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Mi, 10:00 Uhr
24.08.2011

Fledermäuse unterm Dach

Nicht immer müssen sich Fledermäuse in einem Schlafzimmer einquartieren. Es gibt selbst im Landkreis Nordhausen andere Möglichkeiten einer tierischen "Unterkunft"...


Ungewöhnliche Geräusche dringen durch die Tür zum Dachboden. „Die Tiere zwitschern und das hört sich so ähnlich an wie Mäuse“, erklärt Matthias Piontek. Die Tiere, von denen der Biologe von der Unteren Naturschutzbehörde da spricht, sind Fledermäuse. „Diese Soziallaute sind selbst für Erwachsene gut hörbar. Sie liegen im Gegensatz zu den Ultraschalllauten, die bei der Jagd und beim Flug zur Orientierung verwendet werden, in einem Bereich, den wir Menschen hören.“ Matthias Piontek betritt den großen Dachboden des Hagenschen Gutshauses in Rehungen.
Monitoring für Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Monitoring für Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Monitoring für Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Monitoring für Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Monitoring für Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Fledermäuse (Foto: J. Piper)
Hier haben die Fledermäuse die größte Wochenstube im Landkreis Nordhausen aufgeschlagen. Rund 900 Muttertiere mit ihren Jungen leben im Dachgeschoss des über vierhundert Jahre alten Fachwerkgebäudes. „Das ist die größte Mausohrkolonie in Nordthüringen“, so Matthias Piontek.

Gemeinsam mit Wolfgang Sauerbier, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Fledermaus und Erfasser von Fledermausbeständen in Nordthüringen war die Untere Naturschutzbehörde unterwegs, um Fledermäuse in ihren Sommerquartieren zu zählen. Dies geschieht unter anderem in festgelegten Tagesquartieren, die in einem bundesweiten Monitoring integriert sind. Im Landkreis Nordhausen sind das die Kirche in Sollstedt, St. Marien in Bleicherode und das Gutsgebäude in Rehungen, wo seit vielen Jahren ortstreue Große Mausohren ihre Sommerquartiere in den Dachböden und Türmen haben. „Sie sind wie viele Vögel in Mitteleuropa zu so genannten Kulturfolgern geworden“, so Matthias Piontek.

In der Kirche in Sollstedt fanden die Fledermausexperten gut 30 Tiere, in St. Marien in Bleicherode etwa 320 Tiere. Das letzteres Quartier erhalten werden konnte, ist eine Erfolgsgeschichte. Die Stiftung Naturschutz Thüringen hatte sich im vergangenen Jahr mit Fördergeldern an der Restaurierung des historischen Orgel-Blasebalgs beteiligt. Die Gemeinde wollte die Balganlage sanieren, weil u.a. die Exkremente der Tiere den Orgel-Blasebalg beschädigen und beschmutzen. Auch nach der Sanierung sind die Fledermäuse diesem Wochenstuben-Quartier treu geblieben.

Da sahen Wolfgang Sauerbier und Matthias Piontek an den Exkrementen, dem Fledermausguano, der in unterschiedlichen Höhenbereichen im Kirchturm zu finden war, nur nicht in der Blasebalgkammer. „Wir haben dadurch den Beweis, dass die Fledermäuse bis auf die Blasebalgkammer den gesamten Turm weiterhin nutzen. Durch die Sanierungsmaßnahme konnte so ein Quartierstandort für die bedrohten Fledermäuse erhalten werden“, bestätigt Wolfgang Sauerbier. „Wir sind sehr froh, dass das so geklappt hat. Das ist wirklich eine Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten“, sagt Matthias Piontek.

Dass der ganze Turm weiter zur Verfügung steht, ist wichtig, denn die Mütter wechseln im Quartier den Hangplatz, wenn es beispielsweise zu warm wird oder Zugluft stört. „So lässt sich die Vertikalwanderung der Weibchen im Turm der Bleicheröder Kirche erklären, sie vermeiden so einen Hitzeschlag der Jungtiere.“
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 6,5 bis 8 cm und Flügelspannweiten um die 40 cm ist das Große Mausohr eine recht große heimische Fledermaus. Die geselligen Tiere verbringen den Tag außerhalb ihres Winterschlafes in Sommerquartieren. Solche Kolonien können wenige Tiere bis mehrere hundert Tiere und mehr umfassen.

In den Sommerquartieren herrscht eine klare Geschlechtertrennung. Nur selten findet man in den Wochenstubenkolonien der Weibchen mit ihren Jungtieren auch mal ein männliches Tier. Diese sind eher einzeln zu finden. Weibchen bringen nur ein Jungtier im Jahr zur Welt. „Bei über 900 Tieren fällt viel trockener Fledermausguano an, hochwertiger Dünger, der in Erde eingearbeitet zur Auflockerung des Bodens beiträgt – ein 100%iges Naturprodukt und bei Anwesenheit einer Fledermauskolonie ein jährlich nachkommender Rohstoff für den Beherberger, der sich so den Kauf teuren Kunstdüngers ersparen kann“, weiß Matthias Piontek.

„An dieser Stelle gilt auch der Dank an Birgit Buchholz von der Brauchtumsgruppe des Heimatvereins Rehungen für die Zusammenstellung der geschichtlichen Daten zum Gutshaus des Rittergutes, sowie an die Gemeinde Rehungen und die WBG Sollstedt für die langjährige, sommerliche Beherbung der Fledertiere.“
Jessica Piper
Autor: nnz

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