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Di, 10:30 Uhr
21.05.2019
Wahlkampf 2019

Nur meckern hilft nicht

Wenn die Wähler am Sonntag die neue Besetzung von Stadtrat und Kreistag bestimmen, dann könnten eine ganze Reihe neuer Gesichter in die politischen Gremien der Region einziehen, die kein Parteibuch besitzen. Mit zwei jungen Kandidaten auf der Liste der Nordhäuser Linken hat sich die nnz unterhalten...

Frische Kraft für Kreistag und Stadtrat - Alexander Heizer und Carolin Roth wollen sich gerne politische engagieren (Foto: Angelo Glashagel) Frische Kraft für Kreistag und Stadtrat - Alexander Heizer und Carolin Roth wollen sich gerne politische engagieren (Foto: Angelo Glashagel)

Bei keinem Urnengang kann auf das direkte Lebensumfeld so viel Einfluss genommen werden, wie bei einer Kommunalwahl. Die Gremien von Stadt und Kreis bestimmen was vor der eigenen Haustür passiert.

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Begrenzt ist das nicht allein auf das Kreuzchen auf dem Wahlzettel, wer selber Hand anlegen möchte, kann sich auch ohne viel Rückendeckung und lange Parteikarriere politisch engagieren. So finden sich auf den Kandidatenlisten der aktuellen Wahl viele "Parteilose".

Auch Alexander Heiser und Carolin Roth gehören dazu. Er würde sich gerne im Stadtrat stark machen, Sie ihre Expertise im Kreistag einbringen. Gemein ist beiden, dass sie über die Liste der Nordhäuser Linken kandidieren.

"Ich habe immer mal mit dem Gedanken gespielt mich auch politisch zu engagieren", sagt Alexander Heiser, "immer nur meckern bringt nichts, man muss auch selber klotzen." Das im Stadtrat ganz konkrete Dinge bewegt werden können, hat der Erzieher an der Bertold-Brecht-Schule erlebt. Man habe Probleme zu äußern gehabt, etwa zur Barrierefreiheit der Schule, habe die im Stadtrat zur Sprache bringen können und es seien Lösungen gefunden worden, erzählt der 37jährige.

Zu dem, was man in Nordhausen anders machen könnte, hat der Polit-Neuling ein paar Ideen, speziell wenn es um das Gehege und den Petersberg geht. "Das Gehege ließe sich wieder attraktiv gestalten, mit relativ wenig Aufwand. Das fängt beim Wegenetz an, kann aber noch viel weiter gehen. Denkbar wäre zum Beispiel ein kleiner Kletterpark, Wasserspiele oder eine Sommerrodelbahn. Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin dann fahren wir, um so etwas zu erleben, auf den Possen oder nach Thale. Warum sollte das nicht auch hier funktionieren?". Die nötige Vertikalität habe das Gehege ohnehin und auf dem Gehegeplatz sei die nötige Infrastruktur in ihren Grundzügen bereits vorhanden, meint Heiser.

Auf dem Petersberg müsse endlich der Zaun um das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau verschwinden. Das sei "die Barriere schlechthin", ein öffentlicher Zugang würde neue Wegebeziehungen in Richtung Rautenstraße schaffen und sei insbesondere für die Altenheime und Kindergärten des Gebietes wünschenswert. Über ein Café oder Imbiss, ähnlich dem Stadtpark, könne das Areal für alle Bewohner attraktiver gemacht werden und würde in der Folge nicht nur von Jugendlichen genutzt, die hier zum nachvollziehbaren Ärger der Anwohner, ihr "Ding" machten.

Kinder, Jugendliche und Familien sind das täglich Brot für Carolin Roth. Die Therapeutin arbeitet in der Kinder- und Jugendpsychatrie des Südharz-Klinikums und würde ihre Expertise, sollte sie gewählt werden, gerne in den Jugendhilfeausschuss einbringen. "Ich habe lange bei der Familienberatung der AWO in Bad Sachsa gearbeitet. Dort wurde viel Wert auf präventive Maßnahmen und stabilisierende Familienarbeit gelegt, mehr als das in Nordhausen aktuell der Fall ist", erzählt Roth. Zwar gebe es Beratungs- und Unterstützungsangebote wie die "Frühen Hilfen", Erziehungsbeistandschaften und ambulante Angebote, man habe aber durchaus noch "Luft nach oben".

