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Mi, 11:03 Uhr
17.12.2014

Ostermärsche statt Eiersuche in Nordhausen?

Kurz vor den Feiertagen hatte die Stadt Nordhausen ihre Kulturschaffenden noch einmal zu einem „Runden Tisch Kultur“ in den Bürgersaal geladen, wo sich deutlich weniger Teilnehmer einfanden als beim letzten Treffen. Und es gab einen merkwürdigen Vorschlag...

Kinderlachen am Ostersamstag soll es nicht mehr geben. Ruhe soll herrschen... (Foto: nnz) Kinderlachen am Ostersamstag soll es nicht mehr geben. Ruhe soll herrschen... (Foto: nnz)

Überraschende Ergebnisse waren, dass vom Landratsamt die umstrittene Verfügung zur Durchführung von Freiluftveranstaltungen im Stadtgebiet quasi an die Stadt zurück gegeben wurde. Die Stadt kann nun selbst über Genehmigungen entscheiden, wie sie will.

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Am Ende nächsten Jahres werde man dann sehen, wie es gelaufen sei. Wenn - ja wenn die Stadt sich dafür entscheidet, diese Verantwortung zu übernehmen.

Zweite wichtige Veränderung ist die Abschaffung der Osterfeiersuche auf dem Petersberg. An deren Stelle sollen nun Osterspaziergänge treten, unterrichtete Birgit Adam vom städtischen Kulturamt die Anwesenden. Ziel der Märsche sind die städtischen Brunnen, die dann von Vereinen liebevoll mit österlicher Dekoration geschmückt sein werden. Vereine, die sich an dieser Aktion beteiligen wollen, erhalten von der Stadt einmalig 50 Euro für Dekorationsmaterial.

Das Schmücken von Brunnen sei ein uralter Brauch, hieß es bei dieser Beratung und einige der wenigen Teilnehmer schauten sich verwundert an. Auch die nnz-Redaktion googelte daraufhin und wurde in Oberfranken fündig. Dort werden die Osterbrunnen in erster Linie touristisch vermarktet.

Hintergrund das Versagens der Ostereiersuche durch die Stadtverwaltung ist vermutlich ein Einknicken vor der Kirche in Nordhausen. Vor allem vor den Gedankengängen des neuen evangelischen Superintendenten Schwarze. Der hatte mehrfach öffentlich gefordert, dass bis zum Ostersonntag die Stadt einfach keine Feste ausrichten sollen, zu denen vielleicht Ostereier gesucht werden sollen. Es soll ruhig zugehen, so Schwarze.

Das war einmal: Volksfeststimmung auf dem Petersberg - Ostersamstag 2014 (Foto: nnz) Das war einmal: Volksfeststimmung auf dem Petersberg - Ostersamstag 2014 (Foto: nnz)

Insider wissen, dass es zum ostersonnabendlichen Eiersuchen schon immer Streit in der Kirche gab. Doch selbst die einstige Oberbürgermeisterin Barbara Rinke, die nicht unerheblich in der evangelischen Kirche eingebunden war, konnte sich scheinbar durchsetzen. Bei Dr. Klaus Zeh ist das anders, der gibt nach. Einer Kirche, die eigenen Angaben zufolge knapp 24.000 Mitglieder im Landkreis Nordhausen und Teilen des Eichsfeldes haben soll. Das ist ein Viertel der hier lebenden Menschen. Der bescheidene Rest von Dreiviertel möchte vielleicht gern wieder mit Kind und Kegel auf dem Petersberg Eiersuchen.

Der allerdings muss sich beugen und darf statt dessen die Brunnen dieser Stadt besuchen und sich am sprudelnden Wasser erfreuen. Bleibt nun noch die Hoffnung, dass sich ein privater Veranstalter finden mag, der die Tradition des Ostereiersuchens auf dem Petersberg fortsetzt und sich nicht dem Diktat einer lokalen Kirchenleitung unterwirft. Und für den es jetzt plötzlich keine Auflagen des Landkreises als Veranstaltungsbehörde gibt. Verbieten kann dann aber immer noch die Stadtverwaltung.

