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Mathildenausstellung im Schloss Heringen

La grande figure dynastique

Mittwoch, 07. März 2018, 08:50 Uhr
Der Todestag dieser mittelalterlichen Königin Mathilde, die auch als Heilige verehrt wird und eng mit dem Südharz verbunden ist, jährt sich am 14. März 2018 zum 1050. Mal. Deshalb wird im Heringer Schloss am Sonnabend eine kunsthistorischen Sonderausstellung eröffnet...

Der Titel der Sonderausstellung über „Mathilde, grande figure dynastique“, stammt aus einer Veröffentlichung des französischen Historikers Patrick Corbet aus dem Jahr 1986. Der Autor, der die Ottonenzeit untersucht, widmet sich ausführlich der besonderen Stellung der adliger Frauen dieser Zeit. Die Königen Mathilde ist für ihn in dieser Herrscherdynastie eine große Persönlichkeit.

Die Männer und Frauen der für die spätere Herausbildung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation so wichtigen Herrscherfamilie, der Ottonen, die Eltern, Kinder und Enkel, gehören alle durch ihr Wirken zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten des 10./11. Jahrhunderts. Über die Königin Mathilde gibt es bis ins Heute zahlreiche Veröffentlichungen. Die Ausstellung möchte mit ihren 24 großformatigen Collagen Einblicke in dieses außergewöhnliche Leben in unruhigen Zeiten geben.

Der in Wallhausen geborene Otto, der erste Kaiser dieser Familie, der in Nordhausen geborene Sohn Heinrich, der Herzog von Bayern wurde, der jüngste Sohn Brun, hochgebildet, der Herzog von Lothringen war und gleichzeitig Erzbischof von Köln, die in Nordhausen geborene Gerberga, die als Königin in einem Teil Frankreichs wirkte und durch ihre Klugheit bestach, ihre Schwester Hadwiga, gleichfalls nach Frankreich hin verheiratet, die Stammmutter der Capetinger. Auch auf die Enkelgeneration wird verwiesen, auf Otto II. und die Byzantinerin Theophanu. Alle Genannten sind mit Nordhausen und der Region rundherum verknüpft.

Mathilde - Illustration von Karin Kisker (Foto: Heidelore Kneffel) Mathilde - Illustration von Karin Kisker (Foto: Heidelore Kneffel)

Am 13. Mai 927, so schreibt es z. B. der Historiker Hans Silberborth im Band 1 „Das tausendjährige Nordhausen“, schenkte König Heinrich I. (um 876-936) seiner Frau, der Königin Mathilde (um 895-968), sein Eigengut in Quedlinburg (Quitilingaburg), Pöhlde (Palithi), Nordhausen (Northusae) und Duderstadt (Dudersteti) und die Einkünfte von den Ortschaften Woffleben (Wafilieba) und Gudersleben (Gudisleibon) aus dem Zorgegau (pago Zurega). Allerdings ist diese Urkunde nicht überliefert, sekundäre Quellen geben Kunde davon. So nahm man in Nordhausen diese Datierung als Ersterwähnung und feierte das 1000-jährige Bestehen mit großem Aufwand, obwohl vom 16. September 929 eine Urkunde existiert, die sich im Staatsarchiv in Magdeburg befindet, in der Heinrich I. seine Schenkung an seine Frau noch erweitert, denn sie bekommt die genannten Orte, dazu noch Grona als Wittum mit allen Einkünften auf Lebenszeit. Bedingung war allerdings, dass sie im Witwenstand verbleibt. Den ältesten Sohn Otto bestimmt er als seinen Nachfolger. 929 zog die ganze Familie zum Winter hin nach Süden, über Straßburg in Lothringen ging es zum Bodensee zu den wichtigen Klöstern in St. Gallen und auf der Reichenau. Dieser Besuch sollte den Herrscheranspruch untermauern.

