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Mi, 12:00 Uhr
23.09.2015
Die Anführer

Der Unterschied

Die gestrige Sitzung des Nordhäuser Kreistages war symptomatisch: Es wurde viel gesagt, viel geredet, es wurde diskutiert. Aber: was wurde entschieden?

Einige Satzungen zum Beispiel oder die "Beteiligung der Südharz Klinikum Nordhausen gemeinnützige GmbH an der Dienstleistungs- und Einkaufsgemeinschaft Kommunaler Krankenhäuser eG und Erhöhung der Gesellschafteranteile". Sicher notwendig und daher auch echt toll. Das Interessante jedoch, das waren gestern die Zwischentöne, die Diskussionen.

Und da zeigte sich wieder mal der Unterschied. Zum Beispiel beim Thema Feuerwachen-Neubau. Wer auch immer die Inszenierung angeschoben hatte, Rainer Bachmann (LINKE) jedenfalls wollte wissen, warum denn nun der Landkreis Nordhausen einen neue Feuerwache baut und nicht die Stadt Nordhausen?

Wie die nnz berichtete, will die neue Feuerwache Landrat Matthias Jendricke bauen. Das klingt auch so, aber alle wissen, dass der "junge Landrat" natürlich für die Kreisverwaltung spricht und, was noch wichtiger ist: für die Service-Gesellschaft, die noch intakte Allzweckwaffe der Kreisverwaltung. Und die setzt Jendricke ein. Noch wichtiger: er entscheidet! Nur: die meisten in den Gremien haben ihren Mund sperrangelweit geöffnet und fragen nicht nach. Auch das hat in Kreistag und Stadtrat Tradition.

Das mit dem Entscheiden ist gut so, nicht nur in Zeiten der nimmer mehr versiegenden Flüchtlingsströme, sondern eigentlich im permanenten politischen Handeln. Insofern gibt es auf dem Chefsessel des Landratsamtes vermutlich keinen anderen, keinen besseren kommunalen Politiker als Matthias Jendricke.

Thema aufgreifen, anfassen, kurz diskutieren, entschieden. Wenn von zehn Entscheidungen zum Schluss acht richtig sind, dann ist das in Ordnung. Niemand ist unfehlbar. Und so hat der Landrat entschieden, dass der Landkreis nun die Feuerwache baut und einen Fördermittelantrag stellt. Weil er sich in Erfurt erkundigt hat. Aber ist das auch rechtens? Und wieder wird nicht oder nur zögerlich nachgefragt.

Auf der anderen Seite ist Dr. Klaus Zeh. Der plagt sich immer noch mit der Feuerwache herum. Er weiß immer noch nicht, welches Modell man angehen könnte? Welches die wirtschaftlichste Variante ist? Privater Investor? Die SWG als Bauherr? Es ist müßig zu recherchieren, wie lange da schon geprüft, überlegt, diskutiert oder abgewogen wird. Und so kanzelt ihn Jendricke ab, dass er sich doch um den Stadion-Neubau und die Theatersanierung kümmern soll. Damit habe Zeh genug zu tun.

Es ist auch müßig zu fragen, zu welchen Ergebnissen die Disziplinarverfahren gegen den jetzigen Landrat einst im Rathaus führten, was aus dem Datenlöschen auf dem PC der ehemaligen Oberbürgermeisterin wurde, was aus der Dienstwagen-Geschichte, der Dienstreise-Affäre wurde? Vermutlich wird im Rathaus noch abgewogen.

Im Landratsamt gibt es jetzt einen Entscheider, der sich aber auch auf das gesamte Hinterland verlassen kann, auf seinen Bereich, der ihm den Rücken freihält, der für ihn und nicht gegen ihn arbeitet. Die beiden Beigeordneten spuren, sind größtenteils alleinverantwortlich, selbst der Personalrat ist mehr als handzahm geworden. Die Fachbereichsleiter arbeiten für Jendricke und nicht gegen ihn.

