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Do, 13:31 Uhr
20.09.2018
DIE CHRONIK ÜBER WETTERANOMALIEN

600 Schafe ertranken in der Flut

Der extrem lange, heiße und trockene Sommer 2018 wird mit dem kalendarischen Herbstanfang am Sonntag endgültig Geschichte sein. Doch Wetterkapriolen gab es schon immer, weiß Georg Brockt aus Günzerode. Er schreibt...


Günzerode. Wenn man in der Chronik von Günzerode stöbert, dann kommt man auch auf das Kapitel Wetterkapriolen, das sich lohnt mal näher zu betrachten. Bereits 1186, als zwei Jahre vor der urkundlichen Erwähnung des Ortes, gab es eine Wetteranomalie: Warmer Winter, Bäume blühen Anfang Januar. Auch am 7. April 1420 blühen die Rosen. Mitte des Monats reifen die Erdbeeren und Kirschen, aber im Juli liegt auf den Früchten Reif.

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1427 blühen am 6. Dezember die Kornblumen. Der ganze Winter bleibt mild. 1537/38 tragen zu Neujahr die Mädchen Kränze aus Kornblumen, Veilchen und Stiefmütterchen. Warm ist das ganze Jahr. 1540, 1572 und 1589 werden wieder als trockene Jahre beschrieben. 1606 herrscht Wassermangel, viel Vieh verdurstet.1657 vertrocknet erst das Gras und Vieh stirbt. Später regnet es anhaltend, dass das Getreide auf den Feldern auswächst.

Ab September 1691 bis Fastnacht 1692 ist es so trocken, dass man bis zum 4. März 1692 wöchentlich in der Kirche um Wasser betet. Mäuseplage. Doch dann vernichten Überschwemmungen die Ernte 1692. Das Heu wurde durch das Hochwasser weggeschwemmt oder es verfaulte auf den Wiesen. In Günzerode waren etwa 96 Morgen überflutet. Auf vielen Flächen wurde nicht mal das Saatgut wieder geerntet.

1770/71 Hungersnot durch Trockenheit und Misswuchs.1782 bis 1784 sterben durch Trockenheit und Borkenkäfer in den Harzwäldern eine Million Fichtenbäume ab. Vom 7. Juni bis 19. August 1800 fällt nur einmal Regen. Die Bäume verlieren das Laub und blühen Ende September erneut. 1826/27 herrscht Wassermangel.

1830/31 Schmetterlingsplage in der Grafschaft Hohenstein. Zu Tausenden saßen die weißen Falter auf den Bäumen, Obst und Gemüsekulturen. Es half kein Ablesen und kein verbrennen. Die zahlreichen Raupen zerfraßen die Knospen der Bäume. Kohl und Bohnen wurden bis auf den Strunk aufgefressen. Im Folgejahr gingen viele der kahl gefressenen Bäume ein.

1882 Wolkenbruch am Hagen in Günzerode. 600 Schafe der Domäne ertranken. 1888 versiegte die Helme im Ort. Vieh verhungerte und verdurstete.
Georg Brockt
Autor: red

Kommentare
Bodo Schwarzberg
20.09.2018, 23.06 Uhr
Wetteranomalien in Günzerode: Beitrag zum Nachdenken
...denn er zeigt vor allem, dass zwischen den beschriebenen Extremen meist lange Zeiträume von vielen Jahren oder Jahrzehnten liegen. Das war eben Wetter. Und das beschriebene Extremwetter hatte mit dem herrschenden Klima nichts zu tun. Jedes Ereignis für sich genommen war recht singulär.

Das KLIMA im Mittelalter war vielmehr bis ins 19. Jahrhundert hinein von der so genannten Kleinen Eiszeit bestimmt.

Der Unterschied zu den heutigen Wetteranomalien besteht halt darin, dass wir seit einigen Jahrzehnten fast jährlich und weltweit neue Rekorde messen können: Die wärmsten und trockensten Monate und Jahre, die höchsten Temperaturen und die belegt zunehmende Häufigkeit und v..a. Intensität von "Extrem"wetter als Ausdruck einer Klimaveränderung.

Und dazu passend, die höchsten Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre seit Jahrmillionen.

Das sind wichtige, grundlegende Unterschiede, zu denen noch kommt, dass Wissenschaftler menschliche Einflüsse auf das heutige Klima als extrem wahrscheinliche Ursache für die Häufung von Wetterrekorden ansehen.
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