So, 07:00 Uhr
10.12.2023
mehr Kinder ringen um Worte
Eddy statt Teddy
Waus statt Maus, Eddy statt Teddy oder Sätze wie ‚Das Haus bunt ist‘: Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern können unterschiedlich sein. Auslassen oder Tauschen von Lauten zählt ebenso dazu wie falscher Satzbau, nicht altersentsprechender Wortschatz, Stottern, Lispeln oder gar Verstummen...
Fakt ist: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind wegen Sprachentwicklungsstörungen in logopädischer Therapie. Laut einer aktuellen Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse stieg die Zahl Betroffener zwischen 6 und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent der 6- bis 18-Jährigen betroffen – fast jeder zehnte Junge und rund jedes 15. Mädchen. Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent).
Chatten und Liken kein Ersatz für direkte Kommunikation
Sprache und Sprechen sind Grundpfeiler für die Entwicklung eines Kindes, sagt Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der KKH. Denn Sprachkompetenz ist einer der Schlüssel, um Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle mitzuteilen, sich die Welt zu erschließen, sie zu verstehen und sozial mitzugestalten. Zu den Auslösern von Sprachdefiziten zählen unentdeckte Hörstörungen, genetische Veranlagung und anatomische Gründe wie ein fehlgebildeter Kiefer ebenso wie Probleme in der Familie oder Schicksalsschläge. Ein weiterer Grund, der oft unterschätzt wird: In vielen Familien wird zu wenig mit dem Nachwuchs kommuniziert, selbst bei den Mahlzeiten nicht. Dadurch fehlen Sprachreize, die eine gesunde Sprachentwicklung fördern, so Vijitha Sanjivkumar. Vielfach geht das auf das Konto intensiver Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation tritt.
Die KKH-Expertin rät daher: Nutzen Sie jede Gelegenheit, um die Sprachentwicklung Ihres Kindes anzuregen, lesen Sie je nach Alter Geschichten vor, fördern Sie das Sprechen über Handpuppen oder Rollenspiele, singen Sie gemeinsam, begleiten Sie Ihr Kind beim Medienkonsum und reden Sie über gemeinsame Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Seien Sie geduldig und hören Sie aufmerksam zu, wann immer sich Ihr Nachwuchs mitteilen möchte. All das fördert Sprachfertigkeit und damit eine kompetente, kreative Nutzung dieser Schlüsselkompetenz sozialen Miteinanders.
Pandemie wirkt wie Brandbeschleuniger
Während der Pandemie, als Kitas und Schulen über Monate geschlossen waren und der direkte Kontakt zu Gleichaltrigen, Erziehern und Lehrern auf Eis gelegt war, geriet die Sprachentwicklung bei etlichen Kindern und Jugendlichen ins Stocken. Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen erschwerten vor allem auch bei den Jüngsten den Spracherwerb.
Auch wenn Menschen ein unterschiedliches Entwicklungstempo haben und sich nicht hinter jeder Sprachauffälligkeit eine tiefgreifende Störung verbirgt: Stellen Eltern fest, dass sich der Redefluss ihres Kindes nicht altersgemäß entwickelt, es über längere Zeit undeutlich, unverständlich oder wenig spricht, sollten sie sich frühzeitig von ihrem Kinderarzt oder ihrer Kinderärztin beraten lassen.
Unerkannte, unbehandelte Sprachdefizite können zu Stress, Frust und Minderwertigkeitsgefühlen führen, zu Selbstisolation oder Ausgrenzung durch Gleichaltrige mit tiefgreifenden Folgen für die schulische sowie berufliche Laufbahn, erklärt Vijitha Sanjivkumar. Auch können Schwierigkeiten mit der Sprache und dem Sprechen die Kommunikation noch bis ins hohe Erwachsenenalter erschweren. Mit Hilfe einer individuell auf das jeweilige Kind abgestimmten logopädischen Therapie – unterstützt durch Training mit den Eltern daheim – sind Sprachentwicklungsstörungen gut behandelbar. Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie sind auch per Video möglich, wie der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und regionale Berufsverbände vereinbart haben.
Autor: redFakt ist: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind wegen Sprachentwicklungsstörungen in logopädischer Therapie. Laut einer aktuellen Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse stieg die Zahl Betroffener zwischen 6 und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent der 6- bis 18-Jährigen betroffen – fast jeder zehnte Junge und rund jedes 15. Mädchen. Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent).
Chatten und Liken kein Ersatz für direkte Kommunikation
Sprache und Sprechen sind Grundpfeiler für die Entwicklung eines Kindes, sagt Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der KKH. Denn Sprachkompetenz ist einer der Schlüssel, um Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle mitzuteilen, sich die Welt zu erschließen, sie zu verstehen und sozial mitzugestalten. Zu den Auslösern von Sprachdefiziten zählen unentdeckte Hörstörungen, genetische Veranlagung und anatomische Gründe wie ein fehlgebildeter Kiefer ebenso wie Probleme in der Familie oder Schicksalsschläge. Ein weiterer Grund, der oft unterschätzt wird: In vielen Familien wird zu wenig mit dem Nachwuchs kommuniziert, selbst bei den Mahlzeiten nicht. Dadurch fehlen Sprachreize, die eine gesunde Sprachentwicklung fördern, so Vijitha Sanjivkumar. Vielfach geht das auf das Konto intensiver Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation tritt.
