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Meine Naturbilder – Heinz Scharr

Sonntag, 24. August 2014, 10:06 Uhr
Im Atelier des Künstlers Heinz Scharr auf Utterode klemmt hinter einem seiner Bilder der Spruch „Was das Sehen betrifft, sind wir Menschen Analphabeten“. Eine Schule des Sehens ist noch bis zum 31. August in der Galerie des Schlosses in Sondershausen möglich, denn bis dahin hat man noch die Möglichkeit, Scharrs Ausstellung „Meine Naturbilder“ anzusehen...


Für diesen Künstlers ist, so betont er es immer aufs Neue, das Zeichnen das A und O der Kunst. Seit Jahrzehnten hat das der seit dem 1. Juli Neunzigjährige unzählbare Male unter Beweis gestellt.

Und in der aktuellen Präsentation tut er es wiederum auf beeindruckende Weise. Es gehört zu Scharrs Maximen, möglichst Neues auszustellen, so auch dieses Mal. Wer glaubt, dass des Künstlers Einfallsreichtum erschöpft sei nach all seinen unzähligen Bildfindungen, der irrt sich sehr.

Was er 2013/14 auf seine großformatigen Bögen bannte, hinterließ zum Beispiel bei einem Besucher Folgendes: „Der Eindruck, der sich gleich zu Beginn einstellt und immer mehr verfestigt, ist überwältigend. Dieser Reichtum an Formen und Farben, dieses Universum, das sich auftut, rührt an tiefe, archaische Wurzeln und lässt den Betrachter bei manchen Bildern erschauern. Man staunt und ist ergriffen. Natur und Kunst tanzen einen ewigen Reigen, wer will, kann angesichts dieser Bilderschau mittanzen.“

Scharr beim Signieren (Foto: Archiv Kneffel) Scharr beim Signieren (Foto: Archiv Kneffel)

Viele der Kunstwerke, z. B. die Serie „Sommerliche Impressionen“, sind als Monotypien gestaltet. Statt auf Papier oder Leinwand wird z.B. auf eine Glasplatte gezeichnet oder gemalt und mit einer Presse oder mit der Hand im noch feuchten Zustand auf das Papier gedruckt. Dazu gibt es vielerlei Variationen, die von Scharr, experimentierfreudig wie er ist, meisterlich ausprobiert werden.

So tritt der Sommer, in die schwarze Linienführung eingefügt, mit zarten Pastelltönen auf, wird kräftiger, glüht, wird gewittrig. Scharrs Palette ist in der Regel auf vier Farben beschränkt. Wie er die einsetzt, verblüfft. Man schaut und schaut und will ergründen! Scharr liebt Serien, weil er damit seinem Ideenreichtum freien Lauf lassen kann. Die Zahl der Blätter geht oft in die Hundert. Die Gelungensten werden ausgestellt.

Blick in die Ausstellung (Foto: Archiv Kneffel) Blick in die Ausstellung (Foto: Archiv Kneffel)

Seit einigen Jahren liebt es Scharr, seine Graphiken zum Diptychon - ein doppeltes Bild, auf antike Schreibtafeln zurückgehend - , oder zum Triptychon - ein dreigeteiltes Bild, was man von den Altären kennt -, zusammenzufügen. Selbst das Quadrichon taucht in Sondershausen auf. Diese Folgen entfalten in ihrer Anordnung eine sogartige Wirkung. Scharr gestaltet sie mit der Rohrfeder, die er als Zeichengerät liebt und souverän beherrscht. Wir sehen: „Vegetativ“, „ Am Fuße der Berge“, „Tag am Dün“, „Gewitter über dem Dün“, „Entlang der Wipper“, „Knochenholz“. In Symbiose dazu stellt Scharr seine Eisenplastiken. Seine nächste große Ausstellung wird im November im Rundbau des Panoramagebäudes in Bad Frankenhausen zu sehen sein.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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