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Do, 08:00 Uhr
23.05.2019
Deutschkurse im Landkreis Nordhausen

Zwei Drittel haben B1 bestanden

Wer nach Deutschland kommt und hier auch bleiben will, der muss viele Hürden meistern. Das ist gut so, denn zum Beispiel das Beherrschen der Sprache gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen, um sich zu integrieren. Wie sieht es damit im Landkreis Nordhausen aus? Wir haben nach einer Antwort gesucht…


Rund 52 Prozent der offiziell 170.000 registrierten Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen und einen Asylantrag stellten, sollen an einem Deutschkurs zwar teilgenommen, aber das Kursziel B1 nicht erreicht haben. Zuvor absolvieren die Frauen und Männer die „A-Klasse“, sie können somit theoretisch die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen begegnet, heißt es im gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen.

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Im Landkreis Nordhausen gibt es zahlreiche Träger, die Integrations- und Alphabetisierungskurse anbieten. Von den größten Anbietern, die rund zwei Drittel der Flüchtlinge unterrichten, haben wir Zahlen erhalten. Es sind dies die Kreisvolkshochschule und das FIB Nordhausen. Doch schon hier wird deutlich, dass für einen Außenstehenden die Vielzahl von Kursen, die schier nicht zu durchschauenden Strukturen der Verantwortlichkeiten eine einheitliche Bewertung schwer machen. Wie auch bei anderen Verwaltungsvorgängen und -abläufen, die mit der Flüchtlingsproblematik zusammenhängen.

Kommen wir zuerst zu den Zahlen der Kreisvolkshochschule. Hier haben laut Kreisverwaltung rund zwei Drittel der Teilnehmer im vergangenen Jahr die Deutschkurse mit B1-Abschluss bestanden. Allein, diese Zahl sage aber nichts über die Qualität der Teilnehmer aus. Aktuell werden zwei Integrationskurse mit 35 bis 40 Teilnehmern angeboten, hinzu kommt ein Alphabetisierungskurs, an dem vorwiegend Menschen aus Afghanistan und Syrien teilnehmen müssen, da sie nicht einmal ihre Eigene schreiben oder lesen können. 15 sind es aktuell, im vergangenen Jahr bestand die Hälfte der Teilnehmer diesen Kurs. Hier wird bereits ein weiteres Problem sichtbar: die Abbrecherquote lag und liegt bei 25 Prozent, von den übrig gebliebenen Teilnehmern fällt noch einmal ein Drittel durch. Daneben gibt es Wiederholungskurse, berufsbezogene Kurse oder zwei Kurse „Start Bildung“.

Beim Team für Fortbildung, Informationen und Beratung (FIB) befanden sich im vergangenen Jahr 73 Frauen und Männer in einem allgemeinen Integrationskurs und 17 in einem Alphabetisierungskurs, bei dem A2 das Kursziel ist. Allerdings beendet rund ein Drittel diesen Kurs nicht und die Hälfte der Verbliebenen erreicht das Kursziel nicht.

Im Landkreis Nordhausen gibt es zehn Beratungsstellen für Flüchtlinge, Zuwanderer und Migranten, die 25 Angebote bereithalten. Im Jahr 2018 begannen 154 Frauen und Männer elf Integrationskurse, zehn Kurse mit insgesamt 228 Teilnehmern wurden beendet.

Diese Integrationskurse sind verpflichtend für anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit einer „guten Bleibeperspektive“ Unterrichtet werden sie dabei von Dozenten mit der Zertifizierung „Deutsch als Fremdsprache“. Diese Frauen und Männer stehen dann vor Kursen (Klassen), in denen Flüchtlinge zusammen mit Spätaussiedlern, mit Chinesen oder Polen zusammen lernen.

