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Di, 17:52 Uhr
24.10.2023
Jürgen May im Humboldt Gymnasium Nordhausen

Schauplatz lebendiger Sportgeschichte

Eine Zeitreise in die DDR-Sportgeschichte und eine bewegende Lebensgeschichte eines Nordhäuser Ausnahmesportlers war jetzt am Humboldt Gymnasium zu erleben...

Der legendäre Nordhäuser Mittelstreckler Jürgen May besuchte das Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil) Der legendäre Nordhäuser Mittelstreckler Jürgen May besuchte das Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)

Das Humboldt Gymnasium Nordhausen verwandelte sich in einen Schauplatz lebendiger Geschichte, als der renommierte Sporthistoriker Dr. René Wiese vom Zentrum deutscher Sportgeschichte einen fesselnden Vortrag über die Sportlegenden der DDR-Ära von 1950 bis 1989 hielt. In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale politischer Bildung Thüringen wurde den Schülern und Gästen ein Vormittag geboten, der sowohl informative Einblicke in die Sportgeschichte als auch bewegende Lebensgeschichten aus dieser Zeit präsentierte.

Während seines Vortrags führte Dr. René Wiese das Publikum durch die Sportbiographien, die von den eindrucksvollen Erlebnissen und Erzählungen von Zeitzeugen geprägt waren. Die lebhaften Schilderungen dieser Sportlegenden zeigten, wie tief der Sport in das Leben und die Kultur der DDR eingewoben war. Nach dem faszinierenden Vortrag war der gebürtige Nordhäuser und Mittelstreckenläufer Jürgen May zu Gast, um seine bewegende Lebensgeschichte mitzuteilen. Mit beeindruckender Emotionalität und Authentizität blickte May auf seine Anfänge zurück, als er beispielsweise auf der "Trümmerwüste" seine Runden drehte, wobei er auf den heutigen Hohe Kreuz Sportplatz anspielte. Seine eindrucksvolle Erzählung vermittelte den Zuhörern hautnah die Zeit und die Herausforderungen, denen er sich als Sportler in der DDR stellen musste.

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Besonders betont wurde die bedeutende Rolle von Zeitzeugen bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und May gewährte den Zuhörern einen tiefen Einblick in seinen Werdegang als Amateursportler im DDR-Sportsystem. Dabei hob er die privilegierte Stellung der DDR-Sportler hervor, aber auch die Schattenseiten, wie die Ausnutzung des Stasisystems für Propagandazwecke.

Eine zentrale Wendung in Mays Leben war seine Verwicklung in den sogenannten "Sportschuhkrieg", bei dem Adidas und Puma damals um die besten Athleten buhlten. Diese Ausgangspunkte führte zu einer lebenslangen Sperre für May. Als er keinen Ausweg mehr sah, entschied er sich zur Flucht aus der DDR. In einem bewegenden Bericht schilderte er, wie er und seine Frau sich in einem kleinen Waldstück in den Motorraum eines Fahrzeugs zwängten und darauf warteten, von studentischen Fluchthelfern über die Grenze gebracht zu werden. Die Flucht gestaltete sich weitaus dramatischer als erwartet, da den Grenzern vorgegaukelt wurde, die Fluchthelfer hätten einen Mantel im Hotel vergessen. Schließlich fand auch Jürgen May seinen Platz im Motorraum des Fluchtfahrzeugs. Diese Flucht kostete ihn damals 20.000 D-Mark-West.

Die Schüler der 10. Klasse und die Gäste waren gebannt von Mays eindrucksvollen Ausführungen und dem Dialog mit René Wiese. Zum Abschluss überreichte der Weltrekordler Jürgen May dem Schüler Franz Stäter die Urkunde für seinen neuen Schulrekord – vom Weltrekordler zum Schulrekordler.

In einer abschließenden Bemerkung resümierte Jürgen May: "Wenn ich reflektiere, ist das Leben so gelaufen." Seine Offenheit und Ehrlichkeit, gepaart mit einer einzigartigen Lebensgeschichte, hinterließ bei allen Zuhörern einen nachhaltigen Eindruck und zeigte, wie der Sport die Geschichte und die Menschen geprägt hat.
Christoph Keil




Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Jürgen May am Humboldt Gymnasium (Foto: C.Keil)
Autor: red

Kommentare
ArreeTim
24.10.2023, 18.59 Uhr
Ehrenbürger Jürgen May von Nordhausen - wäre das nicht oder doch fraglich?
Und geboten? Er hat sein Schicksal und den SED Staat damals mittels Schleuser für 20.000 DM oder 9.000 DM (vgl. Wikipedia) verlassen müssen? Der Artikel wirkt ungereimt: er hatte SED Kandidat Privilegien als Spitzensportler bei der Schattenseite, der Ausnutzung des Stasisystems für Propagandazwecke? Der Rückblick doch eher: Es “zeigte, wie der Sport die Geschichte und die Menschen geprägt hat.“? Geprägt hat eine Deutsche Teilung und Systemgrenze sowie Politik des Kalten Kriegs, der DDR (inkl. ggf. der Stasi) hier. Ihn dann später auch seine Laufbahn in der BRD, oder?
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