Die Aufnahmen in den stationären Einrichtungen seien in den letzten Jahren auch deswegen stark angestiegen, weil sich präventiv nicht viel getan habe, meint Roth. Ein stärkerer Fokus auf präventive Maßnahmen sei am Ende nicht nur besser für Kinder und Familien, sondern auch für die Finanzen des Kreises. "Ich komme aus der direkten Arbeit, nicht der Leitungsebene eines Vereins und ich denke wir müssen Hilfen so organisieren, dass sie an den Bedarf angelehnt sind, nicht an die Trägerlandschaft. Mit dem Jugendförderplan wurde dafür schon eine umfassende und sehr gute Basis geschaffen. Aus den gewachsenen Strukturen heraus einen Wandel zu schaffen ist aber schwer. Über den Kreistag und den Jugendhilfeausschuss kann man konkret Ideen einbringen und Einfluss nehmen."

Einbringen wollen sich beide, bleibt die Frage warum gerade über die Liste der Linken. Für Carolin Roth ist die Frage leicht zu beantworten, die sozialen Werte der Partei seien auch die Ihren und seit ihrer Zeit an der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora habe sie auch einen Blick für andere Themen bekommen. Alexander Heiser meint er hätte genauso gut bei den Grünen landen können, habe den Linken in der Vergangenheit aber politisch näher gestanden.

Die Frage nach der Partei ist für beide letztlich zweitrangig. "Wir haben uns beide bewusst dafür entschieden, hier zu bleiben als viele anderen gegangen sind. Ich bin gerne Nordhäuserin, ich wohne und lebe hier gerne. Ich möchte gerne dazu beitragen, das dass so bleibt und dafür sorgen, dass die junge Generation, das junge Familien hier gut andocken können und vielleicht auch wieder herziehen", sagt Carolin Roth. Und bei den Kommunalwahlen sollte es ohnehin nicht um Parteien und die große Politik gehen, sondern um die Bürger und ihr Leben, meint Alexander Heiser. "Ich sehe die Chance als Laie mit einem anderen Blick an die Dinge heranzugehen. Und wir beide sind damit nicht allein, auf den Listen stehen viele junge Leute und viele Parteilose". Es könne gut sein, meint der Erzieher, das dass den Stadtrat und den Kreistag ein wenig durcheinander würfele, eine Art Generationenwechsel einleite und Platz schaffe für andere Sichtweisen, ohne Parteibrille.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Don R. Wetter
21.05.2019, 11.59 Uhr
Den Petersberg in "Schutt und Asche" legen - lieber nicht !
"Auf dem Petersberg müsse endlich der Zaun um das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau verschwinden. Das sei "die Barriere schlechthin", ein öffentlicher Zugang würde neue Wegebeziehungen in Richtung Rautenstraße schaffen und sei insbesondere für die Altenheime und Kindergärten des Gebietes wünschenswert."

Das sollte man nicht tun - nicht mal dran denken !
Franz Tabak
21.05.2019, 12.47 Uhr
Wer sind die denn?
Zuerst einmal begrüße ich ja, dass man, anders als in SPD und CDU, hier junge und dynamische Leute heranlassen möchte. Jedoch habe ich bisher noch nichts von diesen Leuten gehört, auch wenn sie mir sympathischer sind, als die Typen, wie beispielsweise Iffland und Kämmerer, aus der CDU und SPD.

Dennoch habe ich ein eher mulmiges Gefühl, wenn man liest, dass man sich auch bei den Grünen engagiert hätte.

Dass man den Petersberg, der von Frau Klaan aus Steuermitteln umgestaltet wurde, wieder frei zugänglich machen möchte, kann ich befürworten. Allerdings stellt sich hier auch die Frage, ob es dann nicht zu nochmehr ruhestörungen kommt. Aber allen kann man es halt nicht recht machen.

Dennoch wünsche ich allen Kandidaten für die Wahl alles erdenklich gute.
geloescht.20221110
21.05.2019, 13.33 Uhr
Kommunalpolitik als "Laienspiel" ?
"Ich sehe die Chance als Laie mit einem anderen Blick an die Dinge heranzugehen."

