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"Stasi-Hütte" abgerissen

Donnerstag, 01. August 2013, 07:56 Uhr
Als 1990 der Nationalpark Hochharz zusammen mit vier weiteren Nationalparken im Zuge des Großschutzgebietsprogramms der damaligen DDR ausgewiesen wurde, glich das Brockenplateau einer Militärkaserne, die von einer hohen Betonmauer umgeben war. Und jetzt...


Die Flächen innerhalb dieser etwa 3,5 m hohen Mauer wurden tatsächlich intensiv militärisch beansprucht. So nutzten die sowjetischen Streitkräfte, die DDR-Volkspolizei, die Grenztruppen der DDR und das Ministerium für Staatssicherheit die günstige Lage des höchsten Berges Norddeutschlands für ihre Zwecke.

Die westlichen Pendants zu diesen Militäreinrichtungen waren auf dem nahegelegenen Wurmberg, dem Stöberhai, dem Ravensberg und der Schalke nicht zu übersehen. Von diesen vier Aufklärungstürmen des Kalten Krieges existiert nur noch der 1970 gebaute Turm auf dem Ravensberg nahe Bad Sachsa.

Auf der Brockenkuppe im Nationalpark Harz wurde bereits 1990 mit der Umsetzung der geplanten großflächigen Renaturierung begonnen. Als erstes
wurde die Brockenmauer abgerissen, dann der Kalkschotter entfernt und parallel hierzu der Brocken-Rundweg eingerichtet. 1994, nachdem die
russischen Streitkräfte den Brocken verlassen hatten, wurde eine Altlastenstudie erstellt und danach mit dem Abriss des Militärcamps, der Radome, alter Garagen und diverser Grenzbefestigungsanlagen begonnen.

Gleichzeitig wurden 5000 Tonnen wild verkipptes Material entfernt. Der sogenannte Pfeffi-Turm, ein für Richtfunkverbindungen der SED genutztes Gebäude am Osthang des Brockenplateaus, war das letzte Gebäude, das abgerissen wurde. Nach der Sanierung der Flächen wurde die ursprüngliche Oberflächengestalt des Bergplateaus so gut wie möglich wieder hergestellt und der „höchste Punkt“, mit „Brockenklippe“ und dezenter Brockenuhr naturnah gestaltet.

Endlich abgerissen (Foto: Dr. G. Karste) Endlich abgerissen (Foto: Dr. G. Karste)

Ein letztes Gebäude, das seinerzeit vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR (Hauptverwaltung Aufklärung) genutzt wurde, um den Kontakt zu den Agenten im Westen zu halten, stand allerdings noch bis vor wenigen Tagen, da es von der Technischen Universität Cottbus für wolkenchemische Untersuchungen genutzt wurde. Die zugehörige Antennenanlage war schon lange zurückgebaut worden.

Auch dieses letzte Gebäude konnte nun zurückgebaut werden. Da es mitten in den nicht zu betretenden, mit Vegetation bedeckten Flächen steht und laut Bebauungsplan der Gemeinde Schierke zum Abriss vorgesehen war, gab es hierzu keine Alternative. Die Fläche wurde naturnah gestaltet, so dass sich diese im Ergebnis der natürlichen Wiederbesiedlung durch
verschiedene Pflanzenarten von den umgebenen Flächen nicht unterscheiden wird, so Dr. Gunter Karste vom Nationalpark Harz, der die Abriss- und
Renaturierungsarbeiten koordiniert.
Autor: red

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