Neues aus dem Geschichts- und Altertumsverein
Spannendes über den jüdischen Schatz von Erfurt
Mittwoch, 13. September 2017, 06:59 Uhr
Die Südharzer Geschichtsfreunde hatten sich für den gestrigen Vereinsabend einen Gast aus Erfurt eingeladen: Dr. Maria Stürzebecher. In ihrem Gepäck hatte sie eine spannende Geschichte. Es ging um den jüdischen Schatz von Erfurt. nnz mit weiteren Einzelheiten...
Während eines Volontariats am Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar ist Maria Stürzebecher auf den Schatz gestoßen. Und zwar noch vor seiner Restaurierung. Der Fund ließ sie nicht mehr los, sodass sie sich fortan mit ihm beschäftigte.
Alles aber nahm seinen Anfang im Jahr 1998 in der Erfurter Altstadt, in der Michaelisstraße. Archäologische Bodenuntersuchungen fanden gerade statt. In Nachbarschaft der Alten Synagoge befand sich unter einem Neubaukomplex ein altes Kellergewölbe. Da es erhalten bleiben sollte, waren an dieser Stelle keine Grabungen vorgesehen.
Doch Bauarbeiten stießen zufällig unter dem Mauerwerk auf eine Silberschale, die sie für ein wertloses Stück Zinn hielten. Deshalb deponierten sie diesem Fund zunächst in ihrem Bauwagen. Erst geraume Zeit später wurde nach einer intensiveren Untersuchung die herausragende Bedeutung des Fundstückes deutlich. Nun schlug die Stunde der Archäologen, allen voran Manfred Böhme, der die Grabungen fortan leitete. Unter der Mauer eines Kellerganges bargen sie schließlich einen vergrabenen Schatz.
Der stammte ursprünglich von einem wohlhabenden jüdischen Bankier namens Kalman von Wiehe, wie Nachforschungen ergaben. Dieser hatte die Wertsachen während des Pestpogroms von 1349 möglicherweise aus Angst vor Raub und Plünderung versteckt. Der Erfurter Rat sah keine Veranlassung, die jüdischen Bürger zu schützen. Man machte sie allerorten für die grassierende Pest verantwortlich. So entkam kaum einer den mordenden Massen. So ist davon auszugehen, dass auch der Geldverleiher und Bankier Kalman von Wiehe bei der Verfolgung ums Leben gekommen ist.
Der Schatz hat ein Gesamtgewicht von etwa 28 Kilogramm. Er besteht aus 3.141 Silbermünzen, 14 unterschiedlich großen Silberbarren, einem Geschirrensemble aus Silber, über 700 Einzelstücke gotischer Gold- und Silberschmiedekunst, die teilweise mit Edelsteinen besetzt sind. Darunter zahlreiche Gold- und Silberringe sowie Gewandbesätze und Gürtelteile. Prunkstück des Fundes aber ist ein kunstvoll gearbeiteter Hochzeitsring.
Internationale Aufmerksamkeit erfuhrt der Schatz durch mehrere Ausstellungen, beispielsweise in Paris (2007), New York City (2008), London (2009) und kurz darauf in Tel Aviv-Jaffa. Seit dem 27. Oktober 2009 hat der Schatz seine dauerhaftes Domizil im Kellergwölbe der Alten Erfurter Synagoge gefunden. Zuvor war sie über mehrere Jahre saniert und zum Museum umfunktioniert worden.
Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Grönke dankte im Namen der sehr zahlreich erschienenen Geschichtsfreunde und Gäste für diesen spannenden Vortrag, der mit reichlichem Applaus bedacht wurde.
Den nächsten Geschichtsabend gibt es am 10. Oktober um 19.30 Uhr wieder im Nordhäuser Tabakspeicher. Björn Rauchfuß ist abermals zu Gast und stellt Schlussbetrachtungen zu den Ausgrabungen bei Leimbach an. Interessierte Gäste, vor allem auch Leimbacher und Urbacher, sind sehr willkommen.
Hans-Georg Backhaus
Autor: redWährend eines Volontariats am Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar ist Maria Stürzebecher auf den Schatz gestoßen. Und zwar noch vor seiner Restaurierung. Der Fund ließ sie nicht mehr los, sodass sie sich fortan mit ihm beschäftigte.
Alles aber nahm seinen Anfang im Jahr 1998 in der Erfurter Altstadt, in der Michaelisstraße. Archäologische Bodenuntersuchungen fanden gerade statt. In Nachbarschaft der Alten Synagoge befand sich unter einem Neubaukomplex ein altes Kellergewölbe. Da es erhalten bleiben sollte, waren an dieser Stelle keine Grabungen vorgesehen.
Doch Bauarbeiten stießen zufällig unter dem Mauerwerk auf eine Silberschale, die sie für ein wertloses Stück Zinn hielten. Deshalb deponierten sie diesem Fund zunächst in ihrem Bauwagen. Erst geraume Zeit später wurde nach einer intensiveren Untersuchung die herausragende Bedeutung des Fundstückes deutlich. Nun schlug die Stunde der Archäologen, allen voran Manfred Böhme, der die Grabungen fortan leitete. Unter der Mauer eines Kellerganges bargen sie schließlich einen vergrabenen Schatz.
Der stammte ursprünglich von einem wohlhabenden jüdischen Bankier namens Kalman von Wiehe, wie Nachforschungen ergaben. Dieser hatte die Wertsachen während des Pestpogroms von 1349 möglicherweise aus Angst vor Raub und Plünderung versteckt. Der Erfurter Rat sah keine Veranlassung, die jüdischen Bürger zu schützen. Man machte sie allerorten für die grassierende Pest verantwortlich. So entkam kaum einer den mordenden Massen. So ist davon auszugehen, dass auch der Geldverleiher und Bankier Kalman von Wiehe bei der Verfolgung ums Leben gekommen ist.
Der Schatz hat ein Gesamtgewicht von etwa 28 Kilogramm. Er besteht aus 3.141 Silbermünzen, 14 unterschiedlich großen Silberbarren, einem Geschirrensemble aus Silber, über 700 Einzelstücke gotischer Gold- und Silberschmiedekunst, die teilweise mit Edelsteinen besetzt sind. Darunter zahlreiche Gold- und Silberringe sowie Gewandbesätze und Gürtelteile. Prunkstück des Fundes aber ist ein kunstvoll gearbeiteter Hochzeitsring.
Internationale Aufmerksamkeit erfuhrt der Schatz durch mehrere Ausstellungen, beispielsweise in Paris (2007), New York City (2008), London (2009) und kurz darauf in Tel Aviv-Jaffa. Seit dem 27. Oktober 2009 hat der Schatz seine dauerhaftes Domizil im Kellergwölbe der Alten Erfurter Synagoge gefunden. Zuvor war sie über mehrere Jahre saniert und zum Museum umfunktioniert worden.
Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Grönke dankte im Namen der sehr zahlreich erschienenen Geschichtsfreunde und Gäste für diesen spannenden Vortrag, der mit reichlichem Applaus bedacht wurde.
Den nächsten Geschichtsabend gibt es am 10. Oktober um 19.30 Uhr wieder im Nordhäuser Tabakspeicher. Björn Rauchfuß ist abermals zu Gast und stellt Schlussbetrachtungen zu den Ausgrabungen bei Leimbach an. Interessierte Gäste, vor allem auch Leimbacher und Urbacher, sind sehr willkommen.
Hans-Georg Backhaus
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