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letzter Bauabschnitt am Alten Tor

Startschuss für die letzte Etappe

Montag, 16. April 2018, 19:40 Uhr
Die Nordhäuser Altstadt verändert sich und das rapide. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft SWG will zwischen Schärfgasse und Altentor nun eine weitere Lücke schließen. Für das Bauvorhaben erhielt man heute Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro aus den Händen von Infrastrukturministerin Birgit Keller, deren Haus damit vor allem den sozialen Wohnungsbau unterstützt...

Acht neue Wohnungen will die SWG am Altentor einrichten (Foto: Angelo Glashagel) Acht neue Wohnungen will die SWG am Altentor einrichten (Foto: Angelo Glashagel)

Wohnen im Herzen der Altstadt, zu erschwinglichen Preisen - das war und ist das erklärte Ziel des SWG Bauvorhabens rund um die Schärfgasse und das Altentor. Demnächst will man mit der letzten Etappe des Projektes beginnen und die Frontseite des Quartiers mit acht Wohnungen bestücken.

Der Preis pro Quadratmeter liege mit 5,30 Euro genauso hoch wie in den SWG-Objekten in der Schärfgasse, umliegend seien die Mietpreise zum Teil deutlich höher, erklärte heute SWG-Chefin Inge Klaan. Der Fachwerkcharakter der ursprünglichen Bebauung soll weitestgehend erhalten bleiben, wo es Sinn gemacht habe historisch weiter zu bauen habe man das getan, erläuterte Architekt Roman Graf. Statt der alten "Tagelöhnerhäuser" sollen am Alten Tor vier Reihenhäuser á drei Etagen entstehen, die man um moderne Bauteile ergänzt, sowie ein Neubau der auch eine komplett barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnung bieten wird. Die Wohnungen werden eine Gesamtfläche von rund 716 qm haben und richten sich vor allem an kinderreiche Familien.

SWG Chefin Inge Klaan: Sind in Nordhausen gut aufgestellt (Foto: Angelo Glashagel) SWG Chefin Inge Klaan: Sind in Nordhausen gut aufgestellt (Foto: Angelo Glashagel)

Den alten Mühlgraben, der sich historisch zwischen den beiden Gebäudeensembles hindurchzog und den heutigen Straßenverlauf mit einer kleinen Furt querte, werde man gärtnerisch zumindest wieder sichtbar machen. Ursprünglich hatte man geplant, den Mühlgraben nach dem Vorbild des Originals als wasserführende Insellösung wieder zu öffnen, das habe sich aber als unrealistisch heraus gestellt. Umsetzen konnte man hingegen das energetische Quartierkonzept, welches auch erschwingliche Nebenkosten möglich machen sollte. Die Anwohner der Schärfgasse würden bereits über ein eigenes Blockheizkraftwerk versorgt und dürften über ihre Nebenkostenabrechnung sicher erfreut sein, meinte Klaan, die gleiche Lösung soll auch für den letzten Bauabschnitt genutzt werden. Wie in der Schärfgasse auch wird es für jede Wohnung Stellplätze hinter dem Haus geben, zum Teil in Form eines Carports.

Unterstützung vom Land

Bei der Umsetzung des Bauvorhabens kann man auch im letzten Abschnitt wieder auf die Unterstützung des Landes bauen, Ministerin Birgit Keller, selber seit langem Altstadtbewohnerin, übergab im Beisein von Oberbürgermeister Kai Buchmann heute einen Fördermittelbescheid in Höhe von 1,96 Millionen Euro mit.

„Wohnen ist kein Gut wie jedes andere, sondern ein existenzielles Grundbedürfnis der Menschen. Deshalb ist die Wohnungspolitik für die Landesregierung ein zentrales Anliegen“, sagte Keller bei der Übergabe eines Zuwendungsbescheids an Geschäftsführerin Klaan. Deshalb fördere man den sozialen Wohnungsbau mit jährlich rund 50 Millionen Euro, für die Menschen in Thüringen solle so bezahlbarer Wohnraum entstehen.

Acht Wohnungen am Harzrand erscheinen da nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein, tatsächlich sei man aber in Nordhausen gut aufgestellt was den sozialen Wohnungsbau betreffe, sagte Klaan. In Nordhausen sei der Wohnungsmarkt nicht in gleichem Maße dem "freien Spiel der Kräfte" ausgesetzt gewesen, wie anderswo. Allein im Bestand der SWG fielen zwischen 70 und 80% des Wohnungsbestandes in die gleiche Preiskategorie wie das Quartier Schärfgasse oder lägen noch darunter. Der Bedarf sei unstrittig vorhanden, die SWG habe in den letzten drei Jahren 120 Wohnungen neu an den Markt gebracht, dennoch sei Leerstand mit einer Quote von gerade einmal drei Prozent aktuell quasi nicht existent.

In der Altstadt werden die letzten Lücken geschlossen, in Zukunft wird man sich verstärkt auf den Stadtteil Nord konzentrieren (Foto: Angelo Glashagel) In der Altstadt werden die letzten Lücken geschlossen, in Zukunft wird man sich verstärkt auf den Stadtteil Nord konzentrieren (Foto: Angelo Glashagel)

„Das Bauvorhaben ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Vorhaben des sozialen Wohnungsbaus auch unter besonders schwierigen baulichen Voraussetzungen – wie hier bei einem Mix aus Abriss, Um- und Ausbau sowie Neubau – rechnen können“, stellte Ministerin Keller fest. In der Altstadt wird damit eine der letzten deutlich sichtbaren Altlasten wieder in Schuss gebracht. Vor wenigen Jahren sei die Altstadt noch ein "Nachtjackenviertel" gewesen in dem keiner wohnen geschweige den bauen wollte, so die SWG-Chefin weiter, als kommunale Gesellschaft sei es Aufgabe der SWG gewesen in diese Niesche zu gehen. Die private Bautätigkeit, die sich inzwischen in der gesamten Altstadt entfaltet hat, sei die Folge dieses Impulses gewesen.

Städtebaulich sei man in Nordhausen damit noch nicht am Ende, mit der Entwicklung des Stadtteils Nord habe man bereits das nächste Großprojekt im Blick. Aktuell bereite man einen Wettbewerb zur Gestaltung des Areals um die Carl-von-Ossietzky Straße vor, sagte Klaan.
Angelo Glashagel
Autor: red

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