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Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen

"Ich will Oberbürgermeisterin werden!"

Mittwoch, 20. September 2017, 07:00 Uhr
Als Oberbürgermeisterkandidatin hat Inge Klaan den ersten Wahlgang gewonnen und will nun in der Stichwahl ins Rathaus einziehen. Wir haben mit der Kandidatin zur ihren Ideen und über ihren Wahlkampf ein Gespräch geführt…

Will Oberbürgermeisterin werden: Inge Klaan (Foto: privat) Will Oberbürgermeisterin werden: Inge Klaan (Foto: privat)
nnz: Sie haben den ersten Wahlgang vor ihren Mitstreitern gewonnen. Gehen Sie jetzt mit Rückenwind in die Stichwahl?

Inge Klaan: Sicher hat es mich gefreut, dass mir so viele Wähler ihr Vertrauen und ihre Stimme gegeben haben. Darüber bin ich vor allem dankbar. Aber das Ziel ist damit noch nicht erreicht. Jetzt gilt’s. Deswegen werde ich mich auch in den kommenden Tagen für meine Inhalte einsetzen.

nnz: Warum wollen Sie Ihren Posten bei der SWG aufgeben um Oberbürgermeisterin zu werden?

Inge Klaan: Mit meinen Inhalten und einem klaren Konzept kandidiere ich für ein lebenswertes Nordhausen. Ich möchte die Stadt als Oberbürgermeisterin gestalten. Viele Menschen haben mich angesprochen und gebeten, die Kandidatur für das höchste Amt der Stadt anzutreten um mit meiner Erfahrung und meinen Ideen Nordhausen voran zu bringen.

nnz: Und wie soll es dann bei der SWG weitergehen?

Inge Klaan: Sollte ich Oberbürgermeisterin werden, wird mein Stellvertreter die Geschäfte bis zur Neubesetzung der Stelle kommissarisch weiterführen. Ich bin mir sicher, dass auch ein Nachfolger gut ausgewählt werden wird. Als kommunale Gesellschaft ist die SWG allerdings eine 100 prozentige Tochter der Stadt Nordhausen. Eine Oberbürgermeisterin ist daher für alle wichtigen Weichenstellungen der SWG zuständig. Mit meiner Erfahrung würde ich gerne als Bindeglied zwischen Stadtrat und der kommunalen Gesellschaft agieren. Für meine Mieter wäre ich also auch zukünftig da - nur eben in anderer Position.

nnz: Ihr aktueller Posten bei der SWG ist sogar besser bezahlt, als der einer Oberbürgermeisterin. Weshalb stürzen Sie sich trotzdem in die Fluten der Politik?

Inge Klaan: Durch die Diskussion im Stadtrat weiß ich, dass der Oberbürgermeisterposten niedriger bezahlt ist. Für mich stand allerdings immer die Verantwortung im Vordergrund. In der Stadt wurde viel auf- und neugebaut. Daran durfte auch ich als Geschäftsführerin der SWG mitwirken, was mir viel Freude bereitet hat. Ich möchte aber auch andere Themen anpacken, die für unsere Stadt wichtig sind.

nnz: Und welche wären das konkret?

Inge Klaan: Dazu gehören für mich, das hängt auch mit meiner Erfahrung als Baudezernentin der Stadt zusammen, gute Straßen und bezahlbarer Wohnraum. Mit mir als Oberbürgermeisterin wird wieder in unsere Stadt investiert und gebaut. Zu einem liebenswerten Nordhausen zählen aber auch die Schaffung ausreichender Kita-Plätze, eine starke Wirtschaft mit guten Löhnen und die Unterstützung für das Ehrenamt, damit die Menschen, die sich einbringen wollen, dies auch können. All das kann uns auch im Rahmen der Haushaltsgenesung gelingen.

nnz: Wie wollen Sie diese Haushaltskonsolidierung angehen und ihre Vorhaben finanzieren?

Inge Klaan: Ich möchte ein gutes Investitionsklima schaffen und so neue Unternehmensansiedlungen im Industriegebiet erreichen. Für eine solche Ansiedlung braucht es gute Standortbedingungen. Diese können wir mit unserem Industriegebiet bieten. Durch neue Unternehmen und einen guten Branchenmix sorgen wir für bessere Löhne und mehr Einnahmen, bei der Gewerbe- und auch der Einkommenssteuer.

nnz: Mit Ihrem Wahlkampf sind Sie - vorsichtig ausgedrückt - ziemlich offensiv. Bürgergespräche, Infostände, an Haustüren klingeln und öffentliches Frühstück. Wird es nicht etwas viel?

Inge Klaan: Ich habe in diesen Wochen bewusst die Chance genutzt, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Als Oberbürgermeisterin kann ich mich nur für alle Bürger und deren Anliegen einsetzen, wenn ich diese auch kenne. Dabei konnte ich überall, egal ob an der Haustür oder beim Kaffee, wahrnehmen, was den Nordhäusern am Herzen liegt. Es sind vor allem sehr konkrete Anliegen, von mehr Kitaplätzen über bezahlbaren Wohnraum bis hin zu besser ausgebauten Radwegen oder einer dichteren Netzabdeckung in den Ortsteilen.

nnz: Zuletzt haben Sie sogar Briefe an Erstwähler und andere Zielgruppen versendet.

