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Reinboths Vortrag begeisterte die Zuhörer

Montag, 15. Januar 2001, 07:24 Uhr
Nordhausen (nnz). Veranstaltungen, auf denen bekannte Persönlichkeiten aus Nordhausen und der Umgebung vorgestellt werden, sind fester Bestandteil des jährlichen Veranstaltungsprogramms des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins. Die Anwesenden erfahren neben den wichtigsten Stationen im Leben und das Wirken dieser verdienstvollen Leute auch einiges vom jeweils herrschenden Zeitgeist.
Am Vereinsabend Mitte Januar referierte der Höhlenforscher Fritz Reinboth, Sohn des bekannten Nordhäuser Heimatmalers Walter Reinboth sen., über August Stolberg und seinem Sohn Friedrich, die als Verfasser zahlreicher regionalhistorischen Beiträge und vielseitigen Forscher das kulturelle Leben der Stadt Nordhausen in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit prägten. Untermauert wurde der kurzweilige und interessante Vortrag mit zahlreichen Abbildungen und Dokumenten und Auszüge aus den Tagebuchaufzeichnungen der beiden Männer.
August Stolberg wurde 1. Mai 1864 in Nordhausen geboren. Er entstammte einer alten heimischen Familie, sein Vater war Brennereibesitzer. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Nordhausen, ver-diente er sich seine Brötchen als Buch- und Kunsthändler in München, wo er nach Ableistung seines Militärdienstes ein Studium der Kunstgeschichte aufnahm. 1891 heiratete August Stolberg Luise Werther, Tochter eines Branntweinfabrikanten, dem die Firma Hugues gehörte. Es folgte die Über-siedlung nach Straßburg, wo 1892 auch der einzige Sohn Friedrich geboren wurde. Nach der Promotion zum Dr.phil. führte ihn sein weiterer Berufsweg zur Meteorologie - dabei erste Freiluftbal-lonfahrt 1900 über die Ostalpen-, Geographie und zur Grönlandforschung (mehrere Reisen zwischen 1907 und 1913). Bei diesen Reisen lernte er namhafte Polarforscher wie Nansen, Rasmussen und Wegener kennen. Nachdem sich eine angestrebte Professur an der Universität Straßburg durch die Ansprüche Frankreichs auf Elsaß-Lothringen im Jahre 1919 zerschlagen hatte, kehrte er in seine Geburtsstadt zurück, übernahm 1924 bis 1934 die Leitung des Städtischen Museums. Am 15. Mai 1945, zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Luise, vollendete sich auch das erfüllte Leben August Stolbergs im Arnoldheim, in das er im Januar des gleichen Jahres übergesiedelt war.
Friedrich Stolbergs Werdegang wurde bereits in der Kindheit durch die Tätigkeit des Vater richtungsweisend beeinflußt. Nach dem Abitur ging er 1911 an die Technische Hochschule in Karlsruhe, promovierte 1923. Noch in der Karlsruher Zeit begann Friedrich Stolberg mit der Erforschung der Höhlen im Harz. Zwischen 1928 und 1932 inventarisierte er als Mitarbeiter des Provinzialkonservators die Bau- und Kunstdenkmäler in Hofgeismar. Durch die Weltwirtschaftskrise fiel diese Plan-stelle. Nach vorübergehender privater Tätigkeit in Kassel und in Nordhausen übernahm er 1934 die Leitung des Nordhäuser Museums. Drei Jahre später wurde ihm aus Kostengründen gekündigt. Das Museum im Lindenhof mußte wegen dem Heeresbauamt weichen, die wertvollen Stilmöbel kamen teils ins Meyenburg-Museum, teils wurden sie an Parteigenossen verteilt. Tief enttäuscht über den unwürdigen Umgang mit dem Städtischen Museum und seiner wertvollen Sammlungen, verließ Friedrich Stolberg Nordhausen und übernahm eine Stelle beim Stadtbauamt Potsdam. "In dieser Stadt habe ich unter Erfolgen, Mißerfolgen nach 1945 ausgehalten, bis mich politischer Druck 1950 verdrängte und in Goslar eine neue Heimat finden ließ", schrieb Friedrich Stolberg in seinen Erinne-rungen. In der Stadt beendete er seine berufliche Laufbahn. 30 Jahre lang wirkte er, außerhalb seiner Architektentätigkeit, auf dem Gebiet der Höhlenforschung. Er fertigte 1942 ein Höhlenkataster aller im Harz befindlichen Höhlen an. In zahlreichen Veröffentlichungen berichtete er über seine For-schungsergebnisse. Am 2. März 1975 starb Friedrich Stolberg, knapp 83jährig in Goslar.
Autor: rh

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