Einfach ist anders und das wird noch über Jahre hinweg so bleiben, denn neben den bisherigen Hauptherkunftsländern Syrien und Afghanistan drängen immer mehr Menschen aus Afrika ins gelobte Deutschland. Allein im ersten Halbjahr 2018 stellten rund 4.000 Personen aus Nigeria einen Erstantrag auf Asyl, das war Platz 2 nach Syrien. Bei den Nigerianern haben fast 40 Prozent lediglich eine Grundschulbildung und nur 5 Prozent eine Hochschulbildung. Allerdings basieren diese Zahlen auf freiwillig gemachte Angaben der jeweiligen Personen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Anträge auf Asyl von Personen aus diesem afrikanischen Land gestellt. Platz 2 in der Länder-Rangliste wurde damit behauptet.

Für den Landkreis Nordhausen ist allerdings noch Entspannung, die Zahl der Flüchtlinge aus Nigeria sei im Landkreis sehr gering, teilt die Kreisverwaltung mit.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
N. Baxter
23.05.2019, 08.54 Uhr
genau diese Fachkräfte
"...fast 40 Prozent lediglich eine Grundschulbildung und nur 5 Prozent eine Hochschulbildung..."
sind in einer Industrienation bzw. Einwanderungsland wie Deutschland, ähhm Entwicklungsland gesucht. Und eben genau unter dem Deckmantel des s.g. Fachkräftemangels seitens der Industrie, Politik oder diverser Lobbyisten wird uns das täglich eingetrichtert. Am Ende werden Billiglöhner für Spedition, Pflege oder Gastronomie gesucht - auch hier im LK!
Flitzpiepe
23.05.2019, 10.14 Uhr
Und wo ist jetzt ihr Problem?
Arbeitskräfte fehlen an allen Ecken und Kanten. Bei den Fachkräften als auch im Niedriglohnsektor. Deutsche bekommen halt zu wenig Nachwuchs für die viele Arbeit.
H.Freidenker
23.05.2019, 11.04 Uhr
Hallo Flitzpiepe,
Arbeitskräfte fehlen an allen Ecken und Kanten?^Vielleicht verlassen Sie mal ihre Ecken und Kanten beim finden von Argumenten und nehmen mal folgende nachweisbare Zahl zur Kenntnis.

In Deutschland gibt es 1 Million junge Menschen im Alter bis 28 Jahren, die weder einen Schul-noch einen Berufsabschluss haben. Alle sind der deutschen Sprache mächtig. Das sind potenzielle Arbeitskräfte. Nur ist die Zeit vorbei, wo Handarbeit im Steinbruch gefragt war.

Und was den Nachwuchs angeht, wo ist die Logik, dass es einer schrumpfenden Bevölkerung, gleichzeitig schlechter gehen muss? N.Baxter, meine Zustimmung, Volltreffer!
Fönix
23.05.2019, 11.22 Uhr
Eine wichtige Erkenntnis !
Zitat Flitzpiepe
"Deutsche bekommen halt zu wenig Nachwuchs für die viele Arbeit."

Woran liegt das? An den Rahmenbedingungen, vor Allem für die jungen Familien!
Wer bestimmt die Rahmenbedingungen? Die Politik!
Dazu ein Zitat, dass führende Politiker Konrad Adenauer (CDU) zuordnen, dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland:

Kinder bekommen die Menschen von alleine !

Welch fatale Fehleinschätzung ! Noch schlimmer ist, dass die Politik trotz der verheerenden demografischen Entwicklung über mehrere Generationen das nicht erkannt und bis heute nicht verstanden hat, wie überlebenswichtig optimale Bedingungen, dazu zählt auch Planungssicherheit, für die Familien sind. Die ist aber nicht gegeben wenn im Zuge der sogenannten Globalisierung viele Familienväter wieder zu Wanderarbeitern werden und den größten Teil ihres Lebens fern der Heimat verbringen. So hat dann Sarrazin schon irgendwo recht, wenn er darauf hinweist, dass der Anteil der Muslime in Europa stetig wächst und dass damit auch Gefahren verbunden sind.

