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Sa, 21:37 Uhr
29.09.2007

Braucht Nordhausen ein Theater?

Nordhausen (nnz). Diese Frage stellten sich die Bürger schon vor 90 Jahren, trotz Krieg und Hunger beantworteten sie diese mit ja. Das Theater hat so lange durchgehalten, daß es heute Abend einen Grund zum Feiern gab.


Rinke (Foto: wf) Rinke (Foto: wf)

„Es ist eines der schönsten Jubiläen in diesem Jahr“, Oberbürgermeisterin Barbara Rinke freute sich sehr über das 90jährige Jubiläum des Theaters, um das es im vergangenen Jahr so schlecht gestanden hatte. Sie bedankte sich bei allen, die diese Bühne aufgebaut und gepflegt haben.

„Ist es ein Wunder oder eine Selbstverständlichkeit, daß wir hier heute Abend feiern können?“ fragte sie. Im Laufe ihres geschichtlichen Abriß über die Höhen und Tiefen des Musentempels fand sie selbst die Antwort. „Es scheint nur so, als ob es Wunder waren, vor allem war es harte Arbeit.“

Diese Arbeit begann 1913, als das Theater kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges entstehen sollte. Am selben Ort befand sich einst das Tivoli-Theater, aber das war baufällig und hätte kostenintensiver Erneuerung bedurft. Der Abriß und Neubau kostete weniger. 1917, mitten im Krieg, war es soweit. Das Haus konnte eröffnet werden, in einer Zeit, wo die Zeitungen voller Todesanzeigen waren und Brot nur auf Marken zu bekommen. Ist es gerechtfertigt, mitten im Krieg ein Theater zu bauen? Das wurde kontrovers diskutiert damals. Barbara Rinke meinte, das sei ein Akt der Hoffnung in einer hoffnungslosen Zeit gewesen. Auch Zeitzeugen äußerten sich positiv über das Theater, wie die Oberbürgermeisterin zitierte.

Festkonzert (Foto: wf) Festkonzert (Foto: wf)

Auch heute, in Zeiten knapper Kassen, steht das Theater zur Diskussion. Ist Kultur nicht Luxus, den es zwar ganz nett ist zu haben, den man aber nicht wirklich braucht? Intendant Lars Tietje stellte provokant diese Frage, beantwortete sie aber gleich selbst. „Kultur ist ein Nährboden für Fortschritt“ sagte er. Erst durch Kultur würde Wissen zu Bildung, betonte er. Als er nach Nordhausen kam, war er von der kulturellen Begeisterung der Bürger angetan. Die habe er sofort gespürt.

Für Barbara Rinke ist Tietjes Wirken am Theater genau richtig. „Er hat das Haus wieder dahin gerückt, wo es hingehört, aber lange nicht mehr war, in die Mitte der Stadt, in die Herzen und Köpfe der Bürger.“ Das habe man auch im vergangenen Sommer sehen können, als die Nordhäuser für den Erhalt des Hauses kämpften. Im Sommer 2003, als die Schauspielsparte gestrichen wurde, hatte man leider nicht so großen Rückhalt gehabt, so die Oberbürgermeisterin.

Vorerst ist die Finanzierung des Theaters gesichert. Doch bis zum ganz großen Jubiläum vergehen noch zehn Jahre. Lars Tietje hofft die vielen Gäste des heutigen Abends nicht erst dann wiederzusehen, sondern regelmäßig. Denn Kunst ist zwar nicht das Brot des Lebens, aber der Wein. Und deswegen sei das Theater ein Tempel der Freude, wünschte sich die Oberbürgermeisterin.
Autor: wf

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