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Di, 10:04 Uhr
06.09.2011

Erbauer des Landratsamtes

Am kommenden Sonntag laden im Landkreis Nordhausen wieder viele Denkmäler zum Besuch ein. Auch das historische Landratsamt in Nordhausen ist auf der "Liste" zu finden. Dazu eine Betrachtung von nnz-Autorin Heidelore Kneffel...

Gedenkstein (Foto: privat) Gedenkstein (Foto: privat)
Stein erinnert an Davier

Am Sonntag, 11. September, eröffnet der Landrat Joachim Claus um 10.00 Uhr im Historischen Landratsamt in der Grimmelallee 23 den Tag des offenen Denkmals. Dieses Gebäude ist besonders geeignet, dem diesjährigen Motto „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“ gerecht zu werden. Dieses auffallende Bauwerk wurde unter einem Landrat erbaut, der zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte in dieser Region gehört.

Baron Eduard Wiprecht Leopold von Davier, geboren 1818, gestorben 1895, war Königlicher Kammerherr und Landrat vom Kreis Nordhausen/Kreis Grafschaft Hohenstein in der Zeit vom 16. Oktober 1852 bis zum 1. November 1892. Er ließ von 1866 bis 1868 in der Grimmelallee in Nordhausen das Kreis-Ständehaus (Landratsamt) erbauen, in dem er auch wohnte und nach ihm alle anderen Landräte bis 1945. Um das Haus, das in mehreren Bauetappen erweitert wurde, pflanzte er einen kleinen Park mit Teich in der Art eines Arboretums, von dem heute nur noch die prächtig gewachsene Stieleiche hinter dem Haus und der jetzt außerhalb des Geländes stehende Ginkgo künden.

Das von Davier seit Ende 1852 geleitete Landratsamt befand sich bis zum Neubau angemietet in den unterschiedlichsten Gebäuden in Nordhausen. Den Adressbüchern jener Zeit kann man entnehmen, dass sich die Büros u. a. einige Jahre Auf dem Hagen 82 a / b und dann auf dem Pferdemarkt 580 befanden (alte Nummerierung). Dieses Stadtviertel wurde beim Bombardement Anfang April 1945 stark zerstört. Die Straße Auf dem Hagen heißt jetzt Hagen und endet an der Nachtigallenpforte in der Stadtmauer, die zur Promenade führt.

Der Landrat selbst wohnte damals auf dem Petersberg 212, neben ihm der große Botaniker Friedrich Traugott Kützing. Auch dieses Wohngebiet wurde zerbombt. Von der Höhe seiner Wohnung hatte er die Blicke frei über die Landschaft hin gen Bleicherode.

Davier hat sich besondere Verdienste bei der Entwicklung des Sparkassenwesens und bei dem Ausbau und der Erweiterung des Wegenetzes im Kreis erworben, weswegen ihm 1888 ein imposanter Stein aus Wiegersdorfer Sandstein gesetzt wurde. Der stand beschädigt und verwittert nahe der Flurgrenze zwischen Mauderode und Gudersleben auf der Kuppe des Berges am Straßenrand. Er musste dringend restauriert werden und wurde am 17. 12. 2008 in der Grünanlage des Historischen Landratsamtes an der Grimmelallee aufgestellt, also vor dem langjährigen Wohnsitz des mit dem Gedenkstein Geehrten.

Am 8. 8. 1888 erhielt der Kreis Nordhausen, aus dem Nordhausen 1882 als eigener Stadtkreis mit über 25 000 Einwohnern ausgetreten war, den Namen Kreis Grafschaft Hohenstein.

Davier hatte Jura studiert, war im preußischen Heer Gardeschütze gewesen und nahm als Premier-Leutnant 1846 seinen Abschied. Er war u. a. Ritter des St.-Joh.-Ordens, des Roten-Adler-Ordens, des Österreichischen Ordens der Eisernen Krone und des Schwarzburgischen Ehren-Kreuzes. Außerdem hatte er das Amt des Direktors der Feuer-Societät für das platte Land des Herzogtums Sachsen inne.

Ehe man ihm im Oktober 1852 die Leitung der Verwaltung des Landratsamtes in Nordhausen übertrug, war er seit 1849 in Merseburg beim Regierungspräsidium beschäftigt gewesen. Von 1867 bis 1874 hatte er einen Sitz als Abgeordneter im Reichstag in Berlin.

Sein 25. Dienstjubiläum am 16. Oktober 1877 wurde feierlich begangen, wovon auch die Fotografie aus dem Stadtarchiv Nordhausen Kunde gibt. Der Bäckermeister Heinrich Wilhelm Daniel aus Bleicherode, der so manchen Vers reimte, schrieb zum Jubiläum ein Gedicht. Hier seien vier der fünfzehn Strophen zitiert.

Hoher Herr! Auf seine Weise/Naht heut’ im Nordhäuser Kreise/Jeder und bringt, wie er kann,/ihnen seinen Glückwinsch an. // ... Unser Stadt- und Landberater,/Uns’res Kreises edler Vater,/Unser Landrath von Davier/Ist des Kreises höchste Zier. // Ernst, human zu allen Zeiten,/hilft er reich’ und armen Leuten./Wo ein Unfall tritt heran,/Hilft er gerne, wo er kann. //Drum laßt froh die Hand uns heben,/Froh und noch recht lang mög’ leben,/Wie beim Jubelfeste hier,/hoch der Landrath von Davier!

Nach 40jähriger Amtszeit trat Eduard von Davier kurz vor seinem 74. Geburtstag in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde bis 1917 Philipp Schaeper, dessen Gedenkstein auf dem Schern steht.
Heidelore Kneffel
Autor: nnz

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