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Mo, 15:48 Uhr
09.09.2024
Schwerer Stand für nachhaltige Geldanlagen:

Interesse um 10 Prozentpunkte gesunken

Nachhaltige Geldanlagen spielen für die Menschen in Deutschland heute eine geringere Rolle als noch vor zwei Jahren. Nur noch jeder Fünfte investiert selbst in nachhaltige Finanzprodukte, gut zwei Drittel bekunden daran zumindest ein generelles Interesse. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox...


69 Prozent der insgesamt 1.016 Befragten in der aktuellen Verivox-Studie interessieren sich nach eigenen Angaben für nachhaltige Geldanlagen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei 79 Prozent – 10 Prozentpunkte höher als heute. Damals hatte fast ein Viertel (24 Prozent) nach eigenen Angaben selbst Geld in Finanzprodukten angelegt, die bestimmten ökologischen, sozialen und ethischen Mindest-Standards genügen. Aktuell liegt dieser Anteil noch bei 21 Prozent.

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„Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wird auch von der aktuellen Nachrichtenlage beeinflusst“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Vor zwei Jahren war die gesellschaftliche Debatte noch stärker als heute von Themen geprägt, die von vielen Menschen mit Nachhaltigkeit verbunden werden.“

Wie Langzeitdaten der Forschungsgruppe Wahlen zeigen, zählten etwa Klimaschutz sowie die Transformation der Versorgung weg von fossilen und hin zu regenerativen Energieträgern in Spitzenzeiten für 40 bis 50 Prozent der Menschen zu den dringlichsten politischen Herausforderungen in Deutschland. Aktuell messen nur noch rund 20 Prozent der Deutschen diesen Themen so große Bedeutung bei.

Das Nischen-Dasein ist endgültig überwunden
„Ihrem einstigen Nischen-Dasein sind nachhaltige Finanzprodukte dennoch entwachsen“, sagt Oliver Maier. „Vielen Menschen ist es wichtig, ihr Geld nicht nur gewinnbringend anzulegen, sondern zugleich etwas Gutes damit zu bewirken.“

Zwei von drei (65 Prozent) Befragten mit Interesse an nachhaltigen Anlageprodukten wären nach eigenen Angaben sogar bereit, eine geringere Rendite zu akzeptieren, wenn sie dafür sicher sein können, dass ihr Geld ausschließlich in Projekte und Unternehmen investiert wird, die wichtige Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Nur für 28 Prozent kämen Abstriche bei der Rendite nicht in Frage.

Faire Arbeitsbedingungen am wichtigsten
Welche Kriterien für sie bei einer nachhaltigen Geldanlage höchste Priorität haben, schätzen die Menschen allerdings sehr unterschiedlich ein. Nach den drei wichtigsten von insgesamt zwölf vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien befragt, wird der Verzicht auf ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen am häufigsten genannt (40 Prozent).

Jeweils für etwa ein Drittel der Befragten zählt der Verzicht auf Tierversuche (33 Prozent) sowie ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Planeten (32 Prozent) zu den wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien. Für 30 Prozent sind Investitionen in erneuerbare Energien besonders wichtig.

Ein Teil der Menschen möchte bestimmte kontroverse Wirtschaftszweige wie die Rüstungs- und Waffenindustrie (22 Prozent), die Glücksspiel-Branche (20 Prozent), Produzenten gentechnisch veränderter Lebensmittel oder die Alkohol- und Tabakindustrie (jeweils 13 Prozent) ausgeschlossen wissen. Investitionen in fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas oder in Kernenergie sind ebenfalls für jeweils 13 Prozent der Befragten unvereinbar mit einem nachhaltigen Investment.

Einheitliche Nachhaltigkeitsstandards gibt es nicht
„Die Vorstellungen darüber, was eine nachhaltige Geldanlage im Kern ausmacht, gehen weit auseinander. Jeder versteht unter Nachhaltigkeit etwas anderes“, sagt Oliver Maier. Gesetzliche Mindeststandards oder gar ein staatliches Zertifikat für nachhaltige Finanzprodukte gibt es bislang nicht. „Darum wissen viele Menschen überhaupt nicht, ob die Anlageprodukte, in die sie investieren, Nachhaltigkeitskriterien erfüllen“, so Maier. In der Verivox-Umfrage waren sich 23 Prozent der Befragten in diesem Punkt unsicher.

