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Reformation und Brockhaus – eine gelungene Kombination

„Gesichter der Reformation“ auf Burg Scharfenstein

Montag, 17. Juli 2017, 12:33 Uhr
Luther – manch einer kann den Namen nicht mehr hören und nicht zu Unrecht titelte ein Beitrag des MDR „Im Reformationsjubiläum wird zu viel geluthert!“ Luther-Bier, Luther-Socken, Luther -Nudeln – der große Reformator und wortgewaltiger Vielschreiber würde sich im Grabe umdrehen – und dabei hat er „nur“ die Kirche reformieren wollen. Doch es geht auch anders...


Nach der sehenswerten Ausstellung in Großbodungen gibt es Zeitgenossen von Luther seit vergangenem Samstag in der Burg Scharfenstein zu sehen – und zwar als 31 sehr gelungene Holzschnitte von Peter Genßler. Einige dieser in Holz geschnittenen „Gesichter der Reformation“ – so der Titel der Schau auf der „Tenne“ dieser Burg - waren schon in der Flohburg zu bewundern.

Peter Genßler mochte nach Fertigstellung der Nordhäuser Exponate einfach nicht aufhören; das immer tiefere Eindringen in die Zeit und die „Hauptfiguren“ dieser Phase der Umbruchs, das Befassen mit den Befürwortern einer Reformation der Kirche und denjenigen, die die Institution eben nicht ändern wollten, trieb ihn regelrecht. Im Ergebnis – und Genßler betont, er sei noch nicht fertig mit diesem Thema – sind jetzt auf besagter Burg die 31 „Pros“ und „Kontras“ aus der unmittelbaren Umgebung Luthers, aber auch die, die damals an den Hebeln der Macht saßen - von den Päpsten Maximilian I., Leo X. bis zu dem damaligen Kaiser Karl V. - zu sehen.

Dass Justus Jonas und Melanchthon ebenfalls vertreten sind, versteht sich von selbst. Aber wer kennt schon Georg Spalatin und Nikolaus von Amsdorf – beide sehr verdient um die reformatorischen Bestrebungen Martin Luthers. Die Holzschnitte sind nach historischen Abbildungen geschaffen worden, die Texte der Begleitmappe und des Flyers aber aus „Brockhaus’ Konversations=Lexikon 1892.“ Fast schon ein Anachronismus in Zeiten von GOOGLE und Wikipedia!

Doch Genßler belehrt die Besucher der Vernissage, deren Zahl sich leider in Grenzen hielt, eines Besseren. So komprimiert in Fakten, in der Darstellung und im Ausdruck sind die „digitalen Alleswisser“ nicht. Summa summarum – ein Ausflug auf die Burg Scharfenstein lohnt. Es geht über Straßen auf die Burg, die aussehen, als wären sie erst gestern speziell für die Ausstellung neu geschaffen worden. Burg Scharfenstein von einem Bauernhaufen 1525 zerstört und jetzt wieder restauriert in einem Maße und mit Mitteln, die man in Nordhausen sich wünschen würde – beispielsweise für Villa Kneipp, den Park Hohenrode oder auch für den Lindenhof.

Und zum Schluß noch eine persönliche Anmerkung: eine Ausstellung zur Würdigung des Reformation mitten im katholischen Eichsfeld, die Laudatio gehalten vom stellvertretenden Bürgermeister, Helmut Funke der katholischen Stadt Leinefelde-Worbis, flankiert vom zuständigen Vertreter der katholischen Kirche dieser Gemeinde, Pfr. Gregor Arndt (Namen von der Redaktion ergänzt) – wenn das nicht gelebte Ökumene ist!
Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins
Autor: red

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