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Nachgefragt

Die "Störer" vom Heidelbergblick

Dienstag, 11. Juli 2017, 07:00 Uhr
Viele Besitzer von Eigenheimen im Gumpetal und am Heidelbergblick sind sauer. Einige von Ihnen warten seit etwa acht Jahren auf eine ordentliche Straße, obwohl sie investiert haben, Grunderwerbssteuer zahlten und Grundsteuer regelmäßig zahlen. Sie kommen sich vor, als liefen sie wie in einem Mäuserad, im Rathaus - so ihr Eindruck - empfindet man sie nicht als Bürger, sondern als Störer. Eine Bestandsaufnahme...

Heidelbergblick (Foto: nnz) Heidelbergblick (Foto: nnz)

Im Januar 2015 hat Familie Dr. Hans-Jürgen Reinhardt eine Doppelhaushälfte am Heidelbergblick von der Heck Bau GmbH gekauft. Bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages sicherte ihm der Verkäufer zu, dass die Straße Zum Gumpetal "bald" grundhaft ausgebaut werde. Das erschien glaubwürdig, weil überall in Deutschland zu einem neu erschlossenen Wohn- oder Gewerbegebiet auch eine entsprechende Straße gebaut wird.

Dr. Reinhardt schien damals die verwaltungstechnische Dimension des Wortes "bald" in Nordhausen zu unterschätzen. Das Ergebnis heute: Wir haben noch immer einen asphaltierten Feldweg mit Schlaglöchern. Die Straße ist weder ausgebaut, noch verfügt sie über eine Beleuchtung, einen sicheren Fußweg oder all das, was im Jahr 2017 für eine ganz normale Straße charakteristisch sein sollte.

Es gab in den zurückliegenden Jahren ungezählte Kontakte mit den Verwaltungen in Nordhausen.
Stadtverwaltung, Kreisverwaltung, Kommunalaufsicht. Einige Schreiben wurden überhaupt nicht beantwortet. Die Kommunalaufsicht zum Beispiel hat die Anfrage von Dr. Reinhardt vom 10. Mai 2016 erst am 9. März.2017 schriftlich beantwortet, und das auch nur, nachdem bei Landrat Jendricke interveniert wurde.

Auch den Nordhäuser Stadträten ist Dr. Reinhardt bekannt, denn es wurden mehrfach Anfragen innerhalb der Einwohnerfragestunde gestellt. Natürlich ging es um die Straße zum Wohngebiet. Mit dem Einzug von Jutta Krauth in das Rathaus, schien dann endlich Bewegung in die "Sache" zu kommen, die bereits einen dicken Aktenordner füllt. Die Schritte bis hin zur Beschlussfassung durch den Stadtrat sind im Archiv dieser Zeitung nachzulesen und am 29. März teilte Bürgermeisterin Jutta Krauth mit, "Die Baumaßnahme ist finanziell im Haushalt 2017 eingeplant....Liegt eine Genehmigung (des Haushaltes) bis zum Juli 2017 vor, ist eine Realisierung der Straßenbaumaßnahme "Zum Gumpetal" von August bis November 2017 möglich."
Da alle Voraussetzungen zum Bau der Straße erfüllt waren, wurde vom Bauamt ein Zeitplan mit folgenden Eckterminen erstellt:
  • 22.06.2017 Ausschreibung
  • 04.09.2017 Baubeginn
  • 15.12.2017 Fertigstellung
Auf die Rückfrage des Bürgers Dr. Reinhardt zum Stand der Ausschreibung am 26.Juni 2017 habe Bauamtsleiter Jens Kohlhause mitgeteilt: "Die Ausschreibung hat nicht stattgefunden. Wir werden die Straße wahrscheinlich 2017 nicht bauen."

Und so schrieb er wieder an Frau Krauth, brachte sein Unverständnis über die Entwicklung zum Ausdruck und teilte mit, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren könne, dass sich ein Bauamtsleiter über die Beschlüsse des Stadtrates hinwegsetzt. Auch habe man im Wohngebiet die Meinung, "dass Herr Kohlhause befangen ist und sich nicht ernsthaft bemüht, für die jetzigen Bürger des Wohngebietes eine annehmbare Lösung" zu finden.

Doch Dr. Reinhardt gab nicht auf, wandte sich an die Stadtratsfraktion von Bündnis90/Grüne und teilte deren Vorsitzenden, Holger Richter, den Sachstand mit. Die kleine Fraktion hatte nicht nur zugehört, sie wird morgen zur Stadtratssitzung einen Antrag einbringen, mit dem die Verwaltung beauftragt wird, die Straßenbaumaßnahme noch in diesem Jahr umzusetzen, denn schließlich ist der Haushalt der Verwaltung längst genehmigt.

Bei dieser Sitzung wird auch Dr. Reinhardt im Publikum sitzen. Mit ihm Axel Judenhahn, der unmittelbar an der ackerähnlichen Straße wohnt. Beide haben die Bewohner des Gebietes aufgerufen, durch ihre Präsenz bei der Stadtratssitzung zu zeigen, dass hier Lösungen gefragt sind. Lösungen im Sinne einer Straßeninfrastruktur, die in das Jahr 2017 passen. Und dazu gehören eine Oberfläche ohne Querrinnen und Schlaglöcher, dazu gehört eine Beleuchtung und dazu gehört ein Fußweg. Mehr wollen die "Störer" vom Heidelbergblick und die Bewohner des Wohngebietes nicht. Aber auch nicht weniger.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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