Puppentheater nicht nur etwas für die Kleinen ist.

Valerán Sabourin gab zur Ausstellungseröffnung eine kleine Kostprobe (Foto: Angelo Glashagel) Valerán Sabourin gab zur Ausstellungseröffnung eine kleine Kostprobe (Foto: Angelo Glashagel) Einen kleinen Vorgeschmack darauf gab es heute schon. Der französische Marionetist Valerán Sabourin aus Charleville-Mézières betreute diese Woche im Tabakspeicher einen internationalen Kunstworkshop bei dem Jugendliche aus der polnischen Partnerstadt Ostrow und der Nordhäuser Pro-Vita Akademie gemeinsam ein Puppenstück entwickelten. Dazu bastelten sie selber an ihren Figuren und dem Bühnenbild.

Denn die Puppenspielkunst kommt heute größtenteils ohne moderne Hilfsmittel aus. Viel wird von Hand gemacht. Sabourin zeigte das charmant mit der kleinen Aufführung "Die Bankaffäre", für die er lediglich einige Figuren und einen umgebauten Reisekoffer brauchte. Für Sabourin, der einen Master in Produktdesign erworben hat bevor es ihn zum Puppenspiel zog, ist es diese Vielfalt der Möglichkeiten, welche seine Kunst einzigartig macht. Im Kurs habe es oft ausgereicht, mittels der Puppen zu kommunizieren, anstatt die dreifache Sprachbarriere zu überwinden, erzählte er. Wie gut das gelungen ist, wird man am Freitag sehen können. Um 19:30 Uhr zeigen die Jugendlichen das Ergebnis ihres Workshops im Museum Tabakspeicher.
Angelo Glashagel
Autor: red

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