Mi, 13:30 Uhr
16.04.2025
Das blaue Zelt steht wieder
Spielen als wäre es das letzte Mal
Am Altentor wurde am Wochenende wieder fleißig gewerkelt und siehe da: das blaue Zappelini Zirkus Zelt steht wieder. Mit dem Start der Saison können Nachwuchsartisten und Freunde ausgefallener Kunst bald wieder aus dem vollem Schöpfen. Zumindest noch in diesem Jahr…
Am Wochenende wurde am Altentor wieder kräftig angepackt und das blaue Zappelini-Zelt aufgebaut (Foto: agl)
Die Spanngurte sind fest gezurrt, die Bühne steht, die Technik läuft - das nunmehr 9. Nordhäuser Zirkusfest, das Blue Balloon Festival, kann kommen. Eröffnet wird der Reigen am Samstag kommender Woche mit der Compagnie Zalataï aus Frankreich. In Palianytsia zeigen Alexander Koblikov und Charlotte de la Bretèque die Geschichte eines Paares, das sich in den Wirren eines Krieges verliert und am Ende wieder zusammenfindet.
Das Stück wurde noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges geschrieben und hat heute noch einmal eine ganz andere Brisanz, zumal Alexander nicht nur einer der besten Jongleure der Welt ist, sondern auch gebürtiger Ukrainer, sagt Steffi Böttcher, eine der zwei Zappelinis, die das außergewöhnliche Zirkus-Festival Jahr um Jahr mit Hilffe von Freiwilligen und Freunden auf die Beine stellen. Das Stück ist was ganz besonderes, eine absolut poetische Geschichte die trotz der Schwere des Themas eine ganz eigene Leichtigkeit entwickelt. Dazu gibt es bretonische Musik und Gipsy-Swing, sowas bekommen auch wir nicht alle Tage zu sehen.
Eine Verbindung zwischen Puppenspiel und Luftartistik bietet am 04. Mai das Duo Raum 305 mit ODER DOCH?. Auch hier: künstlerische Spitzenklasse - ohne Worte und mit minimalistischem Bühnenbild wird ein Beziehnungsdrama erzählt, das auch vor düsteren Momenten nicht zurückscheut. Das ist das Finale der Zirkustrilogie, man muss aber die anderen Stücke nicht gesehen haben um zu verstehen um was es hier geht. Es wird gruselig, es wird düster und diese Zirkusshow ist absolut nichts für Kinder, erklärt Steffi Böttcher.
SHOW PONY | still hungry & Bryony Kimmings (Foto: Andy Phillipson)
Am 11. Mai geht es mit Show Pony der Combo still hungry & Bryony Kimmings deutlich heiterer zu. Hier stehen ein paar ältere Damen auf der Bühne und richten den Blick nach innen: Was ist, wenn die Bühnen von den jüngeren übernommen wird? Wie geht es weiter? Endstation oder hat das Alter doch nicht auch Vorteile? Das Stück verbindet zeitgenössischen Zirkus mit Schauspiel und Humor und entlarvt Vorurteile gegenüber Alter und Weiblichkeit, voller Liebe, Lachen und Wahnsinn.
Ungewisse Zukunft für den Zirkus
Am 21. Mai bringen Siegfried und Joy Las Vegas Flair nach Nordhausen, diese Show ist allerdings schon jetzt ausverkauft. Ein paar Tage später wird Geburtstag gefeiert, am 25. Mai heißt es Happy Birthday Zappelini! - 30 Jahre keine Ruhe. Der Tag soll viel buntes Programm und (schwarzen) Humor bieten, für den Matthias Romir, der Schwarzclown sorgen wird. Außerdem gibt es Auftritte des jungen Zirkus mit Hochseil- und Luftartistik. Wir wollen an dem Abend einfach Spaß haben und mit allen feiern., sagt Steffi Böttcher.
In die Freude über den runden Geburtstag mischt sich dieser Tage aber auch große Unsicherheit. Eigentlich läuft es gut beim jungen Zirkus, mit fast hundert Nachwuchsartisten, tummeln sich so viele Kinder wie noch nie in den Reihen der Zappelinis und das obwohl die Trainingsmöglichkeiten seit dem Auszug aus den alten Räumen in der Grimmelallee nicht mehr optimal sind. Umso mehr freuen sich die Kinder auf die Zeltsaison, erzählt Böttcher, in den drei Monaten die das Zelt am Altentor steht, kann man technisch und künstlerisch aus dem Vollen schöpfen und Sachen ausprobieren, die in den Turnhallen, in denen sonst trainiert wird, nicht möglich sind.
