nnz-online
Vortrag, Lesung und Diskussion

„Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“

Mittwoch, 10. Februar 2016, 06:56 Uhr
Ursprünglich wollte Ruth Hoffmann eine Reportage über die Wohnsiedlungen in Berlin schreiben, die eigens für hauptamtliche Mitarbeiter des MfS gebaut worden waren – auch unter dem Begriff „weiße Flecken im Berliner Stadtplan“ bekannt. Doch nach ersten Recherchen wandte sie sich einem anderen Schwerpunkt zu...


Ursprünglich wollte Ruth Hoffmann eine Reportage über die Wohnsiedlungen in Berlin schreiben, die eigens für hauptamtliche Mitarbeiter des MfS gebaut worden waren – auch unter dem Begriff „weiße Flecken im Berliner Stadtplan“ bekannt. Doch nach ersten Recherchen wandte sie sich einem anderen Schwerpunkt zu...

Wie verlief das Leben von Kindern, deren Eltern bzw. Elternteile im Dienste der „Firma“ standen? Erkenntnisleitende Fragestellung war das weiterführende besondere Aufklärungsinteresse dieser bisher unbeachteten Thematik und wurde von Ruth Hoffmann wie folgt beschrieben:

„Was macht uns zu dem, was wir sind?
Das Land, in dem wir leben? Die Kultur, mit der wir aufgewachsen sind? Die Art, wie Vater und Mutter mit uns umgegangen sind? Oder das, was wir erlebt haben?“

Am 3. März 2016 informiert die freie Journalistin Ruth Hoffmann in der Flohburg über ein Kapitel rücksichtslosen und unsensiblen Handelns von MfS-Mitarbeitern, die nicht nur die Menschen in Ostdeutschland observierten, kontrollierten und schikanierten, sondern in vielen Fällen auch die Angehörigen der eigenen Familien.

Ruth Hoffmann (Foto: privat) Ruth Hoffmann (Foto: privat)
Ruth Hoffmann zeigt auf der Grundlage zahlreicher Interviews und intensiver Recherchen in ihrem Buch „Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“ erstmals, wie sich die beklemmende Atmosphäre der Totalüberwachung auf den Familienalltag der Stasi-“Hauptamtlichen“, vor allem auf die betroffenen Kinder ausgewirkt hat. Was wussten, was ahnten die Kinder der hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter|innen von der Tätigkeit ihrer Eltern, zumeist des Vaters?

Wer hauptamtlich beim MfS arbeitete, war gezwungen, die eigene Familie auf Linie zu halten – oder es zumindest so aussehen zu lassen. Der Druck, der dadurch auf allen Beteiligten lastete, muss gewaltig gewesen sein. Wie wirkte sich der Druck auf das Familienleben und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern aus? Welche Spuren hat das Erlebte hinterlassen – in den Biografien und den Seelen der heute längst Erwachsenen?

Das Buch geht diesen Fragen anhand von dreizehn Lebensläufen nach: Da ist zum Beispiel die Geschichte von Stefan Herbrig, der wegen einer kritischen Wandzeitung ins Gefängnis kam und daraufhin von seinem Vater verstoßen wurde.

Oder die von Thomas Raufeisen, der 16 war, als sein Vater mit der Familie überstürzt von Hannover in die DDR aufbrach, um Ihnen dann hinter der Grenze zu eröffnen, dass sie nie mehr in den Westen zurückkehren würden. Er sei nämlich Stasi-Spion und gerade nur knapp seiner Verhaftung entgangen.

Oder Anna Warnke, die erst vor kurzem erfahren hat, dass ihr Vater MfS-Offizier war. Und die sich nun quält mit Selbstvorwürfen, dass sie es hätte wissen müssen. Und mit der bangen Frage: Was hat er getan? (Text Homepages Ruth Hoffmann und Einladung).

Die Autorin wird im Rahmen dieser Veranstaltung aus ihrem Buch lesen. Dabei zeigt sie verschiedene Facetten auf und erzählt Geschichten von Betroffenen, im Anschluss findet eine offene Diskussionsrunde statt.

Ruth Hoffmann, geboren 1973 in Hamburg, ist Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule. Sie schreibt als freie Journalistin für Die Zeit, Stern, PM-History und den Deutschlandfunk.

Träger der Lesung ist die Friedrich-Ebert-Stiftung - Landesbüro Thüringen -,die bundesweite Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie - Regionale Arbeitsgruppe Thüringen -, das Stadthistorische Museum Flohburg und der Förderverein Flohburg. Für Getränke und einen kleinen Imbiss sorgen dank Unterstützung der Friedrich-Ebert- Stiftung die guten Geister der Flohburg und der Förderverein Flohburg. Der Eintritt ist kostenfrei!

„Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“
von und mit Ruth Hoffmann
Donnerstag, 3. März 2016, 19:00 Uhr
FLOHBURG | Das Nordhausen Museum
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de