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Sa, 08:32 Uhr
14.01.2023
Künstler und Zeichenlehrer in Nordhausen

Erinnerungen an Friedrich Dornbusch

Zeichenlehrer, Grafiker, Maler, Potrtätkünstler - Friedrich Dornbusch aus Königsberg fand seinen Lebensmittelpunkt in den 1920er Jahren in Nordhausen und wurde über die Region hinaus wirksam. Heidelore Kneffel hat sich mit Werk und Leben Dornbuschs befasst...

Wieder in das Gedächtnis der Nordhäuser gebracht wurde das künstlerische Werk Friedrich Dornbuschs mit einer Ausstellung in der Galerie im Waisenhaus im Juni 1992. Man erfuhr, dass zu Ostern 1920 ein Mann mit seiner Frau in Nordhausen eintraf, der bis zum Jahre 1925 am Nordhäuser Gymnasium als Zeichenlehrer angestellt sein wird. Man bezog eine Wohnung in der Promenadenstraße 1 a, die dem Bombenangriff im April 1945 zum Opfer fiel. Dornbuschs Lebensweg begann in Königsberg am 3. August 1879. Von mütterlicher Seite hatte er seine künstlerische Begabung geerbt, denn der Bruder der Mutter, ein Petereit, war in Ostpreußen und darüber hinaus als Landschaftsmaler bekannt. Die Familie Dornbusch - der Vater war Zollsekretär - verzog bald nach Schleswig-Holstein.

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Friedrich besuchte die Real- und Oberrealschule in Altona und Kiel. Anschließend studierte er an der Kunstschule und Kunstakademie in Berlin. Dort wurde er von Philipp Frank intensiv auf die Radierkunst verwiesen. In Berlin legte er auch das Zeichenlehrerexamen ab. So hatte er eine gesicherte Lebensstellung.

Zurückgekehrt, malte er in Schleswig-Holstein vorwiegend Landschaften, die Dünen, die Buchenwälder, Hafenansichten und die Fleets. Besonders angetan hatte es ihm die Nordseeinsel Röm.

Friedrich Dornbusch, Grafiker und Maler, geb am 3. August 1879 in Königsberg, gest. am 31. Juli 1962 in Kiel, Exlibris des Künstlers (Foto: Heidelore Kneffel) Friedrich Dornbusch, Grafiker und Maler, geb am 3. August 1879 in Königsberg, gest. am 31. Juli 1962 in Kiel, Exlibris des Künstlers (Foto: Heidelore Kneffel)


Den ersten Weltkrieg durchlebte er von 1914 - 1918 an der Front in Frankreich und Belgien (Flandern). Seit 1916 war er Offizier. Auch dabei begleitete ihn der Zeichenstift. Das Kunsthaus Meyenburg bewahrt Zeichnungen davon auf.

Als Friedrich Dornbusch nach Nordhausen kam, wurde er neben seiner Lehrtätigkeit zuerst als Porträtmaler wirksam. Über die Stadt hinaus bis nach Leipzig verbreitete sich sein Ruf als sensibler Porträtist. Mangel an Aufträgen hatte er nicht. Auch Bildnisse historischer Persönlichkeiten finden sich in seinem Nachlass, so vom Bürgermeister Michael Meyenburg, von dem Theologen und Orientalisten Wilhelm Gesenius (1786 - 1842) und von dem großen Philologen und Homerkenner Friedrich August Wolf (1759 - 1824).

Die beiden Letzteren fanden Aufnahme in eine Gedenkschrift, anlässlich der 400-Jahrfeier des Nordhäuser Gymnasiums von Dornbusch als Gesamtkunstwerk gestaltet.

Friedrich Dornbusch, Exlibris Schmidt-Franken (Foto: Heidelore Kneffel) Friedrich Dornbusch, Exlibris Schmidt-Franken (Foto: Heidelore Kneffel)


Zahlreiche angesehene Nordhäuser Bürger nutzten die Gelegenheit, sich von Dornbusch zeichnen oder malen zu lassen. Auch landschaftliche und architektonische Motive der Region finden sich in seinem damals entstehenden Werk.

Eine wesentliche Bedeutung in seinem Schaffen nimmt die Frau als Akt ein. Mit großer zeichnerischer Sicherheit stellt er die Frauenkörper dar. In den 20er Jahren war diese Hinwendung zum Weiblichen in allen Künsten sehr intensiv. Dieses Motiv diente oft dazu, philosophische Reflexionen auszudrücken.

