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70-fache Kolonie

Donnerstag, 30. September 2004, 12:35 Uhr
70-fache Kolonie  (Foto: nnz) 70-fache Kolonie (Foto: nnz) Nordhausen (nnz). Als besonderen Höhepunkt der Ausstellungen im Nordhäuser Kunsthaus in diesem Jahr bezeichnete Oberbürgermeisterin Barbara Rinke (SPD) die aktuelle Sonderausstellung „Worpswede – Landschaft im Spiegel der Kunst“. Die war gestern Abend vor rund 150 Gästen eröffnet worden.


Sie dankte der Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel, die die 70 in Nordhausen gezeigten Werke als Leihgaben zur Verfügung stellte. Die Ausstellung, die eigens für Nordhausen konzipiert und präsentiert wurde, sei damit die 4. große Ausstellung mit Klassikern der deutschen Kunstgeschichte in der restaurierten Jugendstilvilla in diesem Jahr.

Dr. Birgit Nachtwey, Kunsthistorikerin in Worpswede, führte in die damaligen Anfänge der Künstlerkolonie, die sich mit fünf jungen unbekannten Künstlern Ende des 19. Jahrhundert gründete. „Sie trafen zu dieser Zeit im rückständigen »Teufelsmoor-Dorf« Worpswede genau den Nerv des Publikums“, erläutert sie und so sei der künstlerische Durchbruch nur eine Frage der Zeit gewesen.

Zu den Gründern und wichtigsten Vertretern der Worpsweder Künstlerkolonie zählen Fritz Mackensen, Hans am Ende, Fritz Overbeck, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler sowie Paula Modersohn-Becker. Auf der Suche nach dem einfachen Leben in Worpswede, machten sie die bäuerliche Bevölkerung und die norddeutsche Moor- und Heidelandschaft zum Gegenstand ihrer künstlerischen Darstellung.

Die rauen, in differenzierten Natur- und Brauntönen gehaltenen Landschaften bilden auch das zentrale Motiv der Nordhäuser Ausstellung. Gezeigt werden sowohl Werke des dem Jugendstil nahestehenden Malers und Grafikers Heinrich Vogeler, dessen Gemälde – wie z.B. „Der Moorgraben“ – durch eine intensive Farbigkeit eine faszinierende Wirkung auf den Betrachter ausüben. Im Gegensatz dazu sind die auf wenige, angedeutete Motive beschränkten Landschaftsbilder von Otto Modersohn einem romantischen Naturlyrismus verbunden, der in den Ölgemälden „Sonniger Herbsttag“ und „Mondaufgang im Moor“ besonders gut zum Ausdruck kommt.

Neben den Werken von Fritz Overbeck, Hans am Ende und Fritz Mackensen gehören die 10 Arbeiten von Paula Modersohn-Becker zu den besonderen Kostbarkeiten der Ausstellung. Gezeigt werden ihre Gemälde „Birkenstamm“ und „Scheune“ aus dem Jahr 1901 sowie zahlreiche Radierungen z.B. „Die Gänsemagd“ und „Bildnis einer Bäuerin“. Während die Künstlerin, die 1901 den Maler Otto Modersohn geheiratet hat, in der Anfangszeit eher dem expressiven Naturlyrismus nahe stand, den sie bei ihren Malstudien in London und Berlin sowie bei Fritz Mackensen in Worpswede erlernt hat, gelangt sie später zu einer ausdrucksbetonten, großflächigen, farbintensiven Malerei, die sie zu einer Wegbereiterin des deutschen Expressionismus machte.

Im Kunsthaus Meyenburg sind neben den bekannten Gemälden der Gründergeneration auch zahlreiche originale Handzeichnungen und Radierungen zu sehen, die – nur selten gezeigt – ebenfalls die Liebe zur Natur und Landschaft und die fast poetische Herangehensweise der Künstler an ihr Motiv zu Ausdruck bringen.

Die Ausstellung „Worpswede – Landschaft im Spiegel der Kunst“ ist noch bis zum 14. November im Kunsthaus Meyenburg Nordhausen, Alexander-Puschkin-Str. 31, zu sehen. Öffnungszeiten: Di – So von 10.00 – 17.00 Uhr. Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat bietet das Haus Führungen durch die Ausstellung an (Preis p.P. 3,- €). Darüber hinaus können auch Führungen unter Tel. 03631/881091 angemeldet werden.
Autor: nnz

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