Das wäre - gerade bei den gegenwärtigen Problemen und den zukünftigen Herausforderungen - n i c h t die passende Qualifikation.
Flitzpiepe
21.05.2019, 13.54 Uhr
@Povar: Das hätten Sie
dem OB Buchmann mal vorher sagen sollen. Genau das waren auch seine Argumente.

Fast alle AfD Kandidaten schätze ich übrigens auch so ein.
Peppone
21.05.2019, 13.58 Uhr
Laienhafte Argumentation
ich habe selten so gelacht @Povar.

Ihre populärwissenschaftliche Argumentation hieße, es dürfen nur Leute mit politscher Qualifikation gewählt werden und keine Einsteiger oder Quereinsteiger. Damit würden Sie den jetzigen Stand zementieren und irgendwann würden die letzten "Qualifizierten" wegsterben. Ich habe schon bessere Argumente gehört, um zwei intelligente junge Menschen madig zu machen.
Nordhäuser1985
21.05.2019, 15.32 Uhr
in die Runde
@Flitzpiepe
OB Buchmann ist Parteilos, davor war er bei den GRÜNEN, dass sagt eigentlich auch schon alles aus.

Die beiden mal ausgenommen (denke ich), will der Rest nur rein um dass Sitzungsgeld zu kassieren und die eignen Vorteile sichern.

Nach der Wahl ist vor der Wahl (vor dem Wahlkampf), es bleibt alles wie immer.
Gudrun1974
26.05.2019, 09.13 Uhr
“Frischer Wind“, “Parteilos“ NDH hat mehr verdient
Die beiden Protagonisten des Artikels kenne ich nicht, dashalb kann ich mir kein Urteil über sie erlauben. Ich nehme diesen Bericht nur zum Anlass.

Ich denke, das Angebot an die Wähler sollte mehr umfassen als “frischer Wind“ und “parteilos“ “unabhängig“ “jung“. All diese Attribute sind an Flachheit nicht zu überbieten und waren in jüngster Zeit eher Fehlgriffe auch in NDH. Die Wähler fallen leider auf so was immer wieder rein. Das wissen die Kandidaten auch ganz genau und spielen diese Melodie. Auch eine Gruppe von Parteilosen schließt sich ja zusammen, um gemeinsam Ziele zu erreichen.

Sonst würde man ja nicht zur Wahl antreten NDH braucht Inhalte und Visionen und auch eine stärkere inhaltliche Debatte über den Weg den die Stadt gehen soll und wie. Leider geht es immer nur um Selbstverständlichkeiten, die wir Steuerzahler sowieso finanzieren: Gehwege, Straßen, Kindergärten usw. Das sind Grunddienstleistungen, die jeder Staat zu ERBRINGEN HAT!! Diese werden nicht durch Räte oder Bürgermeister o.ä. finanziert.

Wir brauchen mehr Öffentlichkeit, echte Möglichkeiten, schon vor Beginn eines riskanten Projektes über dessen Sinn und seine Kosten zu debattieren sowie auch endlich eine starke, kontrollierende und vorantreibende Opposition in den Räten.

Deshalb sehe ich auch die seit Jahren in NDH propagierte Zeile “nicht meckern“ sehr kritisch. Warum darf der Bürger nicht mal mehr meckern? Dieser DDR miefige Konsens (In der Stadt müssen alle allem gemeinsam zustimmen) ist Kokolores und fast schon kindisch und hat zu leerem Industriegebiet, Millionengräbern Bürgerhaus und Flohburg und jetzt zum 4 Millionen Nachschlag für das Theater geführt.

Also nicht in Banalitätsfalle gehen.
trabijuergen
26.05.2019, 10.28 Uhr
Man muß nicht, aber man kann
heute seinen A.... von der Couch oder dem Computerstuhl heben und seinen Worten im Netz Taten folgen lassen und wählen gehen. Hier im Internet kann ja schön gemeckert, diskutiert oder genörgelt werden. Aber ob nun diesen beiden jungen Kandidaten eine Chance gegeben wird, oder sonst jemanden von der zur Wahl stehenden Personen, dazu sollte man raus gehen ins Wahllokal und sein Kreuz machen.
Denn wie schon oben erwähnt, nur meckern bringt nichts. Also Leute, egal wo Ihr eure Kreuze machen wollt, macht es, geht wählen.
Es ist nämlich nicht unsere PFLICHT, sondern unser RECHT, wählen zu gehen.
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