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Fusionen von Supermarktketten

Die Produktvielfalt wird gemindert

Mittwoch, 06. Januar 2016, 10:20 Uhr
Zusammenschlüsse im Lebensmitteleinzelhandel können negative Folgen für die Verbraucher haben. Zwar wirken sich die Fusionen nicht auf die Preise, wohl aber auf die Produktvielfalt aus. Zu diesem Schluss kommt eine Studie mit Beteiligung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)...


Tomaso Duso, Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte, und internationale Forscher-Kollegen haben dazu mehrere Zusammenschlüsse auf dem niederländischen Lebensmittelmarkt zwischen 2009 und 2012 untersucht.

Ihr Fazit: „Die Vielfalt an Produkten, also von Produktmarken innerhalb einer Produktkategorie wie Wurstwaren oder Reinigungsmittel, hat in Gebieten signifikant abgenommen, in denen die fusionierenden Unternehmen zuvor im direkten Wettbewerb zueinander standen.“ Das Forscherteam hat die Preisentwicklung und die Breite des Sortiments vor und nach den Zusammenschlüssen analysiert. Zur Kontrolle haben die Ökonomen dies zum einen in Gebieten untersucht, in denen die Unternehmen, die sich zusammengeschlossen haben, vorher Wettbewerber waren, zum anderen dort, wo dies vor der Fusion nicht der Fall war.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel stark zugenommen – sowohl auf dem deutschen als auch auf dem europäischen Markt. Zusammenschlüsse werden von den Kartellbehörden deshalb aufmerksam geprüft. So wurden alle drei untersuchten Fusionen in den Niederlanden nur unter Auflagen gestattet: Mehrere Filialen mussten verkauft werden.

Dies hat - so die Forscher - dazu geführt, dass die negativen Folgen der Fusion für die Konsumenten zumindest zum Teil abgemildert werden konnten: „Wo die Verkäufe angeordnet wurden, veränderten sie die Wettbewerbsbedingungen in der Zeit nach dem Zusammenschluss. Die Auflagen der Prüfer konnten die negativen Auswirkungen auf die Produktvielfalt allerdings nicht zur Gänze aufheben. Im Durchschnitt führte die Fusion trotzdem dazu, dass die Produktvielfalt abgenommen hat.“ Weitere Auflagen wären demnach nötig gewesen.

Auch auf dem deutschen Lebensmittelmarkt könnte ein Zusammenschluss bald Realität werden. Im Frühjahr 2015 hatte das deutsche Bundeskartellamt die Übernahme der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann durch Edeka untersagt. In Deutschland ist die Situation noch problematischer als in den Niederlanden; durch die Fusion wäre der mit Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland noch stärker geworden. Beide Unternehmen haben daraufhin einen Antrag auf Ministererlaubnis gestellt. Die Entscheidung von Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel steht noch aus.

DIW-Ökonom Tomaso Duso beurteilt eine mögliche Genehmigung kritisch: „Die Übernahme der Kaiser’s-Filialen durch Edeka würde den Wettbewerb auf zahlreichen ohnehin schon stark konzentrierten regionalen Märkten erheblich einschränken. Dies beträfe den Großraum Berlin, München und Oberbayern sowie Nordrhein-Westfalen. Für die Verbraucher könnte dies negative Folgen haben, etwa in Form höherer Preise und einer deutlich geringeren Produktauswahl.“
Autor: red

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