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Besuch in Niedergebra

Edding-Stifte und 15 Millionen Euro

Freitag, 05. Mai 2017, 09:00 Uhr
Was haben die vier Edding-Stifte, Umzugskartons und eine gelbe Warnweste miteinander zu tun? Dieser Frage ist die nnz in Niedergebra auf den Grund gegangen...

Ziehen diese Eddings um? (Foto: nnz) Ziehen diese Eddings um? (Foto: nnz)

Während in der riesigen Halle der mtm plastics GmbH an der Bahnhofstraße in Niedergebra die Produktion der Kunststoffgranulate planmäßig läuft, gewinnt der Besucher dennoch am Eingang den Eindruck, dass es so normal auf dem Firmengelände nicht zugeht.

"Der Eindruck täuscht nicht", bestätigt Geschäftsführer Torsten Meyer, "wir befinden uns mitten in einem Umzug" und zeigt auf die ehemalige Villa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, gleich hinter der Werksschranke. Beim zurückliegenden Besuch der nnz waren hier die Verwaltung sowie die Sozialräume der Belegschaft untergebracht.

Das soll nun Geschichte sein, die Villa wird abgerissen, die Verwaltung zieht um, in den Hauptkomplex. Dort, wo bei dessen Planung schon genug "Luft" für Büros, Duschen und Waschräume gelassen wurde, dort wird gesägt, geschraubt, gehämmert, Kabel gezogen. Der typische Blick in einer Baustelle, die funktionieren muss, ohne den eigentlichen Produktions-und Verwaltungsablauf zu stören. Es funktioniert, bestätigt Meyer, auch weil alle Mitarbeiter mitziehen und Verständnis für die etwas anderen Arbeitsbedingungen haben.

Doch der eigentliche Grund für all die Wuseligkeit ist ein anderer, ein ebenfalls überaus erfreulicher. Das Unternehmen, das Ende des zweiten Jahrtausends eine "Wiedergeburt" erfuhr, soll seine Produktionskapazitäten von aktuell 30.000 Tonnen auf 50.000 Tonnen steigern. Das ist - salopp formuliert - ein Riesenschritt. Er ist notwendig, weil die Produkte des nun größten deutschen "Upcyclers", wie sich mtm plastics auch nennt, national sowie international gefragt sind.

"Das hat zum einen mit der hervorragenden Qualität unserer Produkte zu tun, andererseits natürlich mit dem globalen Umdenken in punkto Recycling von Kunststoffen", sagt Meyer. Es gilt immer mehr Kreisläufe zu schaffen, den einstigen Rohstoff so oft wie möglich wieder zu verwerten. Mit der Übernahme der des Unternehmens durch den österreichischen Kunststoffhersteller Borealis AG, haben sich für die Niedergebraer neue Kreisläufe aufgetan, bestehende Kreisläufe wurden erweitert. Das geht soweit, dass die Produktionsreste, also die technologische bedingten Abfälle in den Werken des Mutterkonzerns, in Niedergebra recycelt werden.

Die Übernahme durch die Österreicher ermöglichte den Machern in Niedergebra auch, ihre unternehmerischen Ziele vom Status eines Traums in den Status der Umsetzung zu hieven. Immerhin werden seit Beginn dieses Jahres in Summe rund 15 Millionen Euro investiert. Da wird klar, dass der Abriss der Villa und der Umzug die Voraussetzung für die eigentliche Investition sein werden. An die bestehende Produktionshalle sollen noch einmal 2.000 Quadratmeter Grundfläche angebaut werden.

Hier geht es lang, die Villa verschwindet (Foto: nnz) Hier geht es lang, die Villa verschwindet (Foto: nnz)

Torsten Meyer rechnet mit der Inbetriebnahme der zusätzlichen Anlagen dann für März/April des kommenden Jahres, der volle Betrieb soll Mitte 2018 erreicht werden. Dann wird nicht Schluss sein in Niedergebra, zusätzliche Flächen sollen angekauft, die Logistik verbessert werden. Das sind die Planungen an der Bahnhofstraße.

Heute Mittag, wenn der Umzug abgeschlossen sein soll, kann auch ein wenig gefeiert werden. Sie mögen es nicht mondän, sondern bodenständig. Die Holzkohle im Grill wird glühen, dazu wird Deftiges gereicht. Eingeladen sind Baufirmen, Planer, Gutachter und zuständige Mitarbeiter aus kommunalen Verwaltungen.

Abschließend wollen wir das Rätsel um den Zusammenhang zwischen "edding" und mtm plastics auflösen. Die Hülle der Edition "EcoLine" besteht aus Granulat, das in Niedergebra produziert wurde. Edding setzt hier auf den Trend der Wiederverwertung. Bei Großkunden wie Unternehmen, Verwaltungen oder Bildungseinrichtungen stehen dann Sammelboxen für die leeren Stifte. Der Inhalt dieser Sammelboxen kommt wieder nach Niedergebra, wo sie anschließend als Granulat erneut die Reise zum Hersteller der Marker antreten.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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