Verstärkt werden die Probleme maßgeblich noch durch eine antiquierte, völlig aus den Fugen geratene Bildungspolitik, die so ziemlich alles hervorbringt, nur nicht eine ausreichende Zahl von Fachkräften für Industrie und Handwerk. Wer meint, dass wir mit Zuwanderung unseren Fachkräftemangel lösen können, hat weder den Ernst der Lage erkannt noch auch nur ansatzweise eine Vorstellung, welchen Anforderungen Berufseinsteiger heute vor allem auch in den wertschöpfenden Branchen gewachsen sein müssen. Das gilt übrigens für das gesamte Spektrum vom Facharbeiter bis zum Wissenschaftlicher. Und dabei stehen wir noch ganz am Anfang einer neuen technischen Revolution, die von der Digitalisierung über die Automatisierung bis hin zur KI ganz neue Möglichkeiten, aber eben auch neue Anforderungen in sich birgt. Ein halbwegs erfolgreich bestandener Deutschkurs mag ein erster Schritt sein, aber die eigentlichen Herausforderungen werden damit noch lange nicht bedient.
Susanne Blau
23.05.2019, 11.59 Uhr
Na da bin ich ja mal auf den Nachweis gespannt @Freidenker
Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland junge Menschen ohne Schulabschluss in den Altersgruppen

15 - 20: 144.000
20 - 25: 159.000
25 - 30: 194.000

Insgesamt gibt es in Deutschland ca. 1,4 Millionen Menschen deutscher Staatangehörigkeit (15-99) ohne Schulabschluss. Also: wo ist der Nachweis?
Alanin
23.05.2019, 12.43 Uhr
@Fönix: Vielen Dank!
Exakt! Dem ist nichts hinzuzufügen.
H.Freidenker
23.05.2019, 14.09 Uhr
Alles eine Frage der Sichtweise, Blauäugigkeit oder rote Brille.
Ich lasse mich ja gern korrigieren, weil ich die Zahlen nach unten geschönt habe.
Für die Blau/rote Sicht zeige ich volles Verständnis.
In einem Punkt sind wir uns doch aber alle einig.
Bildung ist die Voraussetzung für eine positive Entwicklung in Beruf und weiteren Leben.

Ein Beispiel, Auszug aus dem Bildungsangebot 2019 der VHS Göttingen, Deutschkurs!
„Hier lerne ich das Lesen und Schreiben. Noch mal ganz von Anfang an. Ohne Noten. Ohne Druck. Und ohne Angst. Wir sind ganz unter uns. Und kein anderer weiß was davon.
Mehr als 7 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben. Für Göttingen hieße das: etwa 15.000 Menschen.“

Leider gibt es keine Erhebungen wie viele Blaue und Rote unter diese 7 Millionen fallen!
Susanne Blau
23.05.2019, 15.26 Uhr
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Pe_rle
23.05.2019, 19.31 Uhr
Kinder
da kommt ja noch dazu ,dass einem bestimmten Prozentsatz der Deutschen die Karriere wichtiger ist wie Kinder.
In den 50/60 Jahren waren 5 und mehr Kinder keine Seltenheit
Heute mit etwas Glück noch 1
Das kann kein Land irgendwie ausgleichen
Und dann wollen alle nur noch studieren ,frag ich mich
wer macht die Arbeit
Paul
23.05.2019, 21.28 Uhr
"Fachkräfte"
Vielleicht sollten diese "Fachkräfte" lieber in ihrer Heimat tätig werden anstatt hier den Billiglohnsektor noch weiter auszudehnen. Dann brauchte auch niemand mehr wegen Armut und Geldnot nach Deutschland zu kommen, wenn sie endlich mal ihre eigene Wirtschaft aufbauen und nicht immer nur da sitzen und nach nochmehr Milliardenspenden rufen würden!
Und der achso große AK-Mangel ist doch hausgemacht und es hat Jahrzentelang keine Sau interessiert wo die Facharbeiter herkommen. Es wurde nur darauf gehofft,das irgendwo welche herkommen. Und jetzt fällt das den Firmen auf die Füße. Wobei ja schon seit ca.40 Jahren daran gedreht wird, die Billiglöhner aus aller Welt legal nach Deutschland zu holen. Nicht immer als "Schwarzarbeiter" !!!
P. Kortschagin
23.05.2019, 21.35 Uhr
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