Im Nordhäuser Rathaus fehlt es entweder an diesem Personal, an der notwendigen Loyalität, vielleicht fehlt es auch an klaren Ansagen oder es ist ein Kampf gegen bekannte Windmühlen. Hinzu kommt, dass vor allem im Verantwortungsbereich der Dezernentin eine Fehlerquote vorherrscht, die im normalen Leben bereits zur Trennung geführt hätte: Seniorenbegegnungszentrum, Krematorium, Weihnachtsmarkt, Turnhalle an der Sangerhäuser Straße. Hier reiht sich ein PR-Polit-Desaster an das andere. Doch: im politischen Leben ist das halt anders. Da wird vermutlich in den kommenden Wochen noch befördert.

Denn erinnern wir uns: Mit dem Weggang von Matthias Jendricke ist ein Platz im Rathaus-Dreigestirn freigeworden. Ich könnte darauf wetten, dass die Ausschreibung - sofern sie irgendwann auf den Weg gebracht werden soll - so gefasst wird, dass sich niemand anders als Hannelore Haase darauf bewerben kann. Übrigens: das hat in den großen Verwaltung eine jahrzehntelange Tradition.

Jetzt wäre es eine Chance für Dr. Klaus Zeh zu beweisen, dass er einen Neustart hinlegen will. Dass er sich letztlich für einen Bewerber entscheidet, der vorzugsweise kein Parteibuch in seiner Tasche hat, sondern entsprechende Referenzen und Ausbildungen und -was durchaus notwendig ist - auch Visionen hat. Das wäre eine erste Entscheidung, die ein wenig Mut in Richtung der zweiten Hälfte seiner Amtszeit machen könnte. Es wäre ein Hoffnungsschimmer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
NDHler
23.09.2015, 13.46 Uhr
Jo Herr Greiner ...
... genau ist das!
TED
23.09.2015, 14.39 Uhr
FÜR ODER GEGEN
= Entscheiden in einer schwierigen, unklaren Situation einen Entschluss treffen und damit festlegen, was zu tun ist.
Oder nicht entscheiden, aussitzen, Angst haben Gegenwind zu bekommen. Entscheiden heißt nun mal FÜR. Und das GEGEN erzeugt ganz natürlich Gegenwind. Dieser junge Landrat tut der Region gut. Er trifft Entscheidungen und bewegt etwas. Weiter so Herr Jendricke.
Nordhäuser Freiheit
23.09.2015, 14.57 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht mehr zum Thema des Beitrags
Johann George
23.09.2015, 16.12 Uhr
Letzter Absatz
Alles richtig, Herr Greiner, nur im letzten Absatz würde ich eine Änderung vorschlagen: "Jetzt wäre es eine Chance für Dr. Klaus Zeh ... ZURÜCKZUTRETEN" sollte es da besser heißen.
25 Jahre deutsche Einheit wären ein würdiger Anlass dafür. Und für Nordhausen wäre es ein schönes Geschenk.
Man stelle sich nur mal vor, des Doktors Kronprinz Nüßle wäre im Mai Landrat geworden und müsste die Flüchtlingsproblematik jetzt managen...
Rainer H.
23.09.2015, 20.46 Uhr
Jendricke entscheidet doch nichts!
Lieber Herr Greiner,

sie geben den richtigen Anstoß und stellen die richtigen Fragen. Doch bisher hat doch Jendricke nichts entschieden, oder meinen Sie den Alleingang in Sachen Asylpolitik? Sorry eine Nordhäuser Tageszeitung scheint ja auch immer alles zu wissen. Vermutlich werden nur dort im Büro die Pläne für den nächsten Tag ausgeheckt. Da wird ja die Pressestelle im Landratsamt bald überflüssig. Ja Herr Greiner, bisher hat Herr Jendricke nur verkündet. Er baut die Feuerwehr! Er baut ein Stadion für Wacker! Er trotzte vor Monaten den Spiegelschen Hof in Werna für 10 Mio zu sanieren. Er beschließt die Kreisvolkshochschule leer zu ziehen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Und und und. Doch keiner im Kreistag stellt die Frage wo das Geld herkommen soll. Noch vor 3 Monaten war nichts möglich weil über 3 Mio. fehlten. Wird nun auf Kosten der Flüchtlinge Geld gezogen und investiert? Was ist mit dem Bürger. Der wird Mundtot gemacht? Weil er sonst Nazi ist! Dann lieber einen Herrn Dr. Zeh, der spart und sagt ich kann nicht.
Liane Enzinger
24.09.2015, 07.04 Uhr
Mit heißer Nadel gestrickt, Herr Greiner,
und voller Emotionen.

