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Fr, 11:35 Uhr
10.04.2020
Vesperbild in der Kirche in Windehausen

Ein Kunstwerk zum Karfreitag

In der St.-Ägidien-Kirche in Windehausen existiert ein plastisches Werk, dass die trauernde Maria darstellt, die ihren erwachsenen Sohn, den man am Karfreitag gekreuzigt hatte, auf ihren Knien trägt. Heidelore Kneffel hat sich zum Feiertag näher mit dem Vesperbild beschäftigt...

Diese Art der Darbietung bezeichnet man mit dem italienischen Wort "Pieta"oder mit dem Begriff Schmerzensmutter, also "mater dolorosa". In der Kunstgeschichte ist insbesondere der Name "Vesperbild" gebräuchlich. Diese Art der Darstellung kam im 13./14. Jahrhundert auf, also in gotischer Zeit. Sie wurde von Künstlern erfunden, die dieses Leiden der Christusmutter besonders volksnah empfunden wissen wollten. Bis heute wird dieses Motiv in der bildenden Kunst gepflegt.

Das ganz in der Nähe von Windehausen gelegene Kloster Himmelgarten fühlte sich ja auch der Schmerzensmutter verpflichtet, wie es uns der überlieferte Einblattdruck dieser Figurengruppe aufzeigt. Dort hält die Trauernde ihren Sohn im rechten Arm, wie es auf der Mehrzahl der Vesperbilder üblich ist. Anders geschieht es in der aus Lindenholz geschnitzten Figur in Windehausen, die vor ca. 700 Jahren entstand, wie es weiter unten beschrieben wird.

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Besonders zwei Persönlichkeiten aus unserer Region, aus Nordhausen, haben uns als den Nachgeborenen Zeugnis davon gegeben. Einer von ihnen ist Prof. Dr. Ernst Günther Förstemann, 1788 - 1859, ein Forschender aus der aus Nordhausen stammenden weitverzweigten Familie Förstemann, über die es ein Lesebuch gibt, herausgegeben vom Förderverein Flohburg,. das man im Museum Tabakspeicher dermaleinst wieder kaufen kann. Dieser Mann hatte in Göttingen studiert und kam als Gymnasiallehrer in seine Heimatstadt zurück. Ab 1817 übernahm er zusätzlich das ungeordnete Archiv und forschte intensiv.

Förstemann war über die Grenzen unserer Region hinaus als Historiker anerkannt. Hier interessiert uns seine Abhandlung über die "Slaven und Fläminge bei Nordhausen in der Goldenen Aue.", die im Stadtarchiv bewahrt wird. Darin wurde auch eine Zeichnung veröffentlicht, die das Windehäuser Vesperbild zeigt, das für die Erforschung diese Kunstwerkes sehr wichtig ist, wie sich zeigt.

Vesperbild in der Kirche Windehausen (Foto: Heidelore Kneffel) Vesperbild in der Kirche Windehausen (Foto: Heidelore Kneffel) Vor Förstemann hat der Leimbacher Pastor Just Ludwig Günther Leopold, 1761-1822, die geschnitzte Figur bereits folgendermaßen beschrieben: "Windehausen wurde ehemals, wie fast der ganze Helmgau, von Slaven und Vandalen bewohnt, und davon mag es kommen, daß ein altes unförmliches Kirchenbild, das eine mater cum puerulo (Mutter mit Knäblein) hat vorstellen sollen, den Namen Bomey-Bock führt..." Christus ist nun wahrlich kein Kleinkind in der Schnitzfigur. Wahrscheinlich hat Leopold die Figur nur vom Hörensagen gekannt und Achtung davor schwingt in seinen Worten nicht mit.

Förstemann hat sie folgendermaßen beschrieben: "Ein Denkmal der slavischen Wenden im Helmegau, überhaupt wohl eines der ältesten Denkmale der Gegend, ist der Pomai Bog (Hilf Gott!) in Windehausen, ein ziemlich roh aus Lindenholz gehauenes und geschnitztes Marienbild, eine sitzende Schmerzensmutter mit dem toten Christ auf ihren Knien.

Maria sitzt bekleidet mit einem langen, auch die Füsse bedeckenden, faltigen Gewande und mit dem über den Nacken bis auf den Rücken herabhängenden auch Kopfhaar und Ohren verhüllenden Kopftuch, auf einem altertümlichen Sessel..." Der Forscher erwähnt, dass der vordere Teil des rechten Armes fehlt. Der Kopf und das Gesicht empfindet er als ziemlich gut bearbeitet. Der Christuskörper allerdings wäre deutlich weniger gekonnt dargestellt. Dieser liegt so auf ihren Knien, dass sie ihn nicht wie in der Regel bei Vesperbildern üblich, mit der rechten Hand um die Schulter fassen könnte. Dem Gekreuzigten fehlen die Arme vollständig und die Beine oberhalb der Knie. Er trägt einen Lendenschurz.

Heute würden wir diese Schnitzkunst ganz anders beschreiben und deuten, denn die Kunst der Gotik ist hoch anerkannt. So kommen wir zu Robert Hermann Walther Müller, 1899-1969. Er war von 1949 bis 1961 Stadtarchivar in Nordhausen und hat sich um die Aufarbeitung der lokalen Geschichte sehr verdient gemacht. Zur 1075-Jahrfeier der Stadt Nordhausen kam im Verlag Neukirchner, herausgegeben vom Stadtarchiv, der sehr zu empfehlende Band "Merwigslinde, Pomaei Bog und Königshof" heraus, in dem mehrere bemerkenswerte Artikel Müllers versammelt wurden. Er widmet sich ausführlich dem Vesperbild in Windehausen, hat gründlich geforscht, dabei auch Menschen aus dem Dorf befragt und herausgefunden, dass das Kunstwerk doch eine sehr unterschiedliche Wertschätzung erfahren hat. Sicher ist, dass der Wert dieser Plastik in der Vesperbildhistorie nur von wenigen objektiv eingeschätzt wurde. Müller selbst hat sich deshalb 1953 gemeinsam mit der Museumsleitung in Nordhausen, mit dem Pfarrer und dem Gemeinedekirchenrat in Windehausendafür dafür eingesetzt, dass das Kulturdenkmal als Leihgabe ins Meyenburgmuseum kam, um es so für mehrere sichtbar zu machen, seinem Wert gemäß zu schätzen und die Forschung dafür über unsere Region hinaus zu interessieren.

In einem weiteren Beitrag werde ich davon berichten, wie sich das Vesperbild zur Zeit in der Kirche in Windehausen präsentieren kann. Ich bin gespannt, was ich aus berufenem Mund erfahren werde. Man soll mit seinen Pfunden wuchern und Kunst muss man sehen können!
Heidelore Kneffel
Autor: red

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