nnz-online
Burnout ist längst keiner Managerkrankheit mehr

Ausgebrannte Studenten

Montag, 07. März 2016, 18:50 Uhr
Die Erwartungen an das Studium sind hoch, voller Vorfreude startet man in das Studium. Angehende Studenten gehen einen enormen Zeitaufwand ein um die immer höher-geschraubten Anforderungen zu erfüllen, Credit Points zu sammeln und ihr Studium möglichst schnell zu beenden. Doch immer mehr Studierende verlieren ihren Elan innerhalb des Studiums, immer häufiger lautet die Diagnose Burnout...


Mehr und mehr Studenten nehmen psychologische Beratung in Anspruch. Nicht bei allen lautet die Diagnose Burnout, fest steht aber, dass sich die Zahlen häufen. Lange Eine ganze Zeit lang galt Burnout als eine Managerkrankheit, hervorgerufen durch enorme Beanspruchung, Zeitdruck und eine ständige Verantwortung.

Genau diesen Faktoren sehen sich die Studierenden seit der Umstellung auf Bachelor und Master zunehmend ausgesetzt. Die neu strukturierten Studiengänge sind meist viel zu vollgepackt und lassen den Studenten kaum Spielraum in der Studienplanung. Da viel Pensum innerhalb relativ kurzer Zeit absolviert werden muss, geraten Studierende aller Fachrichtungen unter Stress und leiden unter dauerhafter Erschöpfung. In einem solchen Zustand fällt es zunehmend schwerer ein Studium bestmöglich und vor allem innerhalb der festgelegten Regelstudienzeit zu beenden.

Bei Weitem nicht alle Studenten nehmen professionelle Hilfe in Anspruch um ihre Überforderung zu kompensieren. Leistungssteigernde Substanzen um den Stoff besser bewältigen zu können und im Zeitplan zu bleiben sind weit verbreitet, andere fühlen sich mit den Anforderungen so sehr überfordert, dass sie sich an professionelle Ghostwriter wenden. Diese schreiben bei entsprechender Bezahlung nahezu jede wissenschaftliche Arbeit, von der einfachen Hausarbeit bis hin zur Masterarbeit. Wer gar nicht mehr kann bricht ab, auch die Zahl der Studienabbrecher wächst.

Ursachenforschung

Woran es liegt, dass mehr und mehr Studierende schon in jungen Jahren an Burnout erkranken lässt sich nicht eindeutig benennen. Vielmehr ist es eine Verkettung vieler Umstände, die Bologna Reform und die resultierenden Konsequenzen haben jedoch entscheidenden Einfluss auf diese Entwicklung.

Es gab immer einen Anteil an Studenten der dem Lernstoff nicht gewachsen war und sich in psychologische Beratung begab. Im Zuge der Umstellung auf das Bachelor-Master System ist der Anteil jedoch deutlich gestiegen. Zum Einen ist die Umstellung keinesfalls optimal gelaufen und zum Anderen bei weitem noch nicht abgeschlossen. Viele Studiengänge befinden sich in einem ständigen Anpassungsprozess, die Studierenden können teilweise den Eindruck bekommen sie seien "Versuchskaninchen" der Bildungspolitik. Das alte System war etabliert und erprobt. Wenn ein solches System geändert wird kann man mit Problemen rechnen die sich erst nach und nach herauskristallisieren.

Mehr Studenten, weniger Geld

Weiterhin nimmt die Zahl der Studenten zu, immer weniger Schulabgänger treten eine Ausbildung an. Ein weiterer Grund für die vermehrte Burnout-Diagnose bei Studenten könnte demnach auch sein, dass mehr junge Menschen ein Studium beginnen, obwohl sie eigentlich nicht geeignet für akademisches Arbeiten sind. Die klammen Universitäten sind zudem nicht in der Lage auf den Anstieg der Studenten zu reagieren und das Personal entsprechend aufzustocken.

Überfüllte Hörsäle und Lehrbeauftragte die sich nicht um alle Studenten kümmern können sind die Folge. Es wäre wünschenswert, wenn die Entwicklung sich in Zukunft in Richtung eigenständiges freies Lernen entwickelt und Studenten nicht schon vor Antritt ihres Berufslebens zu erschöpften Menschen mit psychologischen Problemen werden lässt. Bildquelle: Unsplash/Pixabay.com
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de