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Mi, 16:51 Uhr
12.09.2001

Drama um Reemtsma hat ein Ende!

Nordhausen (nnz). Mit der heutigen Pressekonferenz des Reemtsma-Vorstandes findet das Thema über die Schließung des Werkes in Nordhausen ein tragisches Ende. Reemtsma macht endgültig dicht! Sowohl die anwesende Presse, als auch alle Angestellten dieses erfolgreichen Zigarettenproduzenten sind tief erschüttert. nnz war dabei.


Frust und Wut bei Reemtsma Geschniegelt und gebügelt betrat der große Konzernvorstand aus Hamburg die Pressekonferenz und verlautbarte den festen Entschluss, das Werk in der traditionsreichen Tabakstadt Nordhausen binnen eines Jahres zu schließen. Wo einstmals nach der Wende ein äußerst lukrativer Standort mit mindestens 100 Millionen Mark erbaut und in den nachfolgenden Jahren mit weiteren Geldern in Millionenhöhe gefördert wurde, wird demnächst nichts weiter sein, als bauliche und menschliche Leere. Man spricht von Straffung der Strukturen und Konzentration der deutschen Produktion an Tabakwaren. Wer spricht aber von Existenzen, von Arbeitslosenzahlen oder der Wirtschaftsstruktur in Nordthüringen?

Der Konzern zumindest nicht. Da hilft es auch recht wenig, wenn Wilfried Boysen, Vorstandsmitglied, von eigener emotionaler Verwirrung und Mitleid redet. Fest steht, dass niemand von den Bossen um seinen eigenen Arbeitsplatz zu fürchten braucht, oder zusehen muss, wie er seine Familie ernährt. Dabei mangelt es keineswegs an Arbeitsangeboten in den weiteren zwei Betrieben Berlin und Hannover-Langenhagen. Nach Aussage von Boysen soll dafür gesorgt sein, dass die Arbeiter aus dem Werk in Nordhausen dort eine Stelle bekommen. Wilfried Boysen: „Wir stellen Transportmittel und Unterkünfte für jeden zur Verfügung, der sich entschließt, in einen der beiden anderen Standorte zu arbeiten. Selbst für Familien mit Kindern werden Kindergartenplätze arrangiert. Wir kommen natürlich für die Umzugskosten auf.“ Die Frage ist bloß, ob dies nicht alles Fassade ist. Warum wird das Werk geschlossen? Wolf-Dieter Baumann dazu: „Wir müssen Kosten sparen, auch unter dem notwendigem Aspekt des Kostenfaktors Mensch. Der Volumeneinbruch auf dem deutschen und internationalen Markt ist immens. Der Konzern muss weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Wir stehen bezüglich der Tabakindustrie unter großem Druck.“ Die Arbeiter in Nordhausen werden diesen Druck nun am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Ein wenig Hoffnung versprüht dagegen der Betriebsrat. Hier beim „einfachen Volk“ im einfachen Nordhausen hat man den Mut noch nicht verloren. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Gerhard Züchner: „Es liegt jetzt noch mehr an uns, Alternativen zu suchen. Wir überlegen sogar, die Produktion unter eigenem Namen fortzusetzen. Aber das werden wir noch intensiv besprechen. Der feste Wille eine Lösung zu finden, erhält den Glauben und die Stärke an uns selbst.“

Währenddessen demonstrierten die erbosten Mitarbeiter nichtsahnend vor den Toren des Unternehmens, mit der Hoffnung verbunden, die Mächtigen aus Hamburg werden die Zigarettenproduktion nicht einstellen. Doch dies ist bereits beschlossene Sache.
Autor: vf

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