Inge Klaan: Der Gesetzgeber hat diese Kontaktmöglichkeit ausdrücklich gewollt. Mir war es dabei wichtig, besonders auch mit den jungen Wählern in Kontakt zu treten. Das Projekt der Jugendwahlen fand ich, obwohl ich zuerst etwas skeptisch war, großartig. Im Anschluss daran haben mich viele junge Wähler mit weiteren Fragen angesprochen. Deswegen habe ich diese Gruppe der 16 bis 22-Jährigen angeschrieben. Mein Brief enthält dabei einen ganz klaren Aufruf, dass auch die jungen Leute wählen gehen sollen. Gerade diese Wählergruppe ist diejenige, mit der niedrigsten Wahlbeteiligung. Ich kann aber auch die Sorgen der Eltern nachvollziehen, bitte dabei allerdings um Verständnis: Der Gesetzgeber hat den 16-Jährigen das Recht zugesprochen, eine Entscheidung bei den Kommunalwahlen zu treffen. Zu diesem demokratischen Recht gehört auch die Verantwortung, sich zu informieren. Trotz einiger Reaktionen hat es mich gefreut, dass durch meinen Brief so viele junge Leute mit ihren Eltern über das Wählen gehen diskutiert haben.

nnz: Ein anderes Thema, dass von Ihrem Gegenkandidaten öfter in Spiel gebracht wird, ist das der Korruption oder der Klüngelei. Was halten Sie davon?

Inge Klaan: Für solche Vorwürfe gibt es keinen konkreten Anhaltspunkt, vielmehr wird hier ein Generalverdacht lanciert, ob gewollt oder nicht gewollt. Ich glaube, dass in der Verwaltung viele fähige und gut ausgewählte Personen arbeiten, die man mit einem solchen Vorwurf nicht diskreditieren sollte. Auch mit mir wird es keine Korruption in der Verwaltung geben. Gerade bei der aktuellen Stimmung im Land und besonders in den Sozialen Medien finde ich es schwer vertretbar, nur auf solche Themen zu setzen.

nnz: Sie werden also keine Mitarbeiter mitbringen?

Inge Klaan: Ich habe bei keiner meiner bisherigen Arbeitsstellen eigene Mitarbeiter mitgebracht. Ich will vielmehr auf die Erfahrung der vorhanden Mitarbeiter setzen, sie von meinen Ideen und Konzepten überzeugen und diese gemeinsam mit ihnen umsetzen. Ich will zuhören, Meinungen annehmen und mich gegebenenfalls revidieren.

nnz: Die vorherigen Mitstreiter haben sich weder für noch gegen Sie ausgesprochen. Wie wollen Sie damit umgehen?

Inge Klaan: Persönlich verstehe ich mich mit allen sehr gut. Einige drücken mir sogar die Daumen. Ich möchte meine Idee von einem liebens- und lebenswerten Nordhausen umsetzen. Das kann uns nur gemeinsam gelingen. Deshalb werde ich mit der Verwaltung und dem Stadtrat professionell und sachlich zusammenarbeiten. Dass das geht, habe ich in der Vergangenheit beispielsweise mit Frau Rinke oder Jutta Krauth (SPD) bewiesen. Ich möchte aber ganz besonders die Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungen einbinden und sie ermutigen, ihre Gedanken und ihre Ideen zu äußern.

nnz: Sie haben sich im Vergleich zu ihrem Gegenkandidaten oft auf Ihre Erfahrung berufen.

Inge Klaan: Ich habe in dieser Stadt in vielen Funktionen gearbeitet. Daher kenne ich die Stadt und weiß, wie eine Verwaltung funktioniert. Ich möchte meine Erfahrungen einbringen. Um eine Stadt zu leiten muss man mit einem klaren Konzept vorangehen. Ich denke, dass ich mit meinen Ideen und Vorhaben genau dies leisten kann. Als Oberbürgermeister muss man auch Mehrheiten auf sich vereinen um seine Ideen umzusetzen. Thesen und Versprechungen alleine sind schön und gut, sie bringen einen aber nicht weiter, wenn sie keine Mehrheiten finden, die diese auch umsetzen können.

nnz: Sie haben auch davon geredet, dass Zukunft Ideen brauche. Wie stehen Sie beispielsweise zum Albert-Kuntz-Sportpark?

Inge Klaan: Ich möchte ein buntes und vielfältiges Nordhausen. Dabei liegen mir besonders unsere Vereine am Herzen. Gerade für die Kinder- und Nachwuchsarbeit aber auch für den gesamten Verein brauchen wir einen gut ausgebauten AKS. Damit wir auf die Fördermittel des Landes zugreifen können, möchte ich so schnell wie möglich antragsreife Unterlagen einreichen. Dasselbe habe ich auch beim Theater vor. Dabei hilft mir sicherlich meine Erfahrung als Staatssekretärin – das Ministerium hatte übrigens 2.500 Mitarbeiter. Zu einem bunten Vereinsleben gehören aber nicht nur Sportvereine, sondern auch unsere freiwilligen Feuerwehren, die Kunstschule und viele andere kulturelle Vereine.

nnz: Eine abschließende Frage: Werden Sie mit ihrem Team weiter bis Sonntag unterwegs sein?

Inge Klaan: Ja, ich werde bis zum Schluss weiter unterwegs sein, um mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Das Gespräch führte Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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