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Do, 08:01 Uhr
05.08.2010

Der Künstler Adolph Menzel im Harz

Am Samstag wird im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen die Ausstellung „Adolph Menzel: Der Harz, Thüringen und Nordhausen“ eröffnet. Wie es der Titel besagt, wird darin den Spuren Adolph Menzels im Harz und in Thüringen, dort vor allem in Weimar, nachgegangen. Ein Beitrag von Heidelore Kneffel...

Menzel im Kunsthaus (Foto: H. Kneffel) Menzel im Kunsthaus (Foto: H. Kneffel)
Adolph Menzel: „Eingang zur Baumannshöhle“, Zeichnung, Skizzenbuch von 1850; Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk)

Zwei Begebenheiten, die die Stadt Nordhausen und den Künstler betreffen, wurden in der nnz bereits dargestellt: Die prächtige Kunstmappe „Das Kinderalbum“ aus dem Jahr 1910, also vor 100 Jahren erschienen, und ein Brief, den Menzel 1904 an das Stadtarchiv nach Nordhausen schrieb.

In diesem Beitrag werden Menzels Aufenthalte im Harz in den Mittelpunkt gesetzt. Nachweislich hielt der Künstler sich viermal in diesem Mittelgebirge auf, wovon besonders die Aufenthalte 1850,1853 und 1868 durch Skizzenbücher belegt sind.

Adolph Menzel: „Zwei Kinder auf einem Maultier reitend“, Zeichnung, Skizzenbuch von 1868, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, bpk   (Foto: H. Kneffel) Adolph Menzel: „Zwei Kinder auf einem Maultier reitend“, Zeichnung, Skizzenbuch von 1868, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, bpk (Foto: H. Kneffel) Bei seinem ersten Besuch 1850 war er 35 Jahre. Aus einem Brief an den befreundeten Tapetenfabrikanten Carl Heinrich Arnold in Kassel erfahren wir: Von jenem kleinen Ausflug in den Harz, der uns alle von den Fatiguen des vorigen Winters hergestellt hatte, im August zurückgekehrt, fing ich die Vorarbeiten zu einem neuen Bilde an, wo ich jetzt mit der Untermalung begriffen bin ... Es handelte sich um das Gemälde „Friedrich der Große in der Nacht von Hochkirch am 14. Oktober 1758“.

Menzel war mit seinen Geschwistern im Harz, suchte zuerst Goslar auf, wo vor allem Architekturskizzen entstanden, sieben an der Zahl, dann Halberstadt. In der Stadt zwischen Harz und Huy interessierten ihn besonders der Dom und andere Bauwerke, wie es das Skizzenbuch Nr. 10 zeigt. Man suchte das Bode- und Selketal auf, den Hexentanzplatz, die Baumannshöhle in Rübeland, die Burg Falkenstein.

Bei diesem Harzaufenthalt verlor er seine schwarze Ledertasche mir grünem Umhängeband. Er ließ sie durch die Halberstädter Polizei suchen, denn in ihr befanden sich u. a. verschiedene Malgeräte, eine Passkarte auf seinen Namen, ein goldener Siegelring mit Amethyst. Sein Skizzenbuch verwahrte er immer in seiner linken Rocktasche, so dass es erhalten blieb.

Im Sommer 1853 war der Künstler wiederum in Halberstadt. Ebenso könnte er 1852 dort gewesen sein, wie es E. W. Bredt in seine Schrift „Adolf Menzels Wanderbuch“ erwähnt. In der Stadt am Harzrand besuchte er die mit ihm seit Berlin befreundete Familie des Juristen Dr. Carl Anton von Maercker, die seit 1850 dorthin verzogen war. Menzel hatte in Berlin mehrere Bilder der Familie geschaffen – Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde.

Menzel im Kunsthaus (Foto: H. Kneffel) Menzel im Kunsthaus (Foto: H. Kneffel)
Adolph Menzel: „Der schlafende Otto Krigar“, Zeichnung, Skizzenbuch von 1868; Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, bpk

Auch im Gleimhaus hielt er sich auf, wo der Dichter seinen „Freundschaftstempel“ geschaffen hatte, in dem er Bilder berühmter zeitgenössischer Autoren sammelte. Darunter befindet sich auch das bekannte Gemälde Lessings von Georg Oswald May, das Menzel zu einer Skizze anregte. Zeugnis dieses Aufenthaltes sind außerdem: „Domplatz von Halberstadt“, ein signiertes Aquarell, und „Gruft der Liebfrauenkirche“, eine Gouache in Brauntönen, weiß gehöht.

Er war auch in Braunschweig, wie es das damalige Skizzenbuch mit Architekturzeichnungen ausweist. Im nahegelegenen Riddagshausen zeichnete er die Zisterzienserkirche. Davon gibt es das Bild „Die Klosterkirche zu Riddagshausen“. Adolph Menzels dritter Harzaufenthalt im Sommer 1868 führte ihn nach Neustadt-Harzburg. Heute trägt der Ort die Bezeichnung Bad Harzburg.

Dass man diese Reise so genau rekonstruieren kann, ist wiederum vor allem den Skizzenbüchern zu verdanken. Auf der Innenseite des Deckels des Skizzenbuches Nr. 31 notierte der Künstler, dass er im Juni in Paris gewesen war, dann am 4. Juli nach Köln reiste, wo er im zoologischen Garten skizzierte und dann mit dem Nachtzug – Menzel liebte das Fahren mit der Eisenbahn und skizzierte auch dort – nach Hannover fuhr. Von da aus ging es über Braunschweig nach Harzburg, wo er am 14. Juli eintraf. Die Familie seiner Schwester war bereits dort und man blieb 14 Tage.

Menzel traf also in dem Harzort seine Schwester Emilie und deren Mann Hermann Krigar, Komponist und Musikdirektor, die 1859 geheiratet hatten, mit den Kindern Grete und Otto, für die der Onkel über Jahre hinweg 44 farbige Bilder malte, die in „Das Kinderalbum“ zusammengefügt wurden. Deren Verkaufserlös war die „Aussteuer“ für Nichte und Neffe. In Berlin lebte er mit ihnen zusammen.

In Harzburg und Umgebung skizzierte Menzel intensiv ( Skizzenbücher Nr. 31 und 32), z. B. seinen Neffen beim Schlafen, die beiden Kinder auf einem Spazierritt im Wald auf einem Maultier von hinten. Sie sitzen auf Kindersätteln. Das Mädchen, das vorn aufgesessen ist, pflückt einen Zweig vom Baum, der Junge reitet rückwärts und hält bereits eine Gerte in der Hand.

Einige Motive der Skizzen verarbeitete Menzel zu einem „Deutschen Bilderbogen für Jung und Alt“ mit dem Titel „Aus der Sommerfrische“, „gezeichnet von Ad. Menzel“, der 1868 erschien und sechs Bilder zeigt.

Gedruckt wurde der Bilderbogen Nr. 190 im Verlag von Gustav Weise in Stuttgart, wie das Blatt es vermerkt, und kostete damals 1 Groschen, coloriert 2 Groschen. Auf einer Fotografie des größeren Mittelbildes fand sich ein weiterer Hinweis auf diesen Harzaufenthalt: Auch von anno 1868, als ich von Babel (Paris) zurückgekehrt, noch 14 Tage in Harzburg mitlebte.
Heidelore Kneffel

Vom 6. August bis zum 7. November 2010; „Adolph Menzel: Der Harz, Thüringen und Nordhausen“, Kunsthaus Meyenburg, Nordhausen
Autor: nnz

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