Ob das auch im nächsten Jahr so bleibt, steht im Moment allerdings in Frage. Zum einen ist da die Finanzierungsfrage, Unterstützung bekommt man zwar aus der Kulturförderung der Stadt, aber nicht in der Höhe, in der man sicher arbeiten könnte. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, Klarheit sollte es geben, wenn der Stadtrat am 23. April tagt.
In 30 Jahren Vereinsgeschichte hat man schon manch schmale Zeit durchgestanden, Sorge bereitet das liebe Geld nicht zum ersten Mal. Aber auch an anderer Stelle ziehen sich dunkle Wolken über dem Zelt zusammen, ein Nordhäuser Trägerverein hat Interesse am Grund und Boden angemeldet, auf dem das Zirkuszelt seit neun Jahren aufgebaut wird und möchte hier wohl ein neues Seniorenheim errichten. Eine entsprechende Anfrage soll bei der Stadt eingegangen sein, der das Grundstück gehört. Die Leute sehen das Zelt und denken das ist es dann. Aber wir brauchen für den Aufbau und die Organisation tatsächlich das ganze Gelände. Wir haben uns schon nach Alternativen umgeschaut aber das gibt es nicht viel was passen würde., erläuert Böttcher. Entweder sind die Plätze sind zu klein oder in privatem Besitz. Ich hoffe das dieser Kelch an uns vorüber geht aber im Moment sehe ich die Sache ehrlicher Weise so, dass wir in diesem Jahr so spielen, als wäre es das letzte Mal.
Ob aus dem dunklen Firmament ein Gewitter wird oder sich die Zukunft für den Zirkus doch noch aufklart, ist nicht abzusehen. Der Stadt und dem kulturellen Leben würde ein Leuchtturm verloren gehen, sollte es so kommen. Ob der Hammer nun aber fällt oder nicht, man hat für das 9. Festival noch einiges an Programm im Gepäck und wird spielen was das Zeug hält.
Neben Filmabend, Flow-Markt und Workshops wird das Zelt auch als Veranstaltungsort genutzt werden. Am 18. Mai gastiert das Gitarrenensemble Con Fermezza mit dem Quartett Taduas in der Manege und am 6. Juni lädt der Jazzclub mit Zierdt und Herrenzimmer zum Konzert.
Am 22. Juni geht es HA HA HA HI! und "Locke Wurm on stage" weiter im aritstischem Programm weiter. Ein abstruser Clownsabend mit Humorforscher Felix Baumann, der vor ungewöhnlichen Mitteln nicht zurückschreckt und auch schon mal mit nackter Haut arbeitet. Am 28. Juni wird es poetisch, Kathrin Wagner nimmt das Publikum in I was told auf eine emotionale Reise mit und erkundet Fragen zu Wahrnehmung und Identität.
Zum Abschluss wird es dann noch einmal heiter, Flender Jetzt! bietet Balance, Jonglage, Comedy und Slapstick in einem Paket, das Ergebnis wird saulustig verspricht Steffi Böttcher.
Wer mehr zum Programm erfahren oder sich Tickets sichern will, der findet alles dazu auf der Seite des Blue Balloon Festivals.
Angelo Glashagel
Autor: red
Die Spanngurte sind fest gezurrt, die Bühne steht, die Technik läuft - das nunmehr 9. Nordhäuser Zirkusfest, das Blue Balloon Festival, kann kommen. Eröffnet wird der Reigen am Samstag kommender Woche mit der Compagnie Zalataï aus Frankreich. In Palianytsia zeigen Alexander Koblikov und Charlotte de la Bretèque die Geschichte eines Paares, das sich in den Wirren eines Krieges verliert und am Ende wieder zusammenfindet.
Das Stück wurde noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges geschrieben und hat heute noch einmal eine ganz andere Brisanz, zumal Alexander nicht nur einer der besten Jongleure der Welt ist, sondern auch gebürtiger Ukrainer, sagt Steffi Böttcher, eine der zwei Zappelinis, die das außergewöhnliche Zirkus-Festival Jahr um Jahr mit Hilffe von Freiwilligen und Freunden auf die Beine stellen. Das Stück ist was ganz besonderes, eine absolut poetische Geschichte die trotz der Schwere des Themas eine ganz eigene Leichtigkeit entwickelt. Dazu gibt es bretonische Musik und Gipsy-Swing, sowas bekommen auch wir nicht alle Tage zu sehen.
Eine Verbindung zwischen Puppenspiel und Luftartistik bietet am 04. Mai das Duo Raum 305 mit ODER DOCH?. Auch hier: künstlerische Spitzenklasse - ohne Worte und mit minimalistischem Bühnenbild wird ein Beziehnungsdrama erzählt, das auch vor düsteren Momenten nicht zurückscheut. Das ist das Finale der Zirkustrilogie, man muss aber die anderen Stücke nicht gesehen haben um zu verstehen um was es hier geht. Es wird gruselig, es wird düster und diese Zirkusshow ist absolut nichts für Kinder, erklärt Steffi Böttcher.

