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Do, 19:20 Uhr
15.11.2018
nnz-Forum

Diskussion...auf Augenhöhe?

Erneut ist im Landkreis Nordhausen eine Diskussion entstanden, die den Schluss zulassen könnte, dass einige "Umweltaktivisten"/Kritiker die Auffassung vertreten, "Werft uns in´s Wasser, aber macht uns um Himmelswillen nicht nass". Aber so läuft es nicht in unserem täglichen Leben, wenn wir unter anderem stabil mit Energie und sauberen Baustoffen versorgt werden wollen, schreibt ein Leser der nnz...


Das Thema "Gipsabbau" ist scheinbar überregional so interessant, dass sich sogar "Der Spiegel" in seiner Ausgabe Nr. 39/ 22.9.2018 Seite 76/77 unter anderem auch mit dem Problem des Landkreises Nordhausen unter dem Thema "Gipslücke" aus begründeten, zwei bedeutsamen Gesichtspunkten befasste. Zum einen mit den "Wünschen" der Umweltaktivisten und zum anderen mit dem Bedarf der Gesellschaft, die die Industrie und der Handel im weitesten Sinn zu berücksichtigen hat.

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Anders als die Verfasser von Beiträgen in einigen regionalen Medien der letzten Wochen, deren Fokussierung des Themas (fast) ausschließlich auf Erschweren, Behindern und Verhindern gerichtet ist. Das ist "Bündnis 90/Grünen-Politik", die zwar ihre Berechtigung in jedem Fall hat, aber mit den Jahren Tendenzen erkennen lässt, die sehr zum Nachdenken anregen und in (fast) allen Themenkreisen aktuell zu hinterfragen sind.

Auch im Landkreis Nordhausen, wobei einem Vorschlag aus den Reihen der Kritiker zum Entwurf des Regionalen Raumordnungsplan (RROP oder Regionalplan), Planteil Rohstoffabbau, zuzustimmen ist: "Gipsabbau unter ökonomischen, ökologischen und sozialverträglichen Kriterien."

Diese "Forderung" wurde erneut, aktuell im Beitrag "Unsere Heimat ist nicht weiter verkäuflich" erhoben. Dennoch neben einem ersten Fazit und damit verbundene Fragen aus der bislang erkennbaren Diskussion:

1. Wie stehen die Kritiker zur künftigen Entwicklung des Anfalls von REA-Gips durch die geforderte Abschaltung von Kohlekraftwerken in Deutschland. Hier ist eine Fehlmenge von mehreren Millionen Tonnen Industriegips zu erwarten. Gleiches trifft zu auf die Gewinnung von Recyclinggips wie das Bundesumweltministerium in Vorausschau, aktuell verlauten lässt.

2. Wie stehen die Kritiker zu dem Vorhalt, Gipsprodukte für unsere Wirtschaft ja, aber bitte den Rohstoff woanders gewinnen, nur nicht im Landkreis Nordhausen?

3. Wie stehen die Kritiker zu dem Vorwurf, sie gehen nicht in die betroffenen Unternehmen der Steine- und Erdenindustrie oder andere Unternehmen und Gemeinden die durch ihre überzogenen Forderungen direkt, bzw. indirekt betroffen sind? Scheuen Sie die direkte Auseinandersetzung, wie zum Beispiel Vertreter des BUND Kreis- und Landesverbands bereits anschaulich und belegbar bei anderen Planungsthemen im Landkreis bewiesen haben?

4. Wieso versuchen die Kritiker, trotz ihrer Kenntnisse zur Lage der Bergwerkseigentume im Landkreis und dem Wissen zu den vorhanden Abbaugebehmigungen und der damit festgeschriebenen Renaturierungsplänen, Negativstimmung entgegen besseren Wissens zur Gesetzeslage zu machen? Wie begründen Sie diesen, Ihren Subjektivismus? Ihnen ist bekannt:

Mit Abbaugenehmigung ist, auch in Abstimmung mit den zuständigen Verbänden und Fachbereichen der Behörden festgelegt,
  • a. zu welchem Zeitpunkt die Renaturierungsarbeiten zu beginnen haben
  • b. welche Pflegezeiträume einzuhalten sind
  • c. wie sich die erforderlichen Modellierungsarbeiten in die vorhandene Natur einzuordnen haben
  • d. welche Folgen/ Sanktionen es hat, wenn Renaturierungsaufgaben vernachlässigt, oder nicht ausgeführt werden
Den Kritikern ist bekannt, dass es ohne konkrete und abgestimmte Renaturierungsaufgaben keine Betriebsplanzulassung durch das jeweils zuständige Bergamt gibt.

5. Wieviel offengelassene und renaturierte- und rekultivierte Tagebaue in anderen Bundesländern haben Sie besucht, um sich davon zu überzeugen, welche besonders hochwertigen Biothope an diesen Standorten, als Teil unserer Kulturlandschaft entstanden sind?
Diskussion...auf Augenhöhe? (Foto: W. Jörgens)
Diskussion...auf Augenhöhe? (Foto: W. Jörgens)
Diskussion...auf Augenhöhe? (Foto: W. Jörgens)
Diskussion...auf Augenhöhe? (Foto: W. Jörgens)
Diskussion...auf Augenhöhe? (Foto: W. Jörgens)
Fotos 1 bis 3 von einem ehemalige Tagebau im Landkreis Osterode,NS. Dieser wurde mit über 1 Million Euro renaturiert/rekultiviert und zwischenzeitlich von der Natur völlig einverleibt. Ein hochwertiges Biotop und eine sehr interessante Landschaft ist hier in 20 Jahren entstanden. Die Aufnahmen wurden am 13.11.2018 in Badenhausen/ Petershütte gemacht). Es ist natürlich interessanter, eine offene Abbauwand als "erschlagendes" Argument zu zeigen, als den Teil eines aktiven Tagebaus, hier Appenrode/ Rüsselsee, wo auch bereits Rekultivierungs-/ Renaturierungsarbeiten gegriffen haben. (Fotos 4 und 5)

6. Was gedenken die Kritiker konkret zu unternehmen, dass im Industriegebiet "Goldene Aue" ausreichend sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstehen, um die "wenigen Arbeitsplätze in der Gipsindustrie" (Auffassung der Kritiker!) zu kompensieren, wenn es nach dem Willen derer geht, die Traditionsunternehmen der Steine und Erdenindustrie im Landkreis zu schließen?

7. Da die Kritiker eine enge Verbindung zwischen RