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Einbrüche in Nordhäuser Spielhallen:

Sollte zukünftig lieber online gespielt werden?

Montag, 08. Januar 2018, 06:44 Uhr
Am 9. Dezember 2017 war es wieder so weit: Die Spielhalle in Nordhausen wurde erneut von Kriminellen heimgesucht. Während des Einbruchs befanden sich Reinigungskräfte im Gebäude, die sich vor den Einbrechern versteckt hielten. Weil Spielcasinos immer häufiger Opfer von Raubüberfällen und Einbrüchen werden, stellt sich die Frage, ob das Glücksspiel nicht noch weiter ins Internet verlagert werden sollte...

Die Meldungen von Einbrüchen und Raubüberfällen auf Spielhallen häufen sich. Durch die Marktmacht der Online Casinos könnte sich das Problem bald erübrigt haben. Bildquelle: Alexander Kirch - 555231586 / Shutterstock.com

Es war am frühen Samstagmorgen des 9. Dezember 2017, als wieder eine Spielhalle in der Region im Visier von Einbrechern stand. Sie nutzen den Schutz der Dunkelheit um eine Scheibe der Eingangstür einzuschlagen und dadurch ins Innere zu kommen. Was sie scheinbar nicht bedacht haben, oder was ihnen schlicht egal war: Zur dieser Zeit machten Reinigungskräfte den Dreck der letzten Nacht weg. Sie hörten das Klirren des Glases und versteckten sich geistesgegenwärtig.

Den überraschten Reinigungskräften gelang es tatsächlich, sich erfolgreich vor den Tätern zu verstecken. Gleichzeitig konnten sie kurze Zeit später bereits den Notruf alarmieren. Obwohl die Polizei schnell am Tatort war, gelang es den Einbrechern unerkannt zu flüchten. Die Zeugen konnten kaum Angaben zum Aussehen der Täter machen, weil sie in ihrem Versteck keinen direkten Blickkontakt hatten. Trotz des Lärms haben die Anlieger scheinbar nichts von dem Zwischenfall mitbekommen.

Aus Angst vor Überfällen flüchten die wenigstens Spielfreunde ins Internet. Es ist vielmehr die Angebotsvielfalt und Bequemlichkeit. Und es sind die Willkommensangebote, die locken. Denn die große Konkurrenz im Internet zwingt die Anbieter sich etwas einfallen zu lassen. Der Bonus für Neukunden ist längst zu einer festen Größe geworden, um den kein Anbieter mehr herumkommt. In der Regel wird die erste Einzahlung eines Kunden bis zu einem unterschiedlich gelagerten Maximalbetrag verdoppelt. Immer mehr Casinos bieten zudem einen Bonus ohne Einzahlung an. Der fällt zwar etwas kleiner aus, überzeugt aber viele Neulinge, weil sie selbst erst einmal keinen Einsatz tätigen müssen.

Großer Schaden für kleine Beute

Ob sich der Einbruch für die Täter gelohnt hat, ist fraglich. Sie erbeuteten lediglich einen dreistelligen Betrag, der nicht näher beziffert wurde. Bei Einbrüchen in Spielhallen werden meist nur die Einnahmen erbeutet, die durch den Verkauf von Getränken zustande kommen. Die Einsätze für das Glücksspiel befinden sich in einem relativ sicheren Fach im Inneren der Spielautomaten. Diese zu knacken ist möglich, braucht aber viel Zeit und rohe Gewalt. Zeit, die die Einbrecher zumindest in diesem Fall nicht hatten.

Immer wieder werden Spielhallen Opfer von Einbrüchen und Raubüberfällen. Das liegt vor allem daran, dass sie für Kriminelle ein leichtes Ziel sind. Wenn andere Geschäfte in der Innenstadt längst geschlossen haben und die Passantenfrequenz in Kleinstädten nahezu bei null liegt, lässt sich ein Überfall im Schutze der Dunkelheit und der Anonymität ausführen. Denn Spielbanken haben meist bis tief in die Nacht geöffnet.

Oft nur ein Mitarbeiter pro Spielhalle

Der Kostendruck, der auch vor dieser Branche nicht Halt macht, hat dazu geführt, dass Spielotheken häufig nur noch mit einem Mitarbeiter, meist einer weiblichen Thekenkraft, besetzt sind. Viele Spielhallen sind zudem veraltet, verfügen über nur unzureichende Sicherheitssysteme. Die Reduzierung des Personals bei der Polizei, insbesondere im ländlichen Raum, gibt den Tätern weiteren Spielraum. Spielhallen sind leichter auszurauben als gut geschützte Tankstellen. Und mehr zu holen als in einem Kiosk gibt es hier auch.

Doch die Spielhallen haben noch ein Problem: Das Internet macht ihnen kräftig Konkurrenz. Die Besucher bleiben aus, die Umsätze gehen nach unten. Im Gegenzug sind auch sie nicht vor den steigenden Kosten gefeilt. Vor allem die Mieten ziehen an, auch in Städten mit hohem Leerstand. Kommt dann auch noch die Gefahr der Einbrüche und Überfälle hinzu, überlegen sich viele Betreiber, das Geschäft ganz aufzugeben. Spielhallen haben es angesichts ihres Images ohnehin nicht leicht. Weder Bürgermeister noch Bürger sehen sie im Stadtbild gern. Manche bevorzugen sogar ein verwaistes Ladenlokal. Die Gesetzgebung für Glücksspielanbieter wird immer restriktiver.

Glücksspiel verlagert sich ins Internet

Wer gern am Automaten zockt, der ist nicht automatisch auch ein Fan ungemütlicher, in die Jahre gekommener Spielhallen. Wer die Gesellschaft sucht, kann auch in der Kneipe die eine oder andere Runde spielen. Viele Casino-Liebhaber bleiben heute lieber zu Hause und nutzen die Vorzüge des Internets. Hier kann 24 Stunden am Tag gezockt werden, ohne sich zurechtmachen oder durch den Regen laufen zu müssen.

Das Angebot in den Online Casinos ist ungleich größer. Allein bei der Vielfalt an Automatenspielen kann eine herkömmliche Spielhalle nicht mehr mithalten. Hinzu kommen die klassischen Tischspiele wie Roulette, Black Jack und Poker. Sie können online heute schon in Live Casinos mit echten Croupiers gespielt werden. Die Tischaktivitäten werden dafür von Kameras übertragen. Beinahe kommt so echtes Casino Feeling auf.

Ein Hauptargument für viele Automatenspieler ist zudem die Auswahl der Einsätze. Im Internet können sie meist schon für einen Cent pro Runde spielen, in Spielhallen ist die Einsatzauswahl geringer, der Durchschnittsbetrag liegt meist höher. Viele Online Casinos ermöglichen sogar das kostenfreie Spiel ganz ohne Einsatz und Risiko.

Bonusangebote locken künftig ins Online Casino

Ortsansässige Spielhallen können da natürlich nicht mithalten. Sie haben zudem ein Altersproblem. Ihre Besucher, meist ältere Herren, die ohne Internet aufgewachsen sind, sterben zunehmend weg. Die jüngere Generation spielt generell weniger und wenn dann eben im Internet. Die Spielothek scheint also nicht nur aufgrund der zunehmenden Überfälle ein Auslaufmodell zu sein.
Autor: red

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