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Kalter Kaffee bei der Feuerwehr

Mittwoch, 02. Mai 2012, 08:59 Uhr
Mindestens dreimal im Jahr kommt es bei den beiden Kindertagesstätten in Bleicherode zu Situationen, bei denen eindeutig Eltern, Onkel, Tanten und sonstige Angehörige in der erdrückenden Überzahl sind. Eduard Seifert hat sie gestern entdeckt...

Tolle Stimmung bei Klein und Groß (Foto: E. Seifert) Tolle Stimmung bei Klein und Groß (Foto: E. Seifert)

Und zwar beim Sommerfest und beim Dezember-Märchentag im Kulturhaus, gestaltet von der Kita „Bleicheröder Knirpse“, und beim Maifest des „Schlösschens am Festplatz“ am 1. Mai. Diesmal stand letzteres unter dem Motto: „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Und warum? Weil auf dem Festplatz ein „Großfeuer“ ausgebrochen war; eine ganze Häuserzeile qualmte und schickte blaue Rauchwolken gen Himmel, die von Ferne Ähnlichkeit mit blauen Plasteplanen hatten.

Eine alte Frau galt es aus ihrem brennenden Häuschen zu retten und für diese Maifeier hatte sich Bleicherode auch noch einen Zoo zugelegt, auf dass ein umgestürzter und zu beseitigender Baum den Weg zum Futter für die Zootiere versperren konnte. Bei all der Hitze war der zugefrorene Schwanenteich aber nur so weit aufgetaut, dass er eine trügerische Tragfähigkeit erreichte: Eltern mussten der Feuerwehr noch zu Hilfe kommen, die eingebrochenen Kinder zu retten. Bei all dem spielte auch noch eine „angedeutete Feuerwehrkapelle“ – fast wie einst auf der TITANIC, bevor sie unterging. Echt war jedoch bei der ganzen Szenerie das Feuerwehrhorn, das an den passenden Stellen vom anwesenden Feuerwehrfahrzeug ertönte.

Der Hintergrund des fröhlich-ernsten Spiels: Die Kita „Schlösschen am Festplatz“ kann sich mit dem Attribut “ Beste brandschutztechnisch ausgerüstete Kita des Landkreises Nordhauseen“ schmücken. Die (einstige) Uthemann-Villa ist Bestandteil der Geschichte des Kaliwerkes und genoss als solche Bestandsschutz. Dieser „Genuss“ war erkauft mit einer für eine Kita nicht mehr den modernen Anforderungen des Brandschutzes genügenden baulichen Ausrüstung. In dem Moment jedoch, in dem man ein Loch in die Giebelwand schlug, um einen zusätzlichen Fluchtweg nach außen anzubauen, verlor das Gebäude seinen Bestandsschutz.

Nun hat es die modernste, gesetzlichen Vorgaben entsprechende Brandschutzeinrichtung. Das musste schließlich gefeiert werden. Die Kita-Belegschaft, die Eltern und auch die Feuerwehr waren mit Engagement und Freude bei der Vorbereitung und Ausgestaltung des Festes und so löste sich denn der „Großbrand“ schließlich auf in Bratwurst, Kuchen, Limonade und (heißen) Kaffee. Der (kalte) Kaffee, der wegen der Feuerwehreinsätze sein Aroma verloren hatte, konnte stehen bleiben.

„Betreuungsgeld“? Das war ein Begriff, der als Reizwort bei diesem Fest sehr ferne lag. KITA-BETREUUNGSWIRKLICHKEIT dagegen zeigte sich als ein mit Großbuchstaben zu schreibender und zu verstehender Begriff!
Eduard Seifert
Autor: nnz

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