In Nordhausen darf man nun jedenfalls gespannt sein, welche Ideen noch aus dem evangelischen Kirchenkreis zur Missionierung einer ganzen Region kommen.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Flitzpiepe
17.12.2014, 12.11 Uhr
Ich habe es geahnt
dass so was kommt...
Dann soll der Herr Schwarz nach Franken gehen, wenn er geschmückte Brunnen besuchen möchte.
Apropos Besuche: Ich bekomme zu Ostern immer Besuch aus Berlin. Die kommen deswegen mit ihren Kindern zu uns, weil das Osterfest auf dem Petersberg immer so schön ist.
Denen muss ich wohl nun absagen.
Danke Herr Schwarz und den Einknickern von der Stadtverwaltung!
Von um die Ecke
17.12.2014, 13.15 Uhr
Allgemeinverfügung die x.te
Der große Wurf, die Allgemeinverfügung über die Durchführung von Freiluftveranstaltungen, geht doch nun schon ein Jahr. Fazit, vielleicht gesetzlich korrekt, menschlich voll am Bürgerintresse vorbei.

Land- und Stadtrat schieben sich die Entscheidung hin und her. Niemand will etwas entscheiden, was er später bereut.
Hat den niemand den politischen Mut, das Papier, das über Nacht entstand, genau so schnell dort hin zu befördern, wo es hin gehört, in einen Papierkorb.

Der Eiertanz am Petersberg passt ja genau da zu. Schön ruhig solls sein, mitren in einer pulsierenden Stadt?
Ein Widerspruch an sich.
NDHler
17.12.2014, 18.23 Uhr
Gerüchten zu Folge,
soll das Ordnungsamt auch das private Ostereiersuchen auf unangemessene Lautstärke kontrollieren. Bei zu vielen Ordnungswidrigkeiten wird auch das private Eiersuchen im kommenden Jahr für das Nordhäuser Stadtgebiet gestrichen!
Einfach traurig! Nordhausen wird immer ärmer!
Zukunft
17.12.2014, 19.29 Uhr
Recht
NDHler, da können Sie Recht haben, dass es in Nordhausen immer ärmer wird. Die Kassen sind überall leer. Wie konnte es dazu kommen? Die Durchführung des Osterfestes hat Geld gekostet, welches jetzt anscheinend nicht mehr da ist. Die Vereine können die vielen Brunnen in Nordhausen gestalten, nur mit welchem Geld? 50 € von der Stadt sind ja ein lächerlicher Betrag. Die Stadt scheint sich aus allem und von allem zurückzuziehen. Ist das das Ergebnis einer 18 jährigen SPD Verantwortung in der Stadt? Oder??
Pe_rle
17.12.2014, 20.40 Uhr
Ostereier-suche
und wieder geht es mit der Stadt weiter abwärts
ich glaub nicht das ich mich vom Ordnungsamt bei der Eiersuche beeinflussen lasse.
Und bestimmen jetzt ein viertel der Einwohner was der Rest zu tun hat ???? wo sind wir nur hin gekommen
Kirchendiener Schwarz soll sich um seine Kirchensteuer zahlenden Schäfchen kümmern
warum die Kulturschaffenden den "runden Tisch" meiden kann sich ja wohl jeder denken
NDHler
17.12.2014, 21.59 Uhr
Zukunft
Geldnot ist aber offiziell nicht der Grund für das Aus des Osterfestes! Da haben sie wol etwas falsch verstanden! Es soll ruhiger werden in Nordhausen! Pssst! Die Kirche hat das Wort! Lächerlich! Die Kinder hatten auf dem Petersberg so viel Spaß!
othello
18.12.2014, 15.35 Uhr
Ostereier suchen ohne christlichen Segen?
Das Osterfest ist das höchste Christliche Fest des Jahres und aus diesem Grund sind diese Tage in Deutschland auch Feiertage. In diesem Rahmen passen fröhliche Veranstaltungen wie Karfreitag und auch der folgende Samstag nicht in den gewünschten Ablauf der Christen. Erst die Auferstehung des Herrn Jesus Christus lässt die Christen frohlocken. Soweit meine Kurzfassung zu diesem Fest.

Es ist aber so, dass die christlichen Riten, Lehren und Symbole aus vielen anderen Religionen , von den Christen für sich vereinnahmt wurden, einschließlich der Osterzeit. Hier wurde etwas passend gemacht, damit diese Religion auch von anderen akzeptiert werden konnte.

Altes Brauchtum, auch aus vorchristlicher Zeit hat sich weiter überliefert und wurde auch hier bei uns zelebriert. Alleiniges Ostereier suchen durch Kinder, noch dazu am Samstag, gehört nicht in das Weltbild der christlichen Kirchen. Den freudigen Kindern ist es auch egal, warum sie Ostereier suchen und ich denke auch, dass sich die Eltern dieser Kinder darüber wenig Gedanken machen.

