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Do, 09:00 Uhr
12.04.2018
Bürgermeisterwahl in Friedrichsthal

Eine ganz praktische Angelegenheit

Am kommenden Sonntag werden auch die Friedrichsthaler wieder an die Wahlurne gebeten. Franka Hitzing steht der kleinen Gemeinde seit 12 Jahren als Bürgermeisterin vor und muss am Wahlsonntag keine Gegenkandidaten fürchten. Die nnz hat mit der Bürgermeisterin über Politik und Leben auf dem Land und die bevorstehende Schaffung einer Landgemeinde gesprochen...

Franka Hitzing auf dem neuen Spielplatz in Friedrichsthal (Foto: Angelo Glashagel) Franka Hitzing auf dem neuen Spielplatz in Friedrichsthal (Foto: Angelo Glashagel)

Lange zieht sich die Landstraße durch den Ort, gesäumt von zumeist alten Häusern. Einkaufsmöglichkeiten gibt es keine mehr, der Friseur ist nur für ein paar Stunden in der Woche besetzt und teilt sich die Räumlichkeiten im Gemeindehaus mit der Verwaltung, die Feuerwehr ist gleich nebenan. Friedrichsthal wird mancher eingefleischte Städter vielleicht nur mit Mühe auf der Landkreiskarte finden und doch ist der Ort eine autarke Gemeinde mit eigenem Haushalt, in der am kommenden Wochenende wieder gewählt wird.

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Bis in die 50er Jahre hinein, da gab es Friedrichsthal noch nicht einmal. Das man aus den drei Ortschaften Gratzungen, Bliedungen und Königsthal die heutige Gemeinde formte ist lange her, die alten Gemarkungen sind den Anwohnern aber immer noch geläufig, sagt Franka Hitzing.

Seit 12 Jahren ist sie Bürgermeisterin der 219 Seelengemeinde. Politik auf dem Land sei etwas ganz anderes als Landespolitik, sagt Hitzing, für einen Bürgermeister sei auf dem Land immer Wahlkampf. "Wenn die Menschen nicht zufrieden sind, dann merkt man das hautnah und wenn etwas gibt um das man sich kümmern muss, dann wird das direkt angesprochen. Das ist unser tägliches Leben hier. Man macht Sachpolitik und versucht den Einfluss den man hat im Interesse des Ortes zu nutzen. Die Leute wollen gut leben, in einem angenehmen Umfeld, in einem Ort der in Schuss gehalten wird und in dem man sich wohlfühlen kann. Darauf kommt es an. Wenn man auch noch öffentliche Einrichtungen hat ist das der Idealfall."

Als kleine Gemeinde kann man oft nur kleine Schritte machen. Aktuell arbeitet man etwa daran die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umzustellen, berichtet die Bürgermeisterin. Manchmal macht man auch mehr als man müsste.

So gehört die alte Kirche "de jure" eigentlich nicht zur Gemeinde, sondern zum Kirchensprengel. Dennoch haben die Friedrichsthaler ihr altes Gotteshaus über Jahre hinweg mit Spenden, Lottomitteln und vieler Hände Hilfe saniert und die Orgel wieder in Schuss gebracht. Und so arbeitet man sich voran, Stück für Stück. Das Gemeinschaftshaus neben der Feuerwehr ist noch so ein Projekt, auf das man Stolz ist im Ort, genau wie der schicke neue Spielplatz gegenüber. Den frequentierten inzwischen nicht nur die Kinder aus dem Ort, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden, erklärt Bürgermeisterin Hitzing, "wenn man etwas auf die Beine stellt, dann kommen die Leute auch", seien es nun die Kinder auf dem Spielplatz oder die Bürger auf dem Weihnachtsmarkt vor der Kirche, beim Osterfeuer oder der Walpurgisfeier.


Drei neue Wohnhäuser werden in Friedrichsthal derzeit gebaut, einige alte Gebäude wurden von jungen Familien gekauft. Eine Entwicklung, die nicht eben Selbstverständlich ist in Zeiten der Landflucht. Das Leben abseits der Stadt sei allgemein eine ganz praktische Angelegenheit, erzählt Hitzing, "ich bin bekennende Lokalpatriotin was meinen Blick vielleicht ein wenig verklären mag aber ich lebe gerne auf dem Land". Der Bus mag nur drei mal am Tag kommen aber wer hier wohnt, der sei in der Regel ohnehin mobil, erklärt Hitzing, die meisten Anwohner arbeiten in der weiteren Umgebung, machten ihre Einkäufe und Erledigungen auf dem Heimweg. Und ins Theater oder Kino gehe man auch nicht jeden Tag, selbst wenn man in der Stadt wohne. Umso mehr freut man sich über Friseur und Gemeindehaus.

Mit der Eigenständigkeit Friedrichsthals wird es trotz vieler kleiner Erfolge bald vorüber sein, man hat sich entschieden zusammen mit Bleicherode und weiteren Orten Teil einer möglichen neuen Landgemeinde zu werden. "Das man das nicht mit fliegenden Fahnen macht ist klar. Den Beschluss zu fassen uns formal aufzulösen war vor allem eine mentale Hürde.", sagt Franka Hitzing. Die Wahrnehmung als Teil der großen Kommune werde vielleicht eine andere sein, letztlich ließen sich so aber Zwänge lösen, die sich als kleine Gemeinde heute nur noch schwer stemmen ließen. Etwa Pflichtaufgaben wie die Bereithaltung einer schlagkräfitgen Feuerwehr. "Der Zusammenschluss wird uns stärker machen. Und in einer großen Kommune ist der Einwohner mehr Wert als in einer kleinen weil das Land die Höhe der Zuweisungen dann anders berechnet und das bedeutet mehr Geld für die einzelnen Ortschaften".

Geld mit dem man den kleinen, zwischen Bundesstraße und Autobahn verstecktem Ort weiter in Schuss halten will.
Angelo Glashagel
Autor: red

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