Di, 15:00 Uhr
18.02.2020
Traumberuf Influencer?
LIKE ME!
Lass mal ein Like da - Daumen hoch, das ist die Währung der sozialen Medien. Manch Jugendlicher träumt heute davon, im Netz als Influencer auf den sozialen Medien Karriere zu machen. Im neuen Stück Like me! blickt das junge Theater Nordhausen hinter die Fassade des digitalen Geschäfts und zeigt die Schattenseiten der Ökonomie der Aufmerksamkeit
Die Idole der Jugend finden sich heute nicht mehr unbedingt in Film, Fernsehen und Musik, sondern auf YouTube, Instagramm und Twitch. Millionenfach werden Unboxing-Videos, Lets Plays, Vlogs und Lifestyle-Bilder geklickt. Das bringt nicht nur jede Menge Aufmerksamkeit sondern hat auch einigen der beliebtesten Influencer ein ansehnliches Einkommen beschert. Auf den ersten Blick ernten die Größen der Szene viel Lohn für wenig Arbeit und manch Jugendlicher träumt heute davon, selber einmal in den Olymp der sozialen Medien aufzusteigen und digital Karriere zu machen.
In dieser Situation findet sich Julia wieder. Eigentlich dreht sich bei der jungen Dame und ihren Freundinnen gerade alles ums Abi. Sollte sich Cara an den Nachprüfungen versuchen oder lieber die Klasse wiederholen? Wo soll die fette Abschlusssause stattfinden? Und wie kann man den ersten Sommer nach der Schule am besten verbringen? Die Mädchen stehen mitten im Leben und haben die gleichen Sorgen, Probleme und Herausforderungen, denen sich auch ihre Eltern und Großeltern schon stellen mussten. Der erste kleine Job als Kellnerin oder beim Lieferdienst bessert das magere Budget auf, Armor verschießt fröhlich seine Pfeile mal hier, mal da und am Wochenende wird gefeiert.
Julia (Marleen Müller) träumt von der Karriere als Influencerin (Foto: Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH) Soweit so normal. Der Lebenswandel der Jungen und Mädchen unterscheidet sich zu dem vorangegangener Generationen aber in einem wesentlichen Punkt und das sind die sozialen Medien. Von Ruhm und Reichtum, einem Leben als Rock- oder Popstar konnte man früher träumen, die Idole von heute scheinen greifbarer, lächeln einen nicht von den Seiten eines Jugendmagazins an, sondern posten und streamen ihr Leben, ihre Meinungen und Messages direkt ins Netz, erreichbar mit ein paar Klicks., jederzeit. Wie schwer kann das schon sein?
Julia, gespielt von Marleen Müller, öffnet sich das Tor in diese Welt, als das Instagramm-Sternchen und It-Girl Manjana die Do-it-yourself-Videos des jungen Mädchens entdeckt und mit ein paar Sätzen auf ihrem Kanal erwähnt. Kurz darauf klopft ein potentieller Werbepartner bei Julia an, die Firma Green Cosmic will sie die Produkte des Kosmetikherstellers in ihre Videos einbaut. Ganz natürlich und schön authentisch versteht sich und das bitte drei bis vier mal die Woche. Das der Schritt in die professionelle Welt des digitalen Marketings deutlich schwieriger ist als es den Anschein macht, muss Julia bald auf die harte Tour lernen.
Das die jungen Schauspieler hier ganz nah dran sind an ihrer eigenen Lebenswelt merkt man dem Spiel der Laien deutlich an, die Schicksale und Konflikte der kleinen Gruppe wirken nicht überzeichnet, bleiben vielmehr auf dem Boden der Realtität des digitalen Zeitalters. Dafür braucht das Stück aus der Feder von Theaterpädagogin Eva Lankau eine Weile um in Schwung zu kommen, nimmt sich viel Raum das Beziehungsgerüst der Clique aufzubauen. Ehe die Konfliktlinien deutlich werden, vergeht einige Zeit. Laufen sie schließlich zusammen zeigt sich, dass sich das ruhigere Fahrwasser gelohnt hat, die dichten Fäden des zwischenmenschlichen Geflechts zerfasern mit zunehmender Geschwindigkeit, die Fassade bröckelt und der hässliche Unterbau des schönen Scheins tritt zu Tage. Am Ende steht die Frage was mehr Wert ist: viele tausend Likes oder eine Handvoll echte Freunde?
