Mi, 13:01 Uhr
29.02.2012
Wenig Klarheit
In den zurückliegenden Tagen wurde über die Medien kommuniziert, dass für Thüringen, so auch für Teile der Landkreise Nordhausen, Eichsfeld und für den Kyffhäuserkreis Aufsuchungserlaubnisse durch das Landesbergamt erteilt worden sind. Dazu erklären John Dauert, Landratskandidat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Christian Darr, OB-Kandidat selbiger Partei...
Die Darstellungen zum Fracking der letzten Woche, u.a. von Umweltminister Reinholz, haben wenig zur Klarheit über die Gefahren der Ausbeutung von unkonventionellen Erdgaslagerstätten beigetragen. Es wurde der Eindruck vermittelt als wäre das Fracking in Deutschland aufgrund strenger Umweltauflagen sicher.
Es ist aber Realität, dass die Politik der Industrie in diesem Fall deutlich hinterherhinkt. Denn für das Fracking ist bisher keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben. Mit einem solchen gesetzlich vorgeschriebenen Prüfverfahren werden die Auswirkungen eines größeren Vorhabens auf Mensch und Natur bereits im Vorfeld der Entscheidung beschrieben und bewertet.
Im Falle des Frackings kommt gerade dieser hohe Standard der deutschen Umweltgesetzgebung nicht zur Anwendung. Das heißt, dass man bisher mit einem nur den erdgasfördernden Firmen bekannten Chemiecocktail unter Tage Gesteinschichten aufbricht, um an bisher nicht erkundete und abgebaute Erdgaslagerstätten heranzukommen. Mit welchen Risiken dies behaftet ist, zeigt beispielsweise Report München vom 29.11.2011 mit Erfahrungen aus Niedersachsen. Dort wurde an verschiedenen Orten regionales Brunnenwasser durch benzolhaltiges Lagerstättenwasser verseucht.
Bei der Verpressung von Salzlauge im Werragebiet wurde auch von Seiten der Behörden lange Zeit behauptet, die Salzlauge sei in den versenkten Gesteinsschichten sicher. Das Gegenteil ist der Fall. Die Lauge breitet sich im Untergrund unkontrolliert aus und entwickelt sich zum unkalkulierbaren Risiko für die Umwelt, kritisiert Dauert.
Ich spreche mich daher dafür aus, dass die gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung auch auf das Fracking angewendet wird, erklärt Christian Darr. Er findet es daher fragwürdig, dass das zuständige Thüringer Umweltministerium das Fracking noch öffentlich in Schutz nimmt und die Risiken herunterspielt. Umweltminister Reinholz müsste gerade die Risiken deutlich benennen und den Handlungsbedarf seitens der Bundesregierung klarmachen, stellte zudem Dauert fest.
Auch die energiepolitischen Auswirkungen halten die Kandidaten für überschätzt: Die Energiesicherheit und verminderte Abhängigkeit von Energie-Importen ist trügerisch. Die unkonventionellen Vorkommen sind in der Regel aufwendiger zu erschließen und schneller erschöpft als konventionelle Erdgaslagerstätten. Eine nachhaltige Reduzierung des Energiebedarfs wäre die bessere Reaktion. Mit einem Vergleich macht sie ihren Standpunkt abschließend deutlich: Unkonventionelles Erdgas zu begrüßen ist in etwa so als würde man, statt einer dringend notwendigen Entwöhnungskur, das Heranschaffen von billigem Fusel als Hilfe für einen Alkoholkranken verstehen.
Autor: nnzDie Darstellungen zum Fracking der letzten Woche, u.a. von Umweltminister Reinholz, haben wenig zur Klarheit über die Gefahren der Ausbeutung von unkonventionellen Erdgaslagerstätten beigetragen. Es wurde der Eindruck vermittelt als wäre das Fracking in Deutschland aufgrund strenger Umweltauflagen sicher.
Es ist aber Realität, dass die Politik der Industrie in diesem Fall deutlich hinterherhinkt. Denn für das Fracking ist bisher keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben. Mit einem solchen gesetzlich vorgeschriebenen Prüfverfahren werden die Auswirkungen eines größeren Vorhabens auf Mensch und Natur bereits im Vorfeld der Entscheidung beschrieben und bewertet.