Ungewisse Zukunft für den Zirkus
Am 21. Mai bringen Siegfried und Joy Las Vegas Flair nach Nordhausen, diese Show ist allerdings schon jetzt ausverkauft. Ein paar Tage später wird Geburtstag gefeiert, am 25. Mai heißt es Happy Birthday Zappelini! - 30 Jahre keine Ruhe. Der Tag soll viel buntes Programm und (schwarzen) Humor bieten, für den Matthias Romir, der Schwarzclown sorgen wird. Außerdem gibt es Auftritte des jungen Zirkus mit Hochseil- und Luftartistik. Wir wollen an dem Abend einfach Spaß haben und mit allen feiern., sagt Steffi Böttcher.
In die Freude über den runden Geburtstag mischt sich dieser Tage aber auch große Unsicherheit. Eigentlich läuft es gut beim jungen Zirkus, mit fast hundert Nachwuchsartisten, tummeln sich so viele Kinder wie noch nie in den Reihen der Zappelinis und das obwohl die Trainingsmöglichkeiten seit dem Auszug aus den alten Räumen in der Grimmelallee nicht mehr optimal sind. Umso mehr freuen sich die Kinder auf die Zeltsaison, erzählt Böttcher, in den drei Monaten die das Zelt am Altentor steht, kann man technisch und künstlerisch aus dem Vollen schöpfen und Sachen ausprobieren, die in den Turnhallen, in denen sonst trainiert wird, nicht möglich sind.
Ob das auch im nächsten Jahr so bleibt, steht im Moment allerdings in Frage. Zum einen ist da die Finanzierungsfrage, Unterstützung bekommt man zwar aus der Kulturförderung der Stadt, aber nicht in der Höhe, in der man sicher arbeiten könnte. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, Klarheit sollte es geben, wenn der Stadtrat am 23. April tagt.
In 30 Jahren Vereinsgeschichte hat man schon manch schmale Zeit durchgestanden, Sorge bereitet das liebe Geld nicht zum ersten Mal. Aber auch an anderer Stelle ziehen sich dunkle Wolken über dem Zelt zusammen, ein Nordhäuser Trägerverein hat Interesse am Grund und Boden angemeldet, auf dem das Zirkuszelt seit neun Jahren aufgebaut wird und möchte hier wohl ein neues Seniorenheim errichten. Eine entsprechende Anfrage soll bei der Stadt eingegangen sein, der das Grundstück gehört. Die Leute sehen das Zelt und denken das ist es dann. Aber wir brauchen für den Aufbau und die Organisation tatsächlich das ganze Gelände. Wir haben uns schon nach Alternativen umgeschaut aber das gibt es nicht viel was passen würde., erläuert Böttcher. Entweder sind die Plätze sind zu klein oder in privatem Besitz. Ich hoffe das dieser Kelch an uns vorüber geht aber im Moment sehe ich die Sache ehrlicher Weise so, dass wir in diesem Jahr so spielen, als wäre es das letzte Mal.
Ob aus dem dunklen Firmament ein Gewitter wird oder sich die Zukunft für den Zirkus doch noch aufklart, ist nicht abzusehen. Der Stadt und dem kulturellen Leben würde ein Leuchtturm verloren gehen, sollte es so kommen. Ob der Hammer nun aber fällt oder nicht, man hat für das 9. Festival noch einiges an Programm im Gepäck und wird spielen was das Zeug hält.
Neben Filmabend, Flow-Markt und Workshops wird das Zelt auch als Veranstaltungsort genutzt werden. Am 18. Mai gastiert das Gitarrenensemble Con Fermezza mit dem Quartett Taduas in der Manege und am 6. Juni lädt der Jazzclub mit Zierdt und Herrenzimmer zum Konzert.
Am 22. Juni geht es HA HA HA HI! und "Locke Wurm on stage" weiter im aritstischem Programm weiter. Ein abstruser Clownsabend mit Humorforscher Felix Baumann, der vor ungewöhnlichen Mitteln nicht zurückschreckt und auch schon mal mit nackter Haut arbeitet. Am 28. Juni wird es poetisch, Kathrin Wagner nimmt das Publikum in I was told auf eine emotionale Reise mit und erkundet Fragen zu Wahrnehmung und Identität.
Zum Abschluss wird es dann noch einmal heiter, Flender Jetzt! bietet Balance, Jonglage, Comedy und Slapstick in einem Paket, das Ergebnis wird saulustig verspricht Steffi Böttcher.
Wer mehr zum Programm erfahren oder sich Tickets sichern will, der findet alles dazu auf der Seite des Blue Balloon Festivals.
Angelo Glashagel