In jedem Fall scheint man einen Nerv getroffen zu haben, die drei bisher geplanten Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Angelo Glashagel
Autor: redDie Idole der Jugend finden sich heute nicht mehr unbedingt in Film, Fernsehen und Musik, sondern auf YouTube, Instagramm und Twitch. Millionenfach werden Unboxing-Videos, Lets Plays, Vlogs und Lifestyle-Bilder geklickt. Das bringt nicht nur jede Menge Aufmerksamkeit sondern hat auch einigen der beliebtesten Influencer ein ansehnliches Einkommen beschert. Auf den ersten Blick ernten die Größen der Szene viel Lohn für wenig Arbeit und manch Jugendlicher träumt heute davon, selber einmal in den Olymp der sozialen Medien aufzusteigen und digital Karriere zu machen.
In dieser Situation findet sich Julia wieder. Eigentlich dreht sich bei der jungen Dame und ihren Freundinnen gerade alles ums Abi. Sollte sich Cara an den Nachprüfungen versuchen oder lieber die Klasse wiederholen? Wo soll die fette Abschlusssause stattfinden? Und wie kann man den ersten Sommer nach der Schule am besten verbringen? Die Mädchen stehen mitten im Leben und haben die gleichen Sorgen, Probleme und Herausforderungen, denen sich auch ihre Eltern und Großeltern schon stellen mussten. Der erste kleine Job als Kellnerin oder beim Lieferdienst bessert das magere Budget auf, Armor verschießt fröhlich seine Pfeile mal hier, mal da und am Wochenende wird gefeiert.
Julia (Marleen Müller) träumt von der Karriere als Influencerin (Foto: Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH) Soweit so normal. Der Lebenswandel der Jungen und Mädchen unterscheidet sich zu dem vorangegangener Generationen aber in einem wesentlichen Punkt und das sind die sozialen Medien. Von Ruhm und Reichtum, einem Leben als Rock- oder Popstar konnte man früher träumen, die Idole von heute scheinen greifbarer, lächeln einen nicht von den Seiten eines Jugendmagazins an, sondern posten und streamen ihr Leben, ihre Meinungen und Messages direkt ins Netz, erreichbar mit ein paar Klicks., jederzeit. Wie schwer kann das schon sein?
Julia, gespielt von Marleen Müller, öffnet sich das Tor in diese Welt, als das Instagramm-Sternchen und It-Girl Manjana die Do-it-yourself-Videos des jungen Mädchens entdeckt und mit ein paar Sätzen auf ihrem Kanal erwähnt. Kurz darauf klopft ein potentieller Werbepartner bei Julia an, die Firma Green Cosmic will sie die Produkte des Kosmetikherstellers in ihre Videos einbaut. Ganz natürlich und schön authentisch versteht sich und das bitte drei bis vier mal die Woche. Das der Schritt in die professionelle Welt des digitalen Marketings deutlich schwieriger ist als es den Anschein macht, muss Julia bald auf die harte Tour lernen.
"Like me" bleibt nah an der Lebensrealität der Abiturienten (Foto: Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH)
Das die jungen Schauspieler hier ganz nah dran sind an ihrer eigenen Lebenswelt merkt man dem Spiel der Laien deutlich an, die Schicksale und Konflikte der kleinen Gruppe wirken nicht überzeichnet, bleiben vielmehr auf dem Boden der Realtität des digitalen Zeitalters. Dafür braucht das Stück aus der Feder von Theaterpädagogin Eva Lankau eine Weile um in Schwung zu kommen, nimmt sich viel Raum das Beziehungsgerüst der Clique aufzubauen. Ehe die Konfliktlinien deutlich werden, vergeht einige Zeit. Laufen sie schließlich zusammen zeigt sich, dass sich das ruhigere Fahrwasser gelohnt hat, die dichten Fäden des zwischenmenschlichen Geflechts zerfasern mit zunehmender Geschwindigkeit, die Fassade bröckelt und der hässliche Unterbau des schönen Scheins tritt zu Tage. Am Ende steht die Frage was mehr Wert ist: viele tausend Likes oder eine Handvoll echte Freunde?
In jedem Fall scheint man einen Nerv getroffen zu haben, die drei bisher geplanten Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Angelo Glashagel
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