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Bundestagswahl 2017

Pohl und Höcke in der "Friedenseiche"

Freitag, 08. September 2017, 19:58 Uhr
Nach der Teilnahme an einem Podiumsgespräch beim Nordthüringer Unternehmerverband hatte AfD-Direktkandidat Jürgen Pohl heute seinen zweite Auftritt in Nordhausen. In der Friedenseiche wurden er, aber auch Björn Höcke gefeiert…

Wahlkampf in der "Friedenseiche" (Foto: nnz) Wahlkampf in der "Friedenseiche" (Foto: nnz)

Mehr als 100 Menschen aus dem Landkreis Nordhausen waren gekommen, um zu hören, wie es denn – aus Sicht der AfD - so um das Land bestellt ist. Mitten drin CDU-Mitglieder, ehemalige Bürgermeister, Rechtsanwälte und Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen der Region.

Martin Höche, Ex-Bürgermeister der Gemeinde Hohenstein zum Beispiel, wollte nicht nur aus den Medien erfahren, was die AfD will, was sie ändern will und was sie anzubieten hat. Es ist 18.45 Uhr, jetzt kommt Björn Höcke in den Saal, bekommt den nahezu frenetischen Applaus. Die Vertreter der Partei dankte zuerst den Wirtsleuten der Friedenseiche, denn eine Veranstaltung der Partei zuzulassen, sei heute nicht mehr selbstverständlich.

Danach begrüßte Höcke die „schon länger hier Lebenden“, die „Patrioten der Region“ und erinnerte daran, dass man bei der „historisch gesehen, erfolgreichsten Parteigründung der jüngsten Zeit“ willkommen sei. In seiner Rede streifte Höcke zunächst die Unausgewogenheit in der Thüringer Medienlandschaft, die Entmündigung der Bürger durch die „Altparteien“ und deshalb kämpfe die Partei gegen das „betreute Denken“ und die soziale Gerechtigkeit – all die Themen, die von den anderen außen vor gelassen wurden. Sie seien dafür verantwortlich, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht.

Björn Höcke (Foto: nnz) Björn Höcke (Foto: nnz)

Nach einer Viertelstunde war der AfD-Landesvorsitzender bei der Flüchtlingspolitik angelangt. Angeblich würde die dramatische Situation in der Pflege mit der legalen Einwanderung von Afrikanern verbessert, habe die Bundeskanzlerin gesagt. Was sie aber vergessen habe sei der Umstand, dass die Hälfte der aktuellen Pflegekräfte in unfreiwilliger Teilzeit beschäftigt seien. Merkels Forderung könne nur ein politisch gewolltes Lohndumping sein. Und übrigens wollen alle „Kartell-Parteien“ die Grenzen für alle offen halten, wollen zulassen, dass „unsere Sozialsysteme“ geplündert und sich die Sozialindustrie eine goldene Nase verdiene. Fazit: Wer all das ändern will, der soll am 24. September natürlich die AfD wählen.

Und dann zum Schluss noch ein Schlenker in Richtung Angela Merkel, die habe mit der Energiewende, dem Verharren in der Euro-Krise und mit der Auslösung der Flüchtlingskrise drei Amokläufe hingelegt und diesem Deutschland so schwer geschadet, wie kein Kanzler vor ihr, so Höcke.

Jürgen Pohl (Foto: nnz) Jürgen Pohl (Foto: nnz)

Nun folgte Jürgen Pohl, der Direktkandidat des Bundestagswahlkreises 189, mit seinem Statement, der eigenen Angaben zufolge, den „kleinen Mann vertritt.“ Und der sei überall in Deutschland anzutreffen als Ergebnis deutscher Sozialpolitik. Ein Beispiel dafür seien die fiskalischen Folgen der Energiewende – und zwar für den normalen Bürger.

Weitere Themen von Pohl waren Statistiken zur Entwicklung der Kriminalität durch Flüchtlinge oder die Bedrohung des Lebensgefühls durch „junge Prinzen“ aus dem islamisch geprägten Kulturkreis. Und Pohl stellte die Kosten der Flüchtlinge („100 Milliarden Euro“) der Angleichung der Renten (3,5 Milliarden Euro) gegenüber. Nach der Kritik an der Politik nun die an die Gewerkschaften, deren Funktionäre nur zusehen, wie sie mit dem „Arsch an die Wand“ kommen. So würde verdi die Mitglieder auffordern, ihre Kollegen zu denunzieren, die sich zur AfD bekennen.

Mit den 100 Milliarden Euro für die Flüchtlingen könnte das Kindergeld verbessert werden, könnte die Bildung für alle in modernen Schulen garantiert werden. So wie es die Privatschule ist, in der SPD-Ministerpräsidentin Schwesig ihr Kind schickt. Da gebe es keine Kinder von sozial abgehängten Eltern und keine Kinder von Migranten.

Zur Nordhäuser Politik. Seit zwölf Jahren werden vor den Bundestagswahlen die Kandidaten zum Beispiel nach Umgehungsstraßen gefragt, immer wieder die gleichen Antworten. Er, Pohl hätte sich gewünscht, dass zum Beispiel die Nordhäuser Bürgermeisterin einmal bei ihm angefragt habe, wie er auch Nordhäuser Interessen im Bundestag vertreten könne. Auch von Landrat Jendricke habe er sich eine Kontaktaufnahme gewünscht, doch „den interessiert vermutlich nur, wer neben ihm aufwacht“! Danach war Schluss mit dem freitäglichen Wahlkampf. Ach ja, zum Ende wurde das Deutschlandlied gesungen – wie bei der CDU.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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