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Mo, 19:12 Uhr
06.02.2023
Kultur im Rückblick

Wir sind wieder auf dem Weg

Im Laufe des vergangenen Jahres kam in Nordhausen auch das kulturelle Leben langsam aus dem Corona-Schlummer. Im Kulturausschuss der Stadt zog man heute für Museen, Bibliothek und Weihnachtsmarkt Bilanz. Die Zeichen stehen auf Erholung, ob das auch 2023 so bleibt ist aber fraglich. In der Stadtbibliothek steht außerdem ein Abschied bevor…

Abschied in der Stadtbibliothek: Hildegard Seidel gibt den Staffelstab in den kommenden Monaten an die nächste Generation weiter (Foto: nnz-Archiv) Abschied in der Stadtbibliothek: Hildegard Seidel gibt den Staffelstab in den kommenden Monaten an die nächste Generation weiter (Foto: nnz-Archiv)


Die städtischen Zentren des kulturellen Lebens blicken auf ein positives Jahr 2022 zurück, das zeigte der heutige Rückblick im Kulturausschuss der Stadt. Vor allem im zweiten Halbjahr zog der Zuspruch des Besucher deutlich an. Davor hing man noch ein wenig im Corona-Schlummer fest.

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Besucherzahlen verdoppelt
Gut zu sehen war das an den Zahlen des Kunsthauses Meyenburg. Die ersten beiden Ausstellungen des Jahres, das Großprojekt „Heimat und Tapeten“ mit dem Fotografen Olaf Mertens sowie die Schau zu Thüringer Künstlern „Das Schweigen des Schnabeltiers“, kamen jeweils kaum auf rund 650 Besucherinnen und Besucher. Der Nordhäuser Grafikpreis der Ilsetraut Glock Grabe Stiftung fand mit 85 Bewerbungen aus ganz Deutschland zwar wieder viel Zuspruch in der Kunstszene und brachte schließlich die Werke von 17 Kunstschaffenden nach Nordhausen, stieß aber auf weniger Interesse beim Publikum.

Erst im Sommer, mit der Ausstellung „Kinder, Kinder“, besserte sich das Bild: 1.271 Gäste sahen die Schau im Kunsthaus. Übertroffen wurde das nur noch von „Kunst macht Blau“, die mit großen Namen wie Kandinsky, Klee, Picasso und vielen mehr aufwarten konnte und auch überregional auf Interesse stieß. Rund zwei Drittel der 1.618 Besucher seien von außerhalb gekommen, resümierte Museumschefin Susanne Hinsching. Neben dem reinen Ausstellungsbetrieb wurde am Kunsthaus im vergangenen Jahr auch das eine oder andere mal gefeiert, etwa im Rahmen des ersten „Turmfestes“. Dabei wurde auch für die kleinen Besucher etwas geboten, von denen man insgesamt 1.427 im Haus begrüßen konnte.

Ganz so genau fallen die Zahlen für die anderen Museen nicht aus, die statistische Erfassung wird für jedes Haus ein wenig anders gehandhabt. Die Flohburg kommt zum Beispiel auf 714 jüngere Besucher, der Tabakspeicher zählte 19 Schulklassen in der Ausstellung und 30 bei der Aktion „Museum bei Nacht“. Im stadthistorischen Museum kam man auf drei größere Ausstellungen die von den DEFA-Filmen vergangener Tage über 11. Jahrhunderte Stadtgeschichte bis zur Lutherausstellung „Sprache öffnet Räume“ reichte, flankiert von einer langen Liste an Begleitveranstaltungen und -angeboten. Die Lutherausstellung stellte man in Zusammenarbeit mit der Stadtbilbliothek und Familie Seidel auf die Beine, bekam für die Arbeit auch Zuspruch von außerhalb und wird sie in Zukunft auf Reisen schicken können.

Auch im Tabakspeicher gab es mit den Themen Bergbau, historischer Hygiene unter dem Titel „Bleib sauber“ und einer Porzellanausstellung thematische Breite, die Stärke liegt hier aber vor allem in den vielen verschiedenen Veranstaltungen vom „Wilden Geplauder“ bis zu „Mordsharz“ oder Whiskey-Tasting. Rund die Hälfte der 6.924 Besucher würden durch diese Events gelockt, führte Hinsching aus.

Das die Flohburg als jüngstes Museum in der Gunst der Besucher hinten anstehe zeige, dass man das Haus stärker in den Fokus nehmen müsse, erklärte Bürgermeisterin Alexandra Rieger. Es gelte sich vor allem pädagogische auf den Weg zu machen und wieder mehr mit den Schulen zusammenzuarbeiten.

Wir sind wieder auf dem Weg
In der Stadtbibliothek beginnt das Jahr mit einem Abschied, oder zumindest doch der Vorahnung eines Wechsels. Bibliotheksleiterin Hildegard Seidel wird den Staffelstab im Laufe der nächsten Monate an die nächste Generation abgeben, die Nachfolgerin sei jung und voller Tatendrang, versicherte die scheidende Chefin. Eine erste Vorstellung soll es zur nächsten Sitzung im April geben.

