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Sa, 17:00 Uhr
30.10.2010

Die Geschichte der Stolpersteine

18 Stolpersteine gab es bereits in Nordhausen. Am heutigen Samstag kamen noch einmal vier neue hinzu. Die Steine sollen als Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus dienen. Um die Erinnerungsarbeit zu unterstützen, plant der Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ eine Broschüre zu erstellen, die sich mit dem Schicksal der auf den Steinen verewigten Opfer näher auseinandersetzt...

Der Künstler Gunter Demnig in der Domstraße im Jahr 2007 (Foto: Stadt Nordhausen) Der Künstler Gunter Demnig in der Domstraße im Jahr 2007 (Foto: Stadt Nordhausen)

Inzwischen liegen Stolpersteine in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. Auf den Steinen, die vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer in das Straßenpflaster eingelassen werden, sind Name, Geburtsjahrgang, Todestag und Todesort eingemeißelt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig will mit den Steinen die Erinnerung an die Opfer des Naziterrors lebendig werden lassen. Die goldenen Pflastersteine sollen nicht nur als Denkmäler für jüdische Opfer dienen, sie erinnern auch an Regimegegner, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, KPD-Mitglieder und andere Verfolgte die dem Regime ein Dorn im Auge waren.

Mit nunmehr 22 eingelassenen Steinen ist das Nordhäuser Straßenpflaster eine der größten Stolpersteinsammlungen. Das ist nicht zuletzt der Nähe zum ehemaligen KZ Mittelbau Dora und der damit verbundenen Erinnerungsarbeit geschuldet. Die ersten Steine erwarb Nordhausen im Jahr 2004, nun kamen heute noch einmal vier neue Steine hinzu.

Da das lebendig werden der Erinnerung durch die reinen Daten, die auf den Steinen zu finden sind, aber nur bedingt erreicht werden kann, plant man bei dem überregionalem Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ eine Broschüre zu erstellen, die, die Geschichten hinter den Daten erzählt.

Um 9 Uhr verlegte Gunter Demnig den ersten der vier neuen Steine am Pferdemarkt 5. Zwei weitere fanden ihren Platz in der Riemannstraße vor dem letztem selbst gewählten Wohnort des Ehepaares Hermann. Der einst im Wäschegroßhandel tätige Kaufmann kam, wie auch seine Frau, 1944 in Auschwitz ums Leben. Dort wurde auch die Erzieherin Cäcille Altmann umgebracht. Ihr wurde der dritte Stein gewidmet, der am Pferdemarkt in das Pflaster eingelassen wurde. Der vierte und letzte Stein erinnert an Louis Schierholz, der im bürgerlichen Widerstand tätig war, und 1943 starb. Sein Stolperstein befindet sich nun an der Ecke Uferstraße/Friedrichstraße, wo einst sein Wohnhaus stand und nun ein Autoverkäufer ansässig ist.

Die Broschüre wird diese eher allgemeinen Informationen um insgesamt 22 Biographien erweitern, und so den Steinen je eine Lebensgeschichte zur Seite stellen. Die abstrakten Einzelschicksale aus einer längst vergangenen, und oft schwer nachzuvollziehenden, Ära der deutschen Geschichte werden so aus dem Dunkel der Historie geholt und geben der Vergangenheit mehr Substanz.

So erfährt man zum Beispiel wie es dem katholischem Pfarrer Wilhelm Huntziger erging. Weil er die Nationalsozialisten öffentlich kritisierte wurde er 1935 von der SA schwer misshandelt und letzten Endes aus der Stadt gejagt. Auch an ihn erinnert einer der Gedenksteine vor dem Katholischem Pfarrhaus gegenüber des Domes. Durch die Personalisierung der Schicksale soll der Betrachter in die Lage versetzt werden, einen Bezug zu den einzelnen Opfern herzustellen, und so die Geschichte erfahrbarer und greifbarer zu machen, als ihm das mit reinen Daten und Zahlenkolonnen möglich wäre.

Außerdem soll die Broschüre in Zukunft als Unterrichtsmaterial den Schulen des Landkreises als Lehrmaterial zur Verfügung gestellt werden und weitere Projekte rund um den geschichtlichen Topos, etwa in der Arbeit der Gedenkstätte Mittelbau Dora, begleiten. Die Broschüre ist teil des lokalen Aktionsplanes (LAP) und eines von vielen Projekten, die in den letzten zwei Jahren in der Rolandsstadt durch das Bundesprogramm „Vielfalt tut gut- Jugend gegen Rechtsextremismus für Vielfalt und Demokratie“ realisiert werden konnten.

So wird die Broschüre auch eine kurze Einführung zur Geschichte Nordhausens während der Zeit des Nationalsozialismus enthalten. Die Informationen hierfür wurden, unter anderem, während der Arbeit für ein anderes „Vielfalt tut gut“- Projekt, dem Stadtrundgang „Nordhausen im Nationalsozialismus“, gesammelt, der vom Jugendsozialwerk und der Gedenkstätte auf die Beine gestellt wurde.

Im Gegensatz zu den meisten „Vielfalt tut gut“- Projektträgern, ist der Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie“, der die Erstellung der Broschüre initiiert hat, nicht auf das Gebiet in und um Nordhausen beschränkt. Der Hauptsitz des Vereins ist in Berlin, und man ist Bundesweit aktiv. Der Verein sieht seine Aufgabe darin, die historische Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit aktiv zu unterstützen. Man leistet Erinnerungs- und Dokumentationsarbeit nicht nur mit Blick auf das Dritte Reich, sondern setzt sich auch mit der DDR-Diktatur kritisch auseinander.