Dieser Sohn Heinrichs und Mathildes kam am 23. November 912 in Wallhausen zur Welt. Am 2. Februar 962 wurde er in der alten Peterskirche in Rom vom Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt mit seiner zweiten Frau Adelheid. Dieses Datum ist auch für Nordhausen bemerkenswert. Denn als König Otto I. 961 nach Italien aufbrach, gründete seine Mutter, die Königin Mathilde in Nordhausen ihr letztes Frauenstift/Kanonissinnenstift etwa dort, wo jetzt der Dom steht mit seinen bemerkenswerten sechs Stifterfiguren im Chorraum und der romanischen Krypta. Die Stiftsgründung sollte ein gutes Omen für die Familie sein, insbesondere auch für die bevorstehende Kaisererhebung ihres Sohnes. In zwei Lebensbeschreibungen über sie, 974 und nach 1002 verfasst, wird dargelegt, dass sie sich oft und gern hier aufhielt und Nordhausen erst am 22. Dezember 967 kurz vor ihrem Tod gen Quedlinburg verließ.

965 kehrte Kaiser Otto I. nach Köln zurück, wo er einen Reichstag abhielt. Die ganze Familie, auch Mathilde, war zugegen, die man hoch ehrte. Mehrere Ehen wurden geschlossen, immer getragen von dem Gedanken an Festigung und Mehrung des Einflusses der kaiserlichen Familie.

Otto I. besuchte 965 oder 966 seine Mutter in ihrer letzten Stiftung in Nordhausen, denn er wollte ein weiteres Mal nach Italien aufbrechen. Über diesen siebentägigen Besuch gibt es in der Vita I von 974 über Mathilde einen ausführlichen Bericht. Beide mussten davon ausgehen, dass der Sohn seine betagte Mutter nicht mehr wiedersehen würde. Sie legte ihm die Stiftung in Nordhausen mit eindringlichen Worten ans Herz, denn hier hatte sie seine Schwester Gerberga geboren, die Königin in Frankreich war, und ihren Lieblingssohn Heinrich, den Herzog von Bayern, damals bereits gestorben.

Mathilde verabschiedet Otto in Nordhausen (Foto: Heidelore Kneffel) Mathilde verabschiedet Otto in Nordhausen (Foto: Heidelore Kneffel)

Abschiedsszene der Mathilde vom Sohn Otto in Nordhausen

Diese Abschiedsszene wurde 1912/13 von dem bekannten Künstler Hans Looschen aus Berlin im Auftrag der Stadt und Sparkasse für den Plenarsaal im Stadthaus gemalt. Auch ein Bild König Heinrich I. entstand und eines von Heinrich dem Löwen, der Nordhausen im Mai 1180 in Brand setzte. Diese großformatigen Gemälde wurden bei der Bombardierung Nordhausens 1945 zerstört. Wenige Fotos sind überliefert. Nach diesen schuf der Maler Ludwig Mucke aus Hamburg 2001/2002 Kopien, die seit 2002 in der ersten Etage des Neuen Rathauses hängen und es Wert sind, mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu gelangen.

Initiator für die Auferstehung der drei Gemälde war der Verein für lebendiges Mittelalter, der die Bürger zu Spenden aufrief und selbst ein größeres Scherflein dazu gab. Die drei großen Gemälde wurden vom Verein der Stadt Nordhausen als Leihgaben überlassen. Hannelore und Wolfgang Müller aus Nordhausen, die sich ja der Darstellung von Mathilde und Heinrich verschrieben haben, werden über das große Gemälde sprechen, das in einer großen Reproduktion im Heringer Schloss in der 3. Etage zu sehen ist.

Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, den 10. März, um 15.00 Uhr statt und wird bis zum 27. Mai andauern. Einladende ist die Interessengemeinschaft Schloss Heringen. Die Kuratorin der Präsentation ist Heidelore Kneffel aus Nordhausen.
Autor: red

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