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Lichtblick: Hilfe, die Flut kommt!

Freitag, 23. Mai 2014, 07:00 Uhr
Was jetzt in Bosnien und Serbien zu erleben ist, entsetzt zu recht viele Menschen. Wir denken an die Flutbilder von Greiz, Dresden und Pirna und auch in Seehausen gibt es nach Starkregen häufiger Fluten zu erleben. Die Gewalt des Wassers ist, vom trockenen Land aus betrachtet, phänomenal...


In der oft leidvoll erlebten Praxis ist sie verheerend, da sie durch nichts zu stoppen ist. Auch in diesen Tagen vor der Wahl gibt es eine Flut. Eine Flut von Plakaten und eine Flut von Botschaften. Besonders auffällig ist für mich dabei ein Plakat, das von der „Asyl-Flut“ spricht. Es erweckt den Eindruck, dass wir von einer Ausländer-Flut überspült werden.

Eine steile These, denn wir haben hier nicht einmal 2 Prozent Ausländeranteil. Da von einer Flut zu sprechen, ist nicht naiv sondern böswillig. Zudem wird in unserem Land deutlich, dass viele Lebensbereiche überhaupt nicht funktionierten, wenn es nicht Menschen gäbe, die bei uns neue Wurzeln treiben, weil sie aus ihrer Heimat fliehen mussten. Ihnen zu unterstellen, dass sie Wirtschaftsflüchtlinge sind, ist selbstvergessen.

Ich habe noch sehr gut den Ruf der DDR-Bürger im Ohr „Kommt die D-Mark bleiben wir, kommt sie nicht, gehen wir zu ihr“. Unterstellen wir nicht das, was viele selbst einst waren, getreu dem Motto „Nur was ich selber denk und tu, das trau ich einem andern zu“?

Am meisten dauert mich, dass viele Menschen von solcher „Phrasen-Flut“ emotional mitgerissen werden. Wer in schwierigen Verhältnissen lebt, ist anfällig für einfache Lösungen. Manches ist zudem verbesserungswürdig. Zudem verhalten und kleiden sich manche Menschen aus der Fremde für uns ungewohnt und das macht Angst. Manche verhalten sich sogar ungebührlich und nicht gesetzeskonform.

Das alles ist richtig. Trifft das jedoch nicht auch auf die Deutschen zu? Verstieß das Trio der sogenannten NSU nicht auch unentwegt gegen Gesetze?
Diese Welt ist komplex. Es gibt keine einfachen Lösungen, auch wenn wir das gern hätten. Selbst die besten Absichten können genau das Gegenteil dessen bewirken was sie wollten. Zum Beispiel die Einführung von Bio-Sprit, der die Öko-Bilanz verbessern helfen sollte und das Hunger-Problem von Zwei-Dritteln der Welt vergrößerte, weil zum Beispiel Nahrungspflanzen von Ölpflanzen auf den Anbauflächen verdrängt wurden.

Was ist nun wahr in einer Welt, die tatsächlich kompliziert ist und in manchen Dingen kritikwürdig? Die Herabsetzung eines anderen Menschen ist immer falsch und zeigt das Unmenschliche in einer politischen Botschaft. Wir brauchen in vielen Bereichen Zuwanderung, sonst ist unsere Gesellschaft auf Dauer nicht lebensfähig.

Viele Parteien stehen am Wochenende zu Ihrer Wahl. Bitte wählen Sie! Nichts ist verheerender für eine Demokratie, als denen das Feld zu überlassen, die ihre Anhänger zu den Urnen rufen, damit es bald keine Wahlen mehr gibt. Untätigkeit hat schon vor achtzig Jahren dazu geführt, dass keiner mehr eine Wahl hatte oder zu haben vorgab.

Wir sind vor 25 Jahren unter anderem auf die Straße gegangen, damit wir frei wählen können. Die Vielfalt der Wahlmöglichkeiten hat uns überrascht. Doch nun haben wir sie und müssen sie nutzen. Die, die wir wählen, müssen wir beim Wort nehmen und sie daran erinnern, wenn sie später von Zwängen sprechen, die sie ihre Wahlversprechen nicht einhalten lassen. Jeder darf vor der Wahl nur behaupten, was er wirklich zu halten im Stande ist. Dafür stehen die Politiker mit ihrem Wort, bei dieser Wahrheit gilt es sie zu behaften.

Für Christen wie mich ist diese Wahrheit indes relativ. Sie ist ein Abglanz der ewigen Wahrheit, von der es im Johannesevangelium heißt: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Wer sich an Gott rückbindet, braucht sein Herz nicht an Politiker, Menschen, Schönredner, Allesversprecher, Nichtsnutze u.a. hängen. Der wird auch nicht enttäuscht, es sei denn, er täuschte sich selbst und müsste dann enttäuscht werden, um der Wahrheit ins Auge zu sehen.

Die Wahrheit in Gott zu entdecken ist die Entdeckung fürs Leben, gehalten zu werden und fest zu gründen. Das andere ist eine Entscheidung für ein paar Jahre. Eine konkrete Entscheidung für konkrete Verhältnisse in Ihrem Ort, in Ihrem Landkreis, in unserem Europa. Helfen Sie mit, dass vernünftige und engagierte Menschen die Geschicke in unseren Kommunen und in unserem Landkreis lenken. Trauen Sie nicht denen, die Ihnen einreden, es gäbe eine vernichtende Flut, die über uns käme.

Es sind nur Bilder und Ängste, die in uns geweckt und geschürt werden sollen. Es ist nicht die Realität. Die ist komplexer, bunter und lebendiger. Gestalten Sie sie mit, indem Sie die Demokratie stärken – durch Ihre Wahl.

Ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen Superintendent Bálint, Sie haben die Wahl.
Autor: red

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