Im Falle des Frackings kommt gerade dieser hohe Standard der deutschen Umweltgesetzgebung nicht zur Anwendung. Das heißt, dass man bisher mit einem nur den erdgasfördernden Firmen bekannten Chemiecocktail unter Tage Gesteinschichten aufbricht, um an bisher nicht erkundete und abgebaute Erdgaslagerstätten heranzukommen. Mit welchen Risiken dies behaftet ist, zeigt beispielsweise Report München vom 29.11.2011 mit Erfahrungen aus Niedersachsen. Dort wurde an verschiedenen Orten regionales Brunnenwasser durch benzolhaltiges Lagerstättenwasser verseucht.
Bei der Verpressung von Salzlauge im Werragebiet wurde auch von Seiten der Behörden lange Zeit behauptet, die Salzlauge sei in den versenkten Gesteinsschichten sicher. Das Gegenteil ist der Fall. Die Lauge breitet sich im Untergrund unkontrolliert aus und entwickelt sich zum unkalkulierbaren Risiko für die Umwelt, kritisiert Dauert.
Ich spreche mich daher dafür aus, dass die gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung auch auf das Fracking angewendet wird, erklärt Christian Darr. Er findet es daher fragwürdig, dass das zuständige Thüringer Umweltministerium das Fracking noch öffentlich in Schutz nimmt und die Risiken herunterspielt. Umweltminister Reinholz müsste gerade die Risiken deutlich benennen und den Handlungsbedarf seitens der Bundesregierung klarmachen, stellte zudem Dauert fest.
Auch die energiepolitischen Auswirkungen halten die Kandidaten für überschätzt: Die Energiesicherheit und verminderte Abhängigkeit von Energie-Importen ist trügerisch. Die unkonventionellen Vorkommen sind in der Regel aufwendiger zu erschließen und schneller erschöpft als konventionelle Erdgaslagerstätten. Eine nachhaltige Reduzierung des Energiebedarfs wäre die bessere Reaktion. Mit einem Vergleich macht sie ihren Standpunkt abschließend deutlich: Unkonventionelles Erdgas zu begrüßen ist in etwa so als würde man, statt einer dringend notwendigen Entwöhnungskur, das Heranschaffen von billigem Fusel als Hilfe für einen Alkoholkranken verstehen.
Kommentare
Eckenblitz
29.02.2012, 13.15 Uhr
Viele Worte
Eins kann ich ihnen Heute schon sagen, sooft wie sich die Kandidaten zur Zeit zu Wort melden, sooft werden sie sich dann zurückziehen, wenn sie ihr Zeil erreicht haben sollten.
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alexa
29.02.2012, 16.27 Uhr
Wichtige Worte!
Die Argumentation von Herrn Dauert und herrn Darr zeugt von Kompetenz, da sie sich nicht grundsätzlich gegen eine Aufsuchung wenden. Sie wollen nur eine ordentliche Umweltprüfung. Das ist ja wohl das mindeste. Ich finde die Wahlkampfthemen der "jungen Grünen" Kandidaten klasse! Wenn sie nur 50% davon umsetzen können, hätten wir viel erreicht!
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bseplus
29.02.2012, 21.59 Uhr
Brennendes Leitungswasser etc.
Wenn im TV Berichte laufen über Fracking-Folgen in den USA, wo ganze Landstriche verseucht sind und sich das Wasser aus dem Hahn entzünden lässt, sind viele beeindruckt. Wenn sich aber Kandidaten der Grünen dafür aussprechen, vor Einsatz dieser Technik hierzulande eine vernünftige Umweltprüfung durchzuführen, da wird das als Wahlkampf abgetan.
Ich finde: wenn im Wahlkampf solche Themen nicht einfach abgetan werden, dann ist das mehr als richtig. Und zurückziehen werden sich Dauert, Darr und alle anderen Grünen auch nach der Wahl nicht. Zu diesem Thema wie auch zu vielen anderen nicht.
Ich finde: wenn im Wahlkampf solche Themen nicht einfach abgetan werden, dann ist das mehr als richtig. Und zurückziehen werden sich Dauert, Darr und alle anderen Grünen auch nach der Wahl nicht. Zu diesem Thema wie auch zu vielen anderen nicht.
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