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Di, 15:38 Uhr
07.02.2023
Energiegenossenschaft Helmetal will Betreiber werden

Komm, wir kaufen ein Windrad

Im Landkreis wird der Ausbau der Windkraft vorangetrieben. Fünf neue Anlagen sollen unter anderem in Hörningen entstehen und eine davon soll in Zukunft der Energiegenossenschaft Helmetal gehören. Es wäre das erste Windrad in Bürgerhand im Osten des Landes…

Der Ausbau der Windkraft soll im Landkreis in den nächsten Jahren vorangetrieben werden und die Energiegenossenschaft Helmetal will dabei sein, wenn es los geht (Foto: agl) Der Ausbau der Windkraft soll im Landkreis in den nächsten Jahren vorangetrieben werden und die Energiegenossenschaft Helmetal will dabei sein, wenn es los geht (Foto: agl)


Der Wind weht, die Energiemühlen drehen sich und für ein paar ausgewählte Leute klingelt es in der Kasse. In den meisten Fällen sind das große Konzerne, rund 80 Prozent der Wertschöpfung aus Windkraft im Freistaat fließt wieder ab. In dem gewachsenen System hat hier nur der Pächter etwas vom Gewinn, erzählt Hans-Jürgen Weidt.

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Um das zu ändern hatten der ehemalige Bürgermeister von Werther und einige Mitstreiter die Energiegenossenschaft Helmetal gegründet. Einen eignen Windpark wollte man bei Werther betreiben. Was folgen sollte, wird von Weidt heute als „Odyssee“ bezeichnet. Der Traum verlief sich im Sand der Bürokratie und die Genossenschaft wendete sich anderen, realistischeren Zielen zu.

Man konnte einige Erfolge erzielen, baute eine ganze Reihe größerer Solaranlagen auf und verbuchte mit der Beteiligung am Windpark in Nentzelsrode zumindest einen Etappensieg auf der langen Reise. Zuletzt machte man mit dem Aufbau des ersten „kalten“ Nahwärme-Netzes auf Basis der Geothermie in Werther Schlagzeilen. Das immer noch im Ehrenamt verwaltete Anlagevermögen beläuft sich inzwischen auf rund 1,3 Millionen Euro.

v.l.: Claus Müller und Hans-Jürgen Weidt am neuen Stammsitz der Genossenschaft am Rande von Großwechsungen (Foto: agl) v.l.: Claus Müller und Hans-Jürgen Weidt am neuen Stammsitz der Genossenschaft am Rande von Großwechsungen (Foto: agl)


Und nun scheint es so, dass man Ithaka wieder ein Stück näher kommen und die Odyssee ein Ende finden könnte: nach jahrelanger Vorbereitung steht der neue Regionalplan für den Thüringer Norden kurz vor dem Abschluss, darin enthalten der Ausbau von drei „Vorranggebieten“ für Windkraftanlagen. Acht sollen es bei Wipperdorf werden, fünf kommen bei Hörningen hinzu und die alten Anlagen in Nentzelsrode werden erneuert. Eines der Hörninger Windräder soll dann einzig und allein der Genossenschaft gehören.

Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Projektentwickler „Abo Wind“ hat man Ende Januar unterzeichnen können. Die Wiesbadener sorgen für den Aufbau der Anlagen, die Nordhäuser übernehmen das Konstrukt nach Fertigstellung als Betreibergesellschaft. In den alten Bundesländern sei das keine Seltenheit mehr, berichtet Claus Müller, bei Abo Wind habe man auch entsprechend Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Genossenschaften. Für den Osten des Landes wäre es aber eine Premiere. „Das wird ein Meilenstein in unserer Geschichte. Unsere Motivation war immer, die regionale Wertschöpfung auch hier zu halten und wir sind glücklich, diese Möglichkeit jetzt in dieser Form zu haben.“

Wie groß die Anlage ausfallen wird, steht noch nicht fest, moderne Anlagen schaffen aber sechs bis sieben Megawatt. Verglichen mit älteren Windrädern wie sie etwa noch in Nentzelsrode stehen, sei das schon eine Hausnummer, meint Weidt. Man sei heute in der Lage, mit deutlich weniger Anlagen die gleiche Leistung zu erzielen. Auch der Kaufpreis wird erst feststehen, wenn das Projekt über die Planungsphasen hinaus kommt. Als Abnehmer werden in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit Unternehmen aus der Region in Frage kommen. Auch das war immer Ziel der Genossenschaft: vor Ort produzieren, vor Ort verbrauchen.

Die Genossenschaft ist guter Dinge, dass alles klappt und schaut dabei auch aufmerksam auf die Entscheidungen, die in Berlin gefällt werden. „Die neuen Regelungen für 2023 liegen erst im Entwurf vor aber wie es aussieht, wird sich einiges ändern. Viele bürokratische Hürden sind bereits gefallen und es bieten sich Riesenvorteile für Bürgerenergiegesellschaften wie wir es sind. Man hat scheinbar begriffen, dass es ohne den Bürger nicht gehen wird und hat das Blatt gewendet“, erläutert Weidt. Vorteile sieht er nicht nur im Geldbeutel der Genossenschaftsmitglieder, aktuell 85 an der Zahl, sondern auch in der allgemeinen Akzeptanz. „Wir sehen das bei anderen Genossenschaften. Wenn die Anlage einmal nicht läuft dann kommen da Anrufe rein warum sich „unser“ Windrad denn nicht dreht. Die Identifikation ist eine ganz andere, wenn man auch konkret etwas davon hat.“

Wo das eigene Windrad stehen wird, weiß man schon ganz genau, die südlichste der fünf Hörninger Anlagen wird es werden. Bevor sich die Mühle aber das erste mal dreht, wird man sich aber noch gedulden müssen. Rund zweieinhalb Jahre wird es noch dauern ehe es endlich soweit ist, schätzten die Genossenschaftler, aber was ist das schon nach über 10 Jahren Energie-„Odyssee“.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Schnapshäuser
08.02.2023, 10.03 Uhr
Prima !
Gute Idee,
ich nehme auch so ein Ding.

Schöne Restwoche
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