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Perfekte Einheit von Form und Funktion

Freitag, 27. Dezember 2013, 09:40 Uhr
Salbe oder Saft, Zäpfchen oder Spray: in welcher Zubereitung ein Arzneimittel erhältlich ist und verabreicht wird, ist kein Zufall und auch alles andere als gleichgültig. Denn die Arzneiform – ein ausgeklügelter Mix aus Wirkstoffen, Hilfs- und Trägersubstanzen – trägt ganz entscheidend zur Wirksamkeit bei...


Allerdings nur dann, wenn das Mittel auch richtig angewendet wird. Und hier unterlaufen vielen Patienten immer wieder Fehler. Doch das muss nicht sein. Thüringens Apothekerinnen und Apotheker informieren über Arzneiformen und deren richtige Anwendung.

„Ein Wirkstoff ist noch kein Medikament. Damit er seine Wirksamkeit am richtigen Ort zur richtigen Zeit entfalten kann, muss die Verpackung stimmen. Sie entscheidet darüber, auf welche Weise der Wirkstoff an den gewünschten Wirkort gelangt und was dort mit ihm geschieht“, erklärt Apothekerin Andrea Seifert, Pressesprecherin der Region Nordhausen.

„Lokale oder systemische Anwendung? Sofortiger Effekt oder Langzeitwirkung? Von solchen Faktoren hängt die Arzneiform wesentlich ab“, weiß die Apothekerin: „So wirken z. B. Schmelztabletten, die sich schon in geringen Flüssigkeitsmengen wie der Mundschleimhaut rasch auflösen, extrem schnell. Retard-Tabletten dagegen geben ihren Wirkstoff mit Verzögerung oder über einen längeren Zeitraum hinweg ab, um eine Langzeitwirkung zu erreichen.“

Ob flüssig wie Tropfen oder Tees, fest wie Kapseln oder Granulat, halbfest wie Cremes oder Zäpfchen oder in ganz anderer Form wie bei Pflastern oder Sprays: „Die gewünschten physikalisch-biochemischen Eigenschaften erreicht man durch die gezielte Kombination des Wirkstoffs mit speziellen Hilfs- oder Trägersubstanzen. Verteilung, Freisetzung und Aufnahme sowie Um- und Abbau des Wirkstoffs im Körper hängen davon ebenso ab wie Aussehen und Verpackung, Haltbarkeit und Lagerung des fertigen Präparats“, erläutert Seifert.

Die Entwicklung der jeweiligen „Komposition“ und die Herstellung eines Arzneimittels sind dabei häufig Meisterleistungen der pharmazeutischen Technologie – mit dem Ziel der optimalen Therapie- und Patientengerechtigkeit jedes einzelnen Präparats.

Dennoch passieren vielen Patienten Fehler bei Anwendung und/oder Lagerung. Die Darreichungsform sorgt nämlich bei rund einem Drittel aller ärztlich verordneten Medikamente für besonderen Beratungsbedarf. Fehlendes Wissen ist dabei – neben beeinträchtigter Feinmotorik und eingeschränktem Sehvermögen – die Hauptursache. Die Folgen können gravierend sein, wie Seifert ausführt: „Werden Medikamente falsch gelagert oder angewendet, kann dies zu Veränderung oder Verlust der Wirkung führen oder ungewollte Nebenwirkungen zur Folge haben.“

Zwar enthält der Beipackzettel immer eine genaue Gebrauchsinformation, doch im Zweifel sollte man sich die richtige Anwendung in der heimischen Apotheke erklären und zeigen lassen. So will etwa die Anwendung von Augenpräparaten, das Setzen von Injektionen oder auch das Inhalieren von Pulvern oder Sprays erst einmal gelernt sein.

Gewusst-wie heißt es aber auch bei alltäglicheren Arzneiformen wie Tabletten oder Tropfen: „Vor, während oder nach einer Mahlzeit? Lutschen oder schlucken? Mit Flüssigkeit oder ohne? Für die optimale Wirksamkeit kommt es zum einen auf Art und Zeitpunkt der Einnahme an. Und natürlich muss die Dosierung stimmen“, so die Apothekerin. Letzteres klingt ebenfalls oft einfacher, als es ist, etwa bei Trockensäften für Kinder, die vor der Anwendung mit Wasser angerührt werden müssen.

Und auch den Umgang mit der Tropfflasche oder das Teilen von Tabletten lässt man sich besser zunächst vom Apothekenpersonal demonstrieren, damit sich keine Dosierfehler einschleichen. „Teilen oder nicht teilen – das ist bei Tabletten generell oft die Frage“, weiß Seifert denn auch: „Viele Tabletten können problemlos geteilt, pulverisiert oder sogar in Wasser aufgelöst werden. Filmtabletten dagegen, z. B. solche mit magensaftresistentem Überzug oder Retard-Wirkung, dürfen grundsätzlich nicht geteilt, pulverisiert oder aufgelöst werden, da sie ihre Wirkung nur in intakter Form entfalten können.“

In so manch unscheinbarer Kapsel versteckt sich also regelrechte High-Tech – und nicht selten macht gerade die ein Arzneimittel besonders einfach in der Anwendung.
Autor: red

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