Doch bevor es soweit ist, durfte Frau Seidel heute noch einmal ihr Haus vor dem Ausschuss vertreten und sie hatte Gutes zu berichten. Denn das man in der Stadtbibliothek trotz Corona nicht müde geworden ist, zeigen die Zahlen für 2022. Die Bibliothek zählte für das Jahr:

  • 71.156 Besucher
  • 4.802 aktive, sprich regelmäßige, Nutzer
  • 9.385 gemeldete Nutzer
  • 798 Neuanmeldungen
  • Und 113.304 physische Ausleihen


Letztere Zahl geht gegen den allgemeinen Trend, sagt Seidel, was wohl auch daran liege, dass man sich nicht einfach von außen mit neuen Medien beliefern lasse, sondern die Mitarbeiter noch persönlich aussuchen und auf Nutzerwünsche eingingen. Die Leute wollten aktuelle Medien in ihrer Bibliothek sehen, sowohl in der Belletristik wie in der Sachliteratur. Auch die Mediathek laufe gewohnt stark, „trotz Netflix und Co.“, so Seidel weiter. Das klassische Hörbuch finde immer noch viel Anklang und neben Filmen und analogen wie digitalen Spielen seien auch die „Tonies“ ein echter Renner.

„Wir sind dankbar das wir das Bürgerhaus und die Bibliothek haben. Das Konzept funktioniert, wir haben Schüler und Studenten im Haus, aber auch die Älteren, die hier tagtäglich ihre Zeitung lesen. Corona hat da vieles einschlafen lassen und es hat gedauert, bis die Leute die öffentlichen Räume wieder genutzt haben, aber wir sind auf dem Weg und nah dran an den Zahlen vor der Pandemie“, erklärte Seidel dem Ausschuss. Die Lebensader des Hauses sei neben der Unterstützung durch den Förderverein vor allem die Veranstaltungen. Besonderen Wert legt man dabei auf die Leseförderung. Rund 400 Vorschulkinder waren im vergangenen Jahr wieder „Leseäffchen“. Außerdem kann man seit vergangenem Jahr als Partner des „Mentor“-Programms einzelnen Schülerinnen und Schülern direkt in den Schulen unterstützen. Insgesamt 36 ehrenamtliche Lesehelfer hat man gewinnen können, man würde sich freuen, wenn es noch mehr werden. Bereits seit 2015 ist man außerdem wöchentlicher Anlaufpunkt für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Etwas ausgefallen klingt das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“, welches sich aber als großer Erfolg entpuppt hat: man lädt leseschwache Kinder dazu ein, im Katzenhaus den dortigen Vierbeinern frei vom Druck des Schulalltags vorzulesen und so Selbstvertrauen aufzubauen.

„Mit der Arbeit ist man nie am Ende und das ist auch gut so. Wir wollen uns für die Unterstützung der Stadt in Sachen Kultur und Bildung bedanken, das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte Seidel. Man hoffe, dass trotz klammer Finanzen nicht alles aufgegeben werde.

Das liebe Geld
Tatsächlich ist noch unklar, wie es im laufenden Jahr mit den kulturellen Angeboten weiter gehen wird. Unter der vorläufigen Haushaltsführung befürchtet mancher im Ausschuss eine „kulturelle Brandrodung“ für 2023. „Ausgaben für freiwillige Aufgaben stehen im Moment per Anweisung nicht zur Diskussion aber ich kämpfe um unseren Veranstaltungsplan. Nordhausen hat eine Leuchtturmfunktion in Nordthüringen und wir können nicht akzeptieren, dass wir im Veranstaltungsbereich gar keine Ausgaben führen sollen.“, gab Bürgermeisterin Rieger zu Protokoll. Auch eine quartalsweise Freigabe von Mitteln sei im Veranstaltungswesen schlicht nicht machbar und würde nur zu höheren Kosten führen.

Ein weiteres Problem sieht man in der Verfügbarkeit von Angeboten, oder genauer, den Händlern. Der Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr sei weniger üppig ausgefallen auch weil man deutliche Schwierigkeiten hatte, Händler zu finden. Dennoch sei die Bilanz auch hier im Schnitt positiv ausgefallen, klein aber fein und gemütlich. Für das neue Jahr hofft man den Markt bis zum 22. Dezember öffnen zu können, für eine Verlängerung als „Wintermarkt“ fehle aber bisher das Interesse seitens der Händler. Nach zwei Jahren Pause habe man erst einmal wieder lernen müssen, Feste richtig zu feiern, könne aber mit einer soliden Basis und dem einen oder anderen Verbesserungsvorschlag in das neue Jahr gehen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Springflut
06.02.2023, 20.29 Uhr
Lesung mit Uwe Tellkamp ...
... o.a. würde ich der Bibliothek mal vorschlagen.
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