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IM GESPRÄCH MIT DEM OBMANN FÜR HUNDEWESEN

Fangschuss im Morgengrauen

Freitag, 19. Januar 2018, 08:56 Uhr
Die Schweinepest dringt Richtung Thüringen vor und die Jäger putzen schonmal ihre Büchsen. Tiere die nicht gleich tödlich getroffen werden müssen mit Hunde aufgespürt werden. In der Kreisjägerschaft ruft man dann Ulrich Tischer, den Obmann für Hundewesen. Was es damit unter anderem auf sich hat, erfuhr Kurt Frank an einem praktischen Beispiel...

Wolkramshausen. Gegen 3.15 Uhr in der Früh klingelte gestern bei Ulrich Tischer das Telefon. Ein Jäger meldete sich. Vom Hainer Graben, einer Flur zwischen Hain und Kleinfurra. Er habe ein Stück Schwarzwild angeschossen. Es sei flüchtig. Man verabredete sich.

Tischer ist anerkannter Schweißhundeführer und als solcher verpflichtet, mit seinem Hund jedes nicht gleich vom Jäger tödlich getroffene Tier, das ihm gemeldet wird, aufzuspüren, um es von seinen Leiden zu erlösen. Gegen 8 Uhr war er vor Ort. Mit Alma, seiner Hannoverschen Schweißhündin.

Die nahm die Spur und die Verfolgung nach dem verletzten Tier auf. Nach fünfeinhalb Kilometern spürte sie den Schwarzkittel bei Neuheide an der B 4 auf. Noch einmal raffte sich der Keiler auf. Nach einer 200-Meter-Hatz wurde er gestellt. Fangschuss. Aufgebrochen ein 80 Kilogramm schweres Tier. Es war Tischers 161. Suche im laufenden Jagdjahr.

„Wir Jäger wollen uns Mühe geben, wegen der Gefahr der Schweinepest den Bestand an Schwarzwild zu reduzieren“, sagt der 65-Jährige. Ob das gelingt, wird sich zeigen. Er habe da so seine Zweifel. Da kommt mir ein Lied von Hermann Löns „Auf der Lüneburger Heide“ in den Sinn, das da lautet:

„Und die Bracken und die bellen,
und die Büchse und die knallt,
Rote Hirsche wolln wir jagen,
in dem grünen, grünen Wald“.


Lebte der Heidedichter, der auch ein leidenschaftlicher Jäger war, heute noch, würde er es angesichts von Schweinepest und Wildscheinplage wohl so formulieren:

Und die Bracken und die bellen,
und die Büchsen und die knallen,
Schwarzkittel wollen wir jagen,
gnadenlos in Feld, Flur und Wald.


Ulrich Tischer erwarb 1977 die Jagderlaubnis. Da war er 25. Schon als Junge nahm er als Treiber an Jagden teil. Als gelernte Tierpfleger und studierter Tierzuchtmeister kam er mit der Landwirtschaft, der Natur und Tieren schon in jungen Jahren in Berührung. So wurde er Weidmann. Ihm zur Seite stand eine Deutsche Wachtelhündin, nachdem er schon als Treiber einen Terrier hatte.

Mit Jagdhunden kennt sich Ullrich Tischer bestens aus. 1984 Abschlussprüfung als Leistungsrichter für Jagdhunde, die er zwei Jahre später als Schweißhunderichter erweiterte. 1988 war er zur Meisterschaft der Stöberhunde delegiert worden, die in einem Ort bei Schwerin erfolgte. 1. Platz bei der DDR-Siegerprüfung. Seit nunmehr acht Jahren ist er Obmann für Jagdhundewesen der Kreisjägerschaft.

Alma, Ulrich Tischers Schweißhündin, spürte auch so manches Schwarzwild auf, das, angeschossen, flüchtete und den Fangschuss erhielt (Foto: privat) Alma, Ulrich Tischers Schweißhündin, spürte auch so manches Schwarzwild auf, das, angeschossen, flüchtete und den Fangschuss erhielt (Foto: privat)

Alma, Ulrich Tischers Schweißhündin, spürte auch so manches Schwarzwild auf, das, angeschossen, flüchtete und den Fangschuss erhielt.

Hunde, bekräftigt Ulrich Tischer, sind wichtige Gehilfen bei der Jagdausübung. Er gründete und leitet die Schweißhundestation. Die Notwendigkeit, bei der Jagd einen ausgebildeten Hund mitzuführen, betonen Jagdverbände immer wieder. Für gewissenhafte Ausbildung der Tiere und die ihrer Führer engagiert sich der Experte.

Jedes Jahr erfolgen zielstrebig Lehrgänge. Seine aufwendige Arbeit werde tatkräftig unterstützt. Tischer nennt das Ehepaar Maik und Nadine Hendrich aus Wipperdorf, Jens Müller aus Bleicherode und den Staatsforst, die Ausbildungsreviere zur Verfügung stellen.

Ellenlang ist die Liste der in Deutschland anerkannten Jagdhunde. Sie werden in Stöberhunde, Vorstehhunde, Apportierhunde, Schweißhunde, Erdhunde und jagende bzw. laufende Hunde eingeteilt: Deutsch-Drahthaar bis Stichel -, Kurz –und Langhaar, Terrier, Bracken, Setter, Teckel, Retriever, Weimaraner. Die gebräuchlichsten in der Kreisjägerschaft seien Bracken und Deutscher Wachtelhund, gefolgt von Terrier und Teckel, zählt der Obmann auf.

Natürlich kennt Ulrich Tischer das Lied „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“. Was er denn von der 3. Strophe halte, wo geschrieben steht:

„Das edle Jägerleben vergnüget meine
Brust, dem Wilde nachzustreben, ist
meine höchste Lust. Wir laden unsre
Büchsen mit Pulver und mit Blei,
wir führen das beste Leben, im Walde
sind wir frei“.


Damit könne er sich anfreunden, ein schönes altes Jagdlied, meint er. Der Text stammt übrigens aus der Feder von Gottfried Benjamin Hancke. Der schlesische Dichter der Barockzeit wurde 1695 geboren. Noch heute werde es bei feierlichen Anlässen der Jägerschaft noch gern gesungen.

Anfreunden kann sich Tischer auch mit Arthur Schopenhauer. Der habe, betont er mit Nachdruck, eine wahre Erkenntnis getroffen:

„Der Hund bleibt mir im
Sturme treu, der Mensch
nicht mal im Winde“.


Kurt Frank
Autor: red

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