Aber nur eine Frage dagegen: Angesichts von hinterlassenen 40 Millionen Euro Schulden in der Stadtkasse ist es da nicht besser, wenn man beim Landrat zweimal hinschaut und einmal mehr nachgfragt? Ist die von Ihnen gelobte "Macher-Mentalität" nicht der reine Aktionismus und die Suche nach der nächsten Schlagzeile?
Liane Enzinger, M.A.
altmeister
24.09.2015, 07.38 Uhr
Teure Art zu regieren
Sehr geehrter Herr Greiner,
Sie schreiben, dass es gut wäre, wenn von 10 Entscheidungen zum Schluss 8 richtig seien, Hauptsache es wird entschieden. Das kann ich nicht für gut befinden!

Schlimm ist, dass es sich meist herausstellt, dass gerade die falschen Entscheidungen, welche vorschnell aus dem Bauch heraus getroffen wurden, die teuersten gewesen sind!
Es ist natürlich gut, wenn überhaupt Entscheidungen getroffen werden, aber alle mit einer größeren Tragweite und die nachhaltig wirken, sollten wohl überlegt sein.

Da ist Aktionismus der falsche Ansatz und kommt teuer zu stehen. Dazu haben wir in der Stadt Nordhausen einige passende Beispiele, welche auch federführend durch die jetzige Landkreisspitze mit zu verantworten sind. Wenn aus Fehlern nicht gelernt wird, dann ist alles zu spät!
Flitzpiepe
24.09.2015, 09.40 Uhr
Ich erwarte von einem Politiker,
dass er Entscheidungen trifft und Probleme nicht aussitzt.
Keine Entscheidungen zu treffen, finde ich viel schlimmer.
Dabei ist klar, dass dabei auch Fehlentscheidungen dabei sind.

Jeder macht Fehler. Und jetzt kommt das ABER:
Aber dann erwarte ich auch im Fehlerfall, dass er dieses auch zugibt. Erst dann achte ich auch Politiker und würde sie wieder wählen. Leider passiert das viel zu selten.

Ein Beispiel wäre das Bürgerhaus. Wenn Rinke und Co jetzt zugeben würden, dass dieser Bau in dieser Form ein schwerwiegender Fehler für die Zukunft von Nordhausen war, wäre ich damit zufrieden. Rückgängig machen geht nicht mehr. Weder für Bibliothek noch Bürgersaal oder das Parkhaus ist der Bedarf da.

Aber es trotzdem muss dringend an allen Ecken und Kanten sinnvoll investiert werden und dabei entstehen Schulden. Der Bund macht es doch vor, dass viele Schulden kein Problem sind.
Bierchen
24.09.2015, 09.44 Uhr
Frage an die Populisten
....hinterlassene 40 Mio. Schulden etc.

Bitte geben Sie doch mal Auskunft welchen konkreten Anteil der Herr Jendricke !!allein!! an diesen Schulden hat???? Vielleicht wissen Sie ja mehr als wir und sagen uns , daß die Entscheidungen ohne Stadträte etc. getroffen waren. Bitte konkret und ohne Winkelzüge!!
Wolfi65
24.09.2015, 09.59 Uhr
Dieses ewige Hin und Her
Es wird in der nächsten Zukunft völlig egal sein, wer die Schulden gemacht hat. Fest steht wohl, das sie gemacht worden sind.
Ob der Bund, die Länder oder die Kreise.
Zum bitteren Ende zahl sie der Bürger.
Wolfi65
24.09.2015, 11.57 Uhr
Bei allem Respekt @RaWu
Die gemachten Schulden werden Sie und Frau Rinke nicht aus der Privatschatulle bezahlen, sondern wir alle.
Das wollte ich hier eigentlich nur klarstellen. Partei oder nicht Partei, schwarz oder rot, spielt doch zum Schluss keine Rolle.
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