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Humboldtgymnasium wird abgerissen

Planieren statt sanieren

Freitag, 09. März 2018, 12:00 Uhr
Am Ende hatte der Statitker das letzte Wort: statt der bisher geplanten Sanierung soll die Oberstufe des Humboldt-Gymnasiums nun abgerissen werden. Warum der Bau weichen muss und was folgen soll, das hat die nnz in Erfahrung gebracht...

Abriss und Neubau statt Sanierung - das Humboldt Gymnasium wird abgerissen (Foto: Angelo Glashagel) Abriss und Neubau statt Sanierung - das Humboldt Gymnasium wird abgerissen (Foto: Angelo Glashagel)

Im Keller des DDR-Anbaus kann man eine der Ursachen für die Planänderungen in Augenschein nehmen: hinter der Backsteinmauer tritt altes, sehr altes, Gemäuer zu Tage, die historische Wand des Oberstufengebäudes und ihr Fundament. Letzerers besteht aus bröselndem Kalksteinmörtel, darüber folgt Naturstein.

Dem Statiker mit dem sich die Bauherren der Servicegesellschaft des Landkreises in den letzten Wochen beraten haben, hat der Zustand der alten Wand so gar nicht gefallen, besonders nicht mit Hinblick auf die Pläne, die man für die Sanierung hatte, wie dem Einbau eines Aufzuges. Also: die Wand muss raus, vom Boden bis zur Decke.

Ursprünglich sollte auch die markante Treppe im Inneren des alten Gebäudes erhalten werden, die wird nun aber ebenfalls weichen müssen, die alte Konstruktion genügt modernen Normen schlicht nicht mehr. Bleiben die Fußböden und Decken im Haus. Die Holzfußböden schwingen stark und weisen zum Teil enorme Gefälle von mehreren Zentimetern auf. Also heißt es auch hier: raus damit. Hinzu kommen Probleme unter dem Linoleum und an der Dachkonstruktion.

Altes Gemäuer hinter Backstein - Kalksteinmörtel und Naturstein (Foto: Angelo Glashagel) Altes Gemäuer hinter Backstein - Kalksteinmörtel und Naturstein (Foto: Angelo Glashagel)

In den letzten Wochen hätten sich die Pläne Schritt für Schritt konkretisiert, bis man vor der Entscheidung stand, die Sanierungspläne beizubehalten oder doch abzureißen, erklärte Gunnar Reuter, Geschäftsführer der Servicegesellschaft. "Was für eine Sanierung aktuell noch übrig bliebe wären drei Außenwände", so Reuter weiter, man könne das alles sanieren, technisch sei das durchaus machbar, aber es sei auch kompliziert und teuer. Statt zu sanieren wird man nun also planieren. Und das soll sogar günstiger werden als bisher geplant, rund 700.000 Euro könne man einsparen, schätzt man in der Servicegesellschaft.

An der Optik des Hauses soll sich trotzdem nichts ändern, auch wenn das Gebäude selbst nicht unter Denkmalschutz steht so besteht doch Flächendenkmalschutz. Sprich: das Ensemble muss sich in die Umgebung sinnvoll einfügen. Sind die Arbeiten abgeschlossen soll man auf die gleiche Fassade schauen, die auch heute das Bild des Hauses prägt, inklusive alte Metalllampen. Lediglich die zwei Treppenstufen am Eingang würden im Sinne der Barrierefreiheit entfernt, erklärte Reuter, zudem werde man das Gebäude sehr wahrscheinlich leicht verschieben und paralell zur Turnhalle stellen.

Gunnar Reuter und Volker Vogt vor dem Oberstufengebäude (Foto: Angelo Glashagel) Gunnar Reuter und Volker Vogt vor dem Oberstufengebäude (Foto: Angelo Glashagel)

Für den amtierenden Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, Volker Vogt, eine vernünftige Lösung. Man könne nun wesentlich effizienter und "ohne Kompromisse" bauen. Die Schule sei von Anfang an in die grundsätzlichen Planungen involviert gewesen, so Vogt weiter, die aktuelle Situation sei zwar nicht einfach, funktioniere aber. Die Mittelstufe des Gymnasiums habe auf dem Petersberg ihr temporäres zu Hause gefunden, die höheren Klassen sind in der Domstraße untergekommen. Es sei die bestmögliche Lösung, die man habe finden können, sagte Vogt.

Neben dem Hauptgebäude soll auch die Turnhalle saniert werden und einen Anbau erhalten. Auf dem Gelände des Spendekirchhofes soll zudem eine Mensa entstehen. Für beide Projekte könne man im Laufe des Jahres mit Fördermitteln rechnen, sagte Reuter, im Falle der Turnhalle nicht nur aus der Städtebau-, sondern auch aus der Sportförderung. Im August, so die aktuelle Planung, könnten die Bagger in der Blasiistraße anrücken, bis zum Jahr 2020 soll alles fertig sein. Ganz neu, aber im alten Design.
Angelo Glashagel
Autor: red

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