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18 Jahre Nordhäuser Tafel

Freitag, 26. September 2014, 15:26 Uhr
Im September 1996 nahm die Nordhäuser Tafel ihre Arbeit auf und versorgt seitdem bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und den nötigsten Alltagsgegenständen. Im Jahr 18 des Bestehens blickt man jedoch in eine ungewisse Zukunft...

"Uns geht es gut, bis auf das Geld" sagte die Leiterin der Nordhäuser Tafel, Helga Rathnau. Seit nunmehr 18 Jahren steht man Menschen, die in Bedrängnis geraten sind, bei Seite. "Wir weisen niemanden ab und wir verlangen keinen Nachweis über die Hilfebedürftigkeit", sagte eine Mitarbeiterin, "wer zu uns kommt, der braucht die Hilfe auch".

Gut 70 Familien versorgt die Einrichtung dieser Tage mit dem nötigsten. Man sei gut mit Waren bestückt, auch wenn es nicht jeden tag alles gäbe, sagte Rathnau. Das sind nicht nur Lebensmittel die Groß-, und Supermärkte spenden, sondern auch Dinge, die im Alltag gebraucht werden, Windeln etwa.

Wer wieviel bekommt, richtet sich nach der Familienstärke. Inzwischen betreut man auch zahlreiche Migranten und hält Informationsblätter in sieben Sprachen vor, da die Asylbewerber und Flüchtlinge oft nicht wüssten, worum es bei der Tafel eigentlich geht. Wer mit Kindern zur Ausgabe erscheint, der wird vorgelassen. Manch Hilfebedürftiger, ob Migrant oder Einheimischer, versteht die Gepflogenheiten nicht immer, gelegentlich gibt es Konflikte - es ist keine leichte Arbeit.

Neben der Ausgabe betreibt die Tafel auch eine Suppenküche, die Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen anbietet. Für kleines Geld, eine Suppe kostet einen Euro, der Nachschlag ist kostenlos, kann in der Grimmelallee gegessen werden. Kinder werden umsonst verköstigt. "Die Menschen, die zum Essen kommen, sind nicht dieselben, die auch die Ausgabe nutzen", sagte die Leiterin. Vor allem Rentner kämen nicht nur wegen des Essens, sondern auch wegen der sozialen Kontakte.

Helga Rathnau und 20 ehrenamtliche und gering Beschäftigte Mitarbeiter(innen) organisieren das wirken der Tafel an fünf Tagen in der Woche. Lebensmittel müssen vor der Ausgabe sortiert werden, man gebe den Bedürftigen nichts, was man nicht auch selber essen würde, sagen die Mitarbeiterinnen. Verderbliches wird in der hauseigenen Kühlkammer gelagert.

Diese war vor kurzem kaputt gegangen, eine neue Kühleinheit musste her. Die Kosten für so eine Anschaffung kann die Nordhäuser Tafel nicht tragen, also hat man beim Bundesverband ein Projekt eingereicht und den Zuschlag erhalten. Aus der Pfandspende eines großen Discounters und der Zuwendung eines ungenannten Spenders konnten die nötigen Mittel schließlich aufgebracht werden, so das Frau Rathnau ihren Gästen heute stolz die neue Kühlzelle präsentieren konnte.

Unter den Gästen waren neben Landrätin Birgit Keller auch Vertreter des Lions Club Nordhausen, die einen Scheck über 500 Euro mitgebracht hatten. Das Geld, das von den Lions zwei Mal im Jahr gespendet wird, nimmt man dankend an. Auch andere Institutionen wie Unternehmen, Banken und Vereine spenden immer wieder. Selbst die Bedürftigen leisten hin und wieder einen kleinen freiwilligen Beitrag.

Gut 3000 Euro im Monat kann die Tafel im Monat so generieren. Die Kosten belaufen sich aber auf das doppelte, also gut 6000 Euro, wobei die Räumlichkeiten dank des Landratsamtes Miet- und Betriebskostenfrei sind.

Ein weiterer Geldgeber ist die Stadt Nordhausen. Da diese aber selber mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft, weiß man bei der Tafel bisher nicht, ob man auch im kommenden Jahr mit Unterstützung rechnen kann. "Mitte nächsten Jahres könnten wir Pleite sein", sagte Rathnau, "wenn nichts passiert, dann müssen wir etwas verändern". Das könnte zum Beispiel die Schließung der Suppenküche und die Entlassung des Fahrers sein. Für Nordhausen wäre es ein Verlust.
Angelo Glashagel
Autor: red

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