Warum also, muss diese Veranstaltung am Samstag weichen? Aus Geldmangel wahrscheinlich nicht. Herr Greiner hat sicher den wahren Grund erkannt, nämlich die Einwände eines evangelischen Superintendenten sind der wahre Grund für diesen Verzicht, nur mag dieses keiner der Verantwortlichen zugeben.

Ein Beleg dafür ist die unsinnige Beschluss, als Ersatz einen Brunnen Osterspaziergang zu veranlassen und diesen auch noch finanziell zu unterstützen.

Da wird behauptet, es ist ein uralter Brauch, den man hier umsetzt. Ein Brauch, den es seit ca. 100 Jahren in Franken und angrenzenden Thüringer Gemeinden gibt, aber nicht im Norden Thüringens.

In diesen christlichen Gemeinden in Franken, meist kleine Dörfer und Städtchen, ist dieses auch ein touristisch genutzter Brauch, mit großer christlicher Symbolik. Hier sind die Christengemeinden die Mehrheit der Bevölkerung und in diesen kleinen Gemeinden ist es durchaus angebracht, diese Tradition zu erhalten. Aber in Nordhausen ? Die Mehrheit der Nordhäuser Bevölkerung gehört zu keiner Glaubensgemeinschaft oder gehört einer anderen Glaubensgemeinschaft an, die andere Vorstellungen vom Osterfest haben. Diese große Gruppe wird einfach ignoriert.

Dieser Nordhäuser Beschluss ist einfach nur ein Symbol für den immer noch großen Einfluss der christlichen Kirchen, hier vertreten durch den Superintendenten der evangelischen Kirche und sicher auch gern begrüßt, von der katholischen Gemeinde in Nordhausen.

Mehrheiten, die einfach nur ihre Kinder den Spaß am gemeinsamen Ostereier suchen gönnen wollen, werden einfach ignoriert.

Vereine, die aufgefordert sind, sich an diesem Osterbrunnen Spaziergang zu beteiligen, sollten dieses boykottieren, sofern sie nicht mit der Kirche liiert sind. Sie sollen hier nur instrumentalisiert werden, für christliche Glaubenssymbole und Riten. Dieses sollte auch für Eltern und Kinder gelten, die sich mit dieser christlichen Doktrin nicht gemein machen wollen. Suchen Sie weiter Ostereier ohne den christlichen Segen !
Boris Weißtal
18.12.2014, 16.10 Uhr
@othello
Ich finde Ihre permanente Kirchenkritik zwar meist überzogen aber hier haben Sie mal vollkommen Recht! Wenns was harmloseres als Ostereier suchen gibt, dann weiss ich es nicht. Der Superintendent soll mal seine Blasikirche im Dorf lassen und sich aus städtischen Angelegenheiten raushalten. Eine Schande, dass die Stadt hier eingeknickt ist.
Rueckkehrer
18.12.2014, 17.15 Uhr
@othello
Daumen hoch für diesen Beitrag. Ich kann mich dessen nur anschließen!
altmeister
18.12.2014, 23.36 Uhr
Ostern
Ich bin Christ, kann mich aber, wenn eine solche Begründung für diese Änderung tatsächlich vorliegen sollte, dem nicht anschließen.

Es ist meine persönliche Entscheidung, wie ich mit christlichen Feiertagen umgehe, wie ich diese lebe. Eine Doktrin sollte daraus nicht werden! Auch wenn der aus christlicher Sicht zu feiernde Tag der Ostersonntag ist, so sollte doch auch von kirchlicher Seite anerkannt werden, dass der Karfreitag als stiller Feiertag gilt, für die nicht christliche Seite auch am Sonnabend aber ein Fest vorliegt, welches, vor allem für Kinder, eines der Freude und des Beschenkens ist. Das ist nun mal so, wenn Feiertage für alle da sind und so mancher nicht die Herkunft kennt oder nicht mit dem Hintergrund liiert ist. Osterfeuer (die nichts mit dem christlichen Glauben zu tun haben) werden ja auch meist am Sonnabend angezündet.