In anderen Blättern bäumt sich der Mensch trotzig gegen die als Ungeheuer versinnbildlichten dämonischen Kräfte auf. Wir finden bei Dornbusch auch das alte Thema des Totentanzes.

Eine weitere Seite seines Schaffens sind die Exlibris, die er besonders für Freunde und Bekannte schuf. Zu den Jahreswechseln verschickte er auf den Empfänger zugeschnittene Neujahrskarten. Aus diesen KIeingraphiken leuchtet satirischer Humor, manchmal Grimmiges, auch Diabolisches.

Einen Höhepunkt seines Schaffens in Nordhausen bilden zwei Graphikzyklen: "Visionen" und "Hilde Naumann". Letztere war in dieser Zeit in der Stadt am Harz eine bekannte Tänzerin und Tanzlehrerin, die sich dem Ausdruckstanz widmete. Dornbusch sagte zu seinen Zyklen: „Die Radierungen sind als Visionen erlebte symbolische Bilder des Lebens, also Übersetzungen von Auffassungen und Urteilen über Leben und Kultur in meine graphische Sprache..."

Im September 1925 wird in der in Essen erscheinenden Wochenzeitschrift für Deutsche Kunst "Hellweg" ein Beitrag des Leipziger Kunstkritikers Richard Braungart unter dem Titel "Der Malergraphiker F. Dornbusch" veröffentlicht. Darin reflektiert der Autor darüber, dass doch eigentlich die Mehrzahl der Maler, Graphiker und Bildhauer, die in deutschen Landen wirksam sind, nicht in den großen und mittleren Städten wirken, sondern dort, was man allgemein als Provinz bezeichnet.
Fünf Jahre wohnte und wirkte dieser Künstler in Nordhausen, ist Mitglied der Freimaurerloge und machte sich auch um den Kunstverein verdient. Das Meyenburgmuseum erwarb von ihm preiswert mehrere Arbeiten.

Aus einem Artikel in der Nordhäuser Allgemeinen Zeitung vom 10. 9. 1925 entnehmen wir den Hinweis, dass Friedrich Dornbusch in eine größere, seinem Schaffen entsprechende Stadt wechseln wird, das war Berlin.

Glaubt man einer satirischen Graphik, so ist das Ehepaar Dornbusch aus Nordhausen geflohen. Auf dem Blatt steht: von Nordhausen geflüchtet nach Berlin, Wildenbruchplatz 3, F. Dornbusch, Maler-Radierer, 1926.
Was sieht man? Das Ehepaar Dornbusch eilt mit Riesenschritten davon, er trägt seine Staffelei und einen kleinen Koffer, seine Ehefrau Elisabeth eine Kaffeekanne. Sie winkt mit einem Tuch zurück. Am Bein des Künstlers hängt eine gesprengte Kette. Dass sie Nordhausen verlassen, zeigt deutlich die Silhouette des Petriturmes und der Blasii-Kirche. Hinter ihnen baut sich drohend ein gespenstisch anmutendes Ensemble verschiedener Figuren auf, wobei nur die Köpfe die Personen identifizieren. Neben damals bekannten Nordhäuser Persönlichkeiten, wie Bürgermeister, Richter und Kollegen vom Gymnasium sind da auch Hexen, Esel und geflügelte Wesen zu entdecken.

Als wahrscheinlicher Anlass der Unmutsbekundungen der „Stadt“ gilt: Dornbusch hatte einer seiner Aktzeichnungen gar zu erkennbar die Züge einer Nordhäuser Bürgerstochter gegeben, die, wie man damals sagte, einen lockeren Lebenswandel führte.
Friedrich (Fritz) Dornbusch lehrte in Berlin bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung 1938 (er hatte sich gegen die sogenannte „Kristallnacht“ ausgesprochen) am Gymnasium.

Die Familie wurde 1943 total ausgebombt, flüchtete nach Konitz in Westpreußen, dann nach Lübeck und lebte seit 1951 in Kiel. Die Erlebnisse und Folgen des Krieges, die Spaltung der Welt, die Vereinsamung der Menschen finden Eingang in sein künstlerisches Schaffen
Sein Sohn Roland, 1927 in Berlin geboren, vermachte der Stadt Nordhausen 1993 eine größere Anzahl von Werken aus dem Nachlass seines Vaters, von denen mehrere restauratorisch betreut werden müssen.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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