Den Vorsitz des Vereins hat im übrigen Joachim Gauck inne, der dieses Jahr einer der Anwärter auf das Amt des Bundespräsidenten war. Neben diesem hochkarätigem Mitglied versammelt der Verein auch noch viele andere Prominente aus Politik, Gesellschaft und Kultur in seinen Reihen.

Das sich „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ auch in Nordhausen engagiert, ist dem Umstand zu Verdanken, das die Thüringer Regionalgruppe des Vereins von der Leiterin des Nordhäuser Amtes für Kultur, Soziales und Bildung, Dr. Cornelia Klose, vertreten wird. Sie hat das Broschürenprojekt in die Wege geleitet. Bereits vor einigen Jahren hatte das Jugendsozialwerk einen, im Umfang wesentlich kleineren, Flyer herausgegeben, der die Daten der Steine noch einmal zusammenfasste.

Das neue Heft greift die alte Idee auf und erweitert sie konsequent. Frau Dr. Klose steht dabei natürlich nicht allein auf weiter Flur: zum einem weiß sie den Verein hinter sich, und zum anderem wurden viele der Informationen in stundenlanger Archivarbeit von freiwilligen, historiographisch interessierten Nordhäusern zusammengetragen.
Autor: agl

Kommentare
Georg66
28.08.2010, 02.35 Uhr
vergessen
Wo sind die Stolpersteine für die Opfer des Stalinismus und Kommunismus. Die rote Liga hüllt sich in Schweigen, um sich seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu entledigen.

Schweigen auf ganzer Linie ist neue Richtung. Stacheldraht und Schießbefehl werden in Zeiten sozialer Kälte hoffähig. Bravo Genossen und dem Morgenrot entgegen, ihr Kampfgennossen all.
MFG
TeeEff
31.10.2010, 10.56 Uhr
Wieder nicht ganzen Text gelesen, hmm?
Tja Georg, musst gegen deine Pawlowschen Reflexe noch mehr ankämpfen und nicht schon bei dem Wort "Opfer des Nationalsozialismus" abschalten!

Dann hättest Du naämlich gelesen:

"Der Verein sieht seine Aufgabe darin, die historische Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit aktiv zu unterstützen. Man leistet Erinnerungs- und Dokumentationsarbeit NICHT NUR mit Blick auf das Dritte Reich, SONDERN setzt sich AUCH mit der DDR-Diktatur kritisch auseinander."

Und weiter, das der STASI-Jäger Gauck den Vorsitz des Vereins inne hat. Schon wärste viel glücklicher gewesen und weniger blamiert!

Ansonsten wirst Du, wie viele Deiner nationalen gesinnten Genossen, den Juden Auschwitz eh nie verzeihen...aber an Euch wenden sich diese Aktionen auch nicht.
Georg66
31.10.2010, 11.56 Uhr
Und wieder.....
mal nicht auf das Datum des Kommentares geschaut.
Das Teil ist schon Geschichte und ich weiss gar nicht, wieso es wieder an vorderster Front steht. Also nicht aufregen Herr TeeEff!

Karl Marx und Rosa Luxemburg sind schon lange Tot und werden auch durch Stolpersteine nicht wieder lebendig. Außerdem ist das hier kein Chat. Also dann doch wieder zum 100 und tausensden Mal ein Kommentar zum Autohof Sundhausen schreiben...gääääääähhhnnnnnn.
TeeEff
31.10.2010, 15.03 Uhr
Ihre Kommentare sind halt einfach zeitlos
und wäre wohl auch diesmal kein anderer gewesen.

Nun, scheinbar ein Zuordnungsproblem im CMS bei der NNZ. Trotzdem eine sehr gute und wichtige Aktion, diese Stolpersteine! Ganz besonders da derzeit die Nazi-Vetrtuschungsaffäre des Auswärtigen Amtes herauskommt, wie man noch in den 70ern Nazi warte, nicht in Länder zu fahren wo Haftbefehle gegen sie vorlagen etc.

Das auch endlich mal die Nazi-Abstammung hoher Tiere des BND nach über 60 Jahren untersucht wird - ein Traum und in dieser Republik längst überfällig!
Georg66
31.10.2010, 16.32 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema
meiner meinung nach
01.11.2010, 08.12 Uhr
Gegen das Vergessen
Es ist einfach absurd, Erinnerung und Mahnung an den Holocaust mit dem Hinweis auf Verbrechen in anderen Epochen relativieren zu wollen! Natürlich gab es auch Verbrechen im Kommunismus, wo Menschen wegen ihrer Meinung verfolgt wurden- an diese sollte natürlich auch erinnert werden. Jüdische Menschen und damit jüdisches Leben und jüdische Kultur wurden einzig wegen ihrer Abstammung vernichtet- auch in unserer Stadt. Hinsehen und darüber nachdenken, und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen!

PS: Herr Georg66, der immer wieder durch seine "differenzierten" Betrachtungsweisen zu diesen Themen in diesem Forum auffällt, kann sich ja mal eine Form des Erinnerns für die Opfer des Stalinismus einfallen lassen, wir finden das gut und machen auch mit...
Retupmoc
01.11.2010, 08.42 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Verstoß gegen AGB
Georg66
02.11.2010, 07.27 Uhr
@xyz1
Vielleicht das Gründen einer "Opferpartei" und oder das jährliche Treffen von Opfern des Stalinismus an einem Grenzmuseum, Internetkontakte oder den Antrag auf die Umbennenung einer Strasse in NDH in Strasse der Opfer des Stalinismus usw. Da gibt es doch viele Möglichkeiten. Da muss ich doch nicht erst kommen,um Ihnen so etwas aufzuzeigen.Oder? Aber das ist hier kein Chat!
MFG
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