Gütesiegel wie das vom ‚Forum Nachhaltige Geldanlagen‘ herausgegebene FNG-Siegel können bei der Auswahl helfen. Einige Finanzunternehmen wie der Rating- und Analyse-Spezialist Morningstar oder der Indexanbieter MSCI veröffentlichen eigene Nachhaltigkeitsbewertungen, legen dabei aber andere Maßstäbe an. „Die Prüfkriterien sind so verschieden, dass die Bewertungen für ein und denselben Fonds sehr unterschiedlich ausfallen können“, so Maier. „Anleger sind deshalb auch auf sich gestellt und sollten vor einer Investition genau prüfen, ob ein Anlageprodukt wirklich den eigenen Ansprüchen an eine ethisch einwandfreie Geldanlage gerecht wird.“

Methodik: Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Juli 2024 insgesamt 1.016 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.

Gefragt wurde: Interessieren Sie sich für nachhaltige Geldanlagen, also für Finanzprodukte, die ausschließlich in Unternehmen und Projekte investieren, die ökologische, soziale und ethische Mindest-Standards erfüllen? – Wären Sie bereit, eine geringere Rendite in Kauf zu nehmen, wenn Ihr Geld dafür ausschließlich in Unternehmen und Projekte fließt, die wichtige Nachhaltigkeits-Standards erfüllen? – Welche Kriterien wären Ihnen bei einer nachhaltigen Geldanlage besonders wichtig?
Autor: psg

Kommentare
lumpi22
09.09.2024, 16.31 Uhr
Was nützt mir eine nachhaltige Geldanlage, wenn sie nur bergab geht....?
Ich möchte aus meinem Geld möglichst immer mehr rausholen, hält doch der deutsche Staat immer für alles (Zinsen und Gewinne) die Hand auf. Bis 2.000€ Zinserträge p.a. für ein Ehepaar sind steuerfrei. Mich interessiert bei einer Anlage nicht, ob diese nachhaltig ist, sondern darum, dass diese Anlage langfristig möglichst Gewinne bringt. Aber da scheint unser Staat leider kein Interesse zu haben und fordert die Banken, die Berater auf, ihre Kunden auf nachhaltige Geldanlagen zu setzen! Manche Angebote mögen ja wirklich auch sehr interessant sein, aber wenn mir einer bei der Bank eine solche Anlage anbietet, weiß ich genau, diese Anlage ist in der Regel neu oder hat noch keine "Geschichte", sie ist einfach nur nachhaltig und muss verkauft werden! Was ist oftmals der Fall, der Anleger sieht wie es nach unten geht und man Geld verliert. Also lasse ich zumindest die Finger davon und suche mir langfristige Anlagen heraus, die auch schon eine positive Geschichte und einige Gewinne zu verzeichnen haben. Tja und dann sollte man sein Geld auch meist längerfristig anlegen können. Wer es ganz sicher machen will, kommt mit Festgeldanlagen heute für 1 Jahr um die 3,5 bis 3,6 Prozent auch ganz gut weg. Das darf man aber nicht bei seiner Bank machen, die geben ungern 2 bis max. 3 Prozent und kassieren voll mit. Es gibt einige Portale, wo man ganz sicher mit Einlagensicherung der Banken Geld anlegen kann und schon würde das Interesse wieder mehr nach oben gehen. Die Banken heißen aber nicht Sparkasse, Deutsche Bank oder auch Volksbank, sondern sind europäische Banken, die halt viel mehr Verzinsung anbieten, als die deutschen Banken.
4L5P1
09.09.2024, 23.14 Uhr
@lumpi22
Anlage über Bankberater wird leider immer zu einem aktiv gemanagten Partner-Produkt führen. Dass diese im Schnitt schlechter abschneiden als die einfache breite Marktenwicklung kann man in zich Quellen nachlesen (Suchstichwort "actively managed funds underperforming the market?").

Ich empfehle jedem, der sich in der Situation des obigen Kommentars befindet, sich mal auf eigene Faust mit breit aufgestellten börsengehandelten Indexfonds (d.h. Index-ETFs wie dem MSCI World) zu beschäftigen und die Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen, statt sich (platt ausgedrückt) irgendein undurchsichtiges Eigenprodukt aufschwatzen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass die meisten Leute, die in so etwas investiert sind, keine Ahnung haben, was es ist und zu welchen Konditionen genau sie da drin stecken, geschweigedenn in der Lage sind, die Wertentwicklung beurteilen zu können.
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