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"Zwischen Prunk und Politik"

Donnerstag, 06. Juni 2013, 22:56 Uhr
Die Sonderausstellung anlässlich des 14. Thüringentages 2013 in Sondershausen sollte man nicht verpassen. Fürstliche Gräber des frühen Mittelalters in Sondershausen und Süddeutschland". Nach den Funden muss man die Geschichte Thüringens aus einem anderen Winkel sehen, darin sind sich die Experten einig.

Als Gastgeberin des 14. Thüringentages 2013 kann die Stadt Sondershausen mit einer archäologischen Sensation aufwarten, die auf das Vortrefflichste zum Motto der Veranstaltung: "Mit fürstlicher Note" passt: Archäologische Funde aus fürstlichen Gräbern der Frühzeit Thüringens stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung im Sondershäuser Schloss, die vom 7. Juni bis 29. September 2013 zu sehen sein wird.

"Zwischen Prunk und Politik" (Foto: Karl-Heinz Herrmann) "Zwischen Prunk und Politik" (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Seit 2007 forschen Archäologen im Auftrag der Stadt Sondershausen und mit fachlicher Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie auf dem Frauenberg bei Sondershausen, kn berichtete bereits öfter darüber. Neben der ältesten Kirche Mitteldeutschlands wurden dabei reich ausgestattete Gräber des 7./8. Jh. entdeckt.

Sondershausens Bürgermeister Joachim Kreyer erinnerte daran, das der Heimat- und Geschichtsverein Jechaburg eine treibende Kraft war, damit die Grabungen auf dem Frauenberg überhaupt in Gang gekommen sind. Sowohl Kreyer als auch Thüringens Kultusminister Christhoph Matschie (SPD) fanden es bemerkenswert, dass sich junge Menschen mit der Problematik der Geschichte des Frauenbergs beschäftigen. Von der Östertalschule Sondershausen hatte ein Teil der Jugendlichen an der Ausstellungseröffnung teilgenommen. Die Jugendlichen arbeiten an einem Projekt zu dem Thema MeroWiki, kn berichtete bereits.

"Zwischen Prunk und Politik" (Foto: Karl-Heinz Herrmann) "Zwischen Prunk und Politik" (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Auch wenn das Geld schon verplant ist, Matschie übergab nun offiziell den Förderbescheid über 18.000 Euro an die Stadt Sondershausen. Zusammen mit dem Eigenanteil der Stadt soll eine Art Radarvermessung des Frauenbergs durchgeführt werden, um Ansatzpunkte für weitere Grabungen zu finden.

Die Redner, so Dr. Michael Grisko von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Dr. Sven Ostritz, Präsident des Thüringischen Landesamts für Denkmalspflege und rchäologie, sowie der Kurator der Ausstellung Dr. Niklot Krohn waren sich einig:

Die Funde aus den "fürstlichen Gräbern" von Sondershausen - Schmuck und Kleidungsbestandteile sowie teilweise mit Gold und Silber besetzte Waffen und Reitzubehör -suchen in Qualität und Seltenheit ihres gleichen und besitzen ihre engsten Parallelen auffälliger Weise in Beigaben aus Gräbern süddeutsch-alamannischer und bajuwarischer Eliten.

Da sie vom Lebensstil und Selbstbewusstsein einer sozialen Führungsschicht künden, die in einer Zeit des gesellschaftlichen, politischen und religiösen Wandels lebte, bieten die archäologischen Entdeckungen in idealer Weise den Ausgangspunkt für eine "Zeitreise" in die Frühgeschichte Thüringens. Zum ersten Mal werden die wertvollen Funde nun zusammen mit Leihgaben aus Süddeutschland ausgestellt.

Neben dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das das Vorhaben maßgeblich begleitete, stellten mehrere Museen Süddeutschlands, darunter die Archäologische Staatssammlung München, das Landesmuseum Württemberg und das Historische Museum Regensburg dafür Leihgaben zur Verfügung. Die Ausstellung wirft ein Licht auf eine Zeit, in der es aus Thüringen kaum schriftliche Überlieferungen gibt.

Sowohl Kreyer als auch Dr. Krohn würdigten besonders Dr. Diethard Walter sowie Grabungsleiterin Sybille Jahn und ihr Team vom Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens für die sehr sorgfältige Aufarbeitung der Funde.

Dr. Michael Grisko erinnerte die Politiker daran, dass die Archäologie die Unterstützung von Bund, Land und Kommunen bracht, betonte aber auch, dass man die eigene Unterstützung fortsetzen werde.

Die Ausstellung wird durch ein Vortragsprogramm, thematische Führungen und einem Aktionstag begleitet. Eine Begleitpublikation zur Ausstellung, die durch das Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkassen-Museumsstiftung für den Kyffhäuserkreis wesentlich mitfinanziert wurde, soll im August als Sonderheft der Publikationsreihe des Schlossmuseums Sondershausen "Sondershäuser Beiträge.Püsterich" erscheinen.

Im Sommer dieses Jahres erarbeiten Schüler der Östertalschule in Sondershausen eine interaktive Internetseite, in die sie ihre Kenntnisse zur sogenannten Merowingerzeit einarbeiten. An diesem "MeroWiki" werden auch Schulklassen aus Baden-Württemberg beteiligt, die sich im Sommer über die gemeinsame Geschichte Thüringens und Süddeutschlands im frühen Mittelalter vor Ort informieren werden.


Historische Orgel


Auch mit Altertum zu tun hatte der musikalische Teil der Eröffnung. Susanne Rühling spielte nicht nur auf Nachbauten historischer Instrumente, so auch auf einer Orgel die damals in der Zeit om 228 nach Christus bereits gebaut wurde, sondern stellte sie auch im Einzelnen vor. Museumsdirektorin Christa Hirschler sagte bewundernd, hier hätten wir gleich zwei Veranstaltungen daraus machen können.

Die Ausstellung ist vom 07. Juni bis 29. September 2013 in der ehemaligen Hofküche zu bewundern.
Autor: khh

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