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Welche Meinung hätten Sie denn gern?

Freitag, 19. Januar 2018, 11:55 Uhr
Der Januar ist die hohe Zeit der Neujahrsempfänge. Den der Kreissparkasse gab es vor einer Woche, den gemeinsamen Empfang von Stadtverwaltung und Hochschule gibt es in der nächsten. Gemein ist beiden Events, dass man nahezu dem gleichen Personenkreis begegnet. Und - seit mehr als einem Jahr - dem gleichen Phänomen…


Dieses Phänomen könnte man eventuell auch als dissoziative Identitätsstörung bezeichnen. Menschen, die darunter leiden, haben abwechselnde, unterschiedliche Vorstellungen von sich selbst, wobei scheinbar unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Meinungen entstehen, die wechselweise die Kontrolle über das Verhalten übernehmen. Nun sind die Besucher dieser beiden Veranstaltungen nicht krank, aber: sie schlüpfen immer stärker in unterschiedliche Rollen. Vor allem dann, wenn es um "sensible" Themen wie Flüchtlinge, Integration und “Wir schaffen das” geht.

Als Journalist beobachte ich die oben erklärten Symptome sehr interessiert, denn sie spiegeln das wider, was sich seit Sommer 2015 in unserer Gesellschaft verändert. Beispiel: Spreche ich mit Vereinsvorsitzenden, Unternehmern oder Politikern in einem privaten Rahmen über all die Begleiterscheinungen, die mit den 1,5 Millionen Menschen, die vorwiegend ohne Papiere, ohne Identitätsnachweis und zumeist auch ohne Asylgrund freundlich empfangen wurden, dann hört man von Problemen, von fatalen Folgen dieser mittlerweile politisch-medial verordneten Freundlichkeit. Man hört von Begebenheiten, die nicht so freundlich daherkommen, man hört von Angst der Frauen, im Dunkeln allein durch Nordhausen zu gehen. Man hört vor allem von der Angst mit Blick auf die Zukunft dieses Landes, die pro Jahr weitere 250.000 Menschen mit überwiegend muslimischen Hintergrund verspricht.

Man hört von Unternehmern keine Euphorie mehr, kein Wort über die gut ausgebildeten Fachkräfte, die das Land nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich bereichern sollen. Man hört von kommunalen Politikern, denen die Haare zu Berge stehen, wenn sie an die steigenden Sozialausgaben denken, für die gesetzlich der Landkreis zuständig ist. Die Euphorie ist dahin. Frage: War sie jemals wirklich und ehrlich vorhanden?

Deshalb wechseln wir einfach auf die andere Seite des Spiegels. Gibt es Pressemitteilungen, gibt es Pressegespräche oder gibt es offizielle Interviews mit genau den Frauen und Männern, bei denen die Skepsis oder zum Teil sogar die Angst um die Befindung dieses Gemeinwesen ständig wächst, dann sind das plötzlich andere Personen. Sie berichten von den Erfolgen der Integration, von den Bemühungen der Angekommenen, in unserer Gesellschaft auch tatsächlich anzukommen. Ja, die gibt es, sie liegen - und wir feiern in diesem Jahr den dritten Jahrestag der verordneten Willkommenskultur - im Ein-Prozent-Bereich. Diese Menschen mit ihren zwei Gesichtern kann man sogar verstehen. Die einen sind wirtschaftlich abhängig von der Geld verteilenden Mainstreampolitik, die anderen sind ein Teil davon. Und dann ist da noch die Gruppe, die von der Einwanderung am meisten profitiert.

Die Vereine und Verbände, die gemeinnützigen GmbH und gesellschaftlichen Organisationen, die personell aufgestockt haben, die öffentliche Gelder in Millionenhöhe allein im Landkreis Nordhausen erhalten haben. Immer wieder wird vermutlich jedes noch so irrsinnige Projekt mit Steuergeldern bedacht, in dessen Antrag die Wörter Asyl, Integration und Geflüchteter auftauchen.

In gewissem Maße habe ich sogar Verständnis für die Zwiespaltigkeit der Meinungen, Ansichten und Aussagen. Weiß ich doch aus Erfahrung, die das Lebens- und Berufsalter mit sich bringt, dass die privaten Meinungen die ehrlichsten sind. Und damit wiederholt sich Geschichte. Ich denke zurück an die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die gesellschaftlich geprägte und selbst verordnete dissoziative Identitätsstörung Teil des privaten Durchhaltens in einem Flecken Deutschlands war. Ich kann diese damalige Entwicklung noch sehr genau nachvollziehen, denn ich war ein Teil von ihr und habe wie 99 Prozent mitgemacht.

Das wollte ich eigentlich nicht noch einmal erleben. Nicht in dem Land, in dem ich angeblich gut und gerne leben soll (was tatsächlich noch der Fall ist) und ich wollte es nicht in meinem beruflichen Umfeld. Das Ergebnis des damaligen gesellschaftlichen Krankheitsverlaufes ist bekannt. Der Patient hat sich von innen heraus selbst therapiert und dann bestattet. Ob das noch einmal möglich sein wird, das wage ich zu bezweifeln. Die Mittel, Möglichkeiten und Methoden, die heutzutage dem entgegenstehen, sind raffinierter, komplexer und subtiler als es damals dem "Neuen Deutschland" oder den Mitschreibern von Telefongesprächen möglich war.

Mit dem Blick auf die Zeit der 80er Jahre in der damaligen DDR ist nun vermutlich nahezu jedem bewusst, dass es eine Diktatur, nämlich die der SED gab. 99 Prozent hatten sich darin eingerichtet. Das eine Prozent stand dagegen auf und rebellierte. Heute würden wir uns auf dem Weg zu einer Meinungsdiktatur befinden. Eine Feststellung, die mir gegenüber in vielen Gesprächen immer wieder gemacht wird. Natürlich nur in rein privaten…
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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