Die KKH-Expertin rät daher: Nutzen Sie jede Gelegenheit, um die Sprachentwicklung Ihres Kindes anzuregen, lesen Sie je nach Alter Geschichten vor, fördern Sie das Sprechen über Handpuppen oder Rollenspiele, singen Sie gemeinsam, begleiten Sie Ihr Kind beim Medienkonsum und reden Sie über gemeinsame Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Seien Sie geduldig und hören Sie aufmerksam zu, wann immer sich Ihr Nachwuchs mitteilen möchte. All das fördert Sprachfertigkeit und damit eine kompetente, kreative Nutzung dieser Schlüsselkompetenz sozialen Miteinanders.
Pandemie wirkt wie Brandbeschleuniger
Während der Pandemie, als Kitas und Schulen über Monate geschlossen waren und der direkte Kontakt zu Gleichaltrigen, Erziehern und Lehrern auf Eis gelegt war, geriet die Sprachentwicklung bei etlichen Kindern und Jugendlichen ins Stocken. Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen erschwerten vor allem auch bei den Jüngsten den Spracherwerb.
Auch wenn Menschen ein unterschiedliches Entwicklungstempo haben und sich nicht hinter jeder Sprachauffälligkeit eine tiefgreifende Störung verbirgt: Stellen Eltern fest, dass sich der Redefluss ihres Kindes nicht altersgemäß entwickelt, es über längere Zeit undeutlich, unverständlich oder wenig spricht, sollten sie sich frühzeitig von ihrem Kinderarzt oder ihrer Kinderärztin beraten lassen.
Unerkannte, unbehandelte Sprachdefizite können zu Stress, Frust und Minderwertigkeitsgefühlen führen, zu Selbstisolation oder Ausgrenzung durch Gleichaltrige mit tiefgreifenden Folgen für die schulische sowie berufliche Laufbahn, erklärt Vijitha Sanjivkumar. Auch können Schwierigkeiten mit der Sprache und dem Sprechen die Kommunikation noch bis ins hohe Erwachsenenalter erschweren. Mit Hilfe einer individuell auf das jeweilige Kind abgestimmten logopädischen Therapie – unterstützt durch Training mit den Eltern daheim – sind Sprachentwicklungsstörungen gut behandelbar. Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie sind auch per Video möglich, wie der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und regionale Berufsverbände vereinbart haben.
Kommentare
Marino50
10.12.2023, 11.53 Uhr
Sprachstörungen bei Kindern...
...entstehen hauptsächlich weil sich die Eltern nicht genug mit den Kindern beschäftigen. Ich sehe das fast täglich in der Straßenbahn. Die Kleinen bekommen eine Trinkflasche und die Eltern sitzen da und spielen mit dem Handy herum. So lernt ein Kind nicht sprechen.
Wenn ein Kind nicht richtig sprechen kann, lernt es auch kein richtiges Schreiben und Lesen. Die Kinder sollen sich mit sich selbst beschäftigen. Das funktioniert aber so nicht. Die Kindereinrichtung soll es dann richten. Das soziale Umfeld fehlt vielen Kindern, gemeinsame Unternehmungen und sei es nur der Stadtpark. Ich habe das selbst bei Bekannten erlebt. Da waren 2 Kinder, die kaum sprechen konnten. Man hat sie einfach nicht verstanden. Und diese Kinder waren ja nicht dumm. Das ist wirklich schlimm. Man kann sich ausrechnen, was aus diesen Kindern wird. Sonderschule.
Wenn ein Kind nicht richtig sprechen kann, lernt es auch kein richtiges Schreiben und Lesen. Die Kinder sollen sich mit sich selbst beschäftigen. Das funktioniert aber so nicht. Die Kindereinrichtung soll es dann richten. Das soziale Umfeld fehlt vielen Kindern, gemeinsame Unternehmungen und sei es nur der Stadtpark. Ich habe das selbst bei Bekannten erlebt. Da waren 2 Kinder, die kaum sprechen konnten. Man hat sie einfach nicht verstanden. Und diese Kinder waren ja nicht dumm. Das ist wirklich schlimm. Man kann sich ausrechnen, was aus diesen Kindern wird. Sonderschule.
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Pusteblume1
10.12.2023, 12.05 Uhr
Die Sprachentwicklung...
... geht auch in der Schule weiter. Solange die Kleinen in der Anfangszeit noch Schreiben können, wie sie wollen bzw. es sprechen/hlren, und dann irgendwann ein paar Jahre später vom Lehrer gesagt kriegen "das ist aber jetzt falsch, das wird so und so geschrieben und ausgesprochen ", kann das mit dem Nachwuchs auch nichts werden. Klar haben die Eltern hier auch drauf zu achten. Aber manche sind ja selbst nicht besser dran. Es sollte meiner Meinung nach in der Schule gleich ab der 1. Klasse ein "richtiges Deutsch" gelehrt werden. Am besten mit Fibel, wie damals... Und am besten auch einheitlich in ganz Deutschland!!!
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