Ach ja, da ist es ja, das Thema der Feiertagsvereinnahmung. Natürlich gibt es die Überschneidungen der christlichen Feiertage mit alten Traditionen, diese haben aber wohl alle Religionen im Programm und auch die nicht religiösen Bewegungen aller Couleur. Die Ursachen der jeweiligen Datierung könnten bestimmt durch einen anderen, z.B. beruflich im Stoff stehenden Kommentator, besser erklärt werden, eine Suche im Netz kann da allerdings auch sehr helfend sein und entspannt manche festgefahrene Ansicht vielleicht.

Allerdings, seltsam in unserer Gesellschaft ist die Tatsache, dass gegen christliche Traditionen und Gepflogenheiten protestiert wird, diese in Frage gestellt werden, dieses aber für andere Bevölkerungsteile mit nicht einmal einem Viertel Anteil an der Bevölkerung und ihrer Religion als selbstverständlich angesehen und Toleranz eingefordert wird. Sollte das nicht auch mal zum Nachdenken anregen?
Rueckkehrer
19.12.2014, 07.37 Uhr
@altmeister
Ich denke nicht, dass generell gegen christliche Gepflogenheiten und/oder Traditionen protestiert wird. Vielmehr geht es aus meiner Sicht darum, dass anderen (nicht-christlichen) Bevölkerungsteilen etwas vorgeschrieben wird. Warum gibt es nicht ein friedliches NEBENEINANDER dieser (christlichen, heidnischen und auch anderer Traditionen)? Wie Sie schon sagten, wird auch das Osterfeuer weiterhin Bestandteil des Osterwochenendes sein.
Wenn sich Menschen mit Religionen identifizieren und dort ihren Halt finden, dann ist das doch auch gut so. Aber ein Bevormunden derjenigen, die sich damit nicht identifizieren, führt immer zu Protest und Unverständnis.

Aus meiner Sicht fördert ein Nebeneinander vieler unterscheidlicher Traditionen mehr das Miteinander der Menschen als permanente Bevormundung a la "es gibt nur diese Variante". Mich stört es nicht, wenn die christliche Gemeinde die Brunnen schmückt. Wenns schön gemacht wird und optisch ins Stadtbild passt, dann ist es doch okay. Die anderen können mit ihren Kindern Ostereier suchen und sich später bei einem Osterspaziergang die geschmückten Brunnen anschauen. Nebenbei kann man seinem Kind erklären, warum die Brunnen von Menschen so aufbereitet werden. Da hat man gleich noch was für die Allgemeinbildung der Kinder getan.

In diesem Sinne: Frohe Ostern...ach nee es kommt ja erst mal Weihnachten :-)
othello
19.12.2014, 14.21 Uhr
Klarstellung @ altmeister
@ altmeister ! Es ist schön zu lesen, dass Sie im Prinzip auch der Meinung sind, dass Ostereier suchen am Samstag toleriert werden kann. Auch kann ich mich der Antwort von @ rueckkehrer in Teilen anschließen. Doch ist mir Ihre versteckte Kritik nicht entgangen.
Deshalb möchte ich behaupten, dass man, wenn man sich mit dem Ursprung und der Datierung des Osterfestes befasst, kaum entspannter und Ansichten ändernd, verhalten würde. Es kommt immer auf die Sichtweise an. Aber dieses ist nicht Aufgabe hier im Kommentar.
Bezeichnend für Ihre Einstellung ist Ihre Behauptung, dass gegen christliche Gepflogenheiten und Traditionen protestiert wird. Wo bitte schön wird dagegen protestiert ? Kritik an der Religion an sich, ist kein Protest und auch keine Intoleranz. Worum es hier geht, ist, dass eine Stadt, hier ein Kulturausschuss, sich mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Wunsch des Superintendenten angepasst hat, ohne den Wunsch anderer Bevölkerungsteile zu berücksichtigen. Kritikwürdig ist auch, dass dieser Kulturausschuss eine christliche Tradition aus einer uns fernen Gegend in Nordhausen beleben will und dieses auch noch finanziell unterstützen will. Und in dieser Tatsache liegt das Problem, welches ich hier sehe. Wenn sich die christlichen Gemeinden zu diesem Brunnen- Oster-Spaziergang entscheiden, ist dieses nicht zu beanstanden und auch zu tolerieren. Dieses ist aber nicht Aufgabe der Stadt Nordhausen und dessen Kulturausschuss. Hier fehlt es an der von mir geforderten Trennung von staatlichen Aufgaben und der Religion. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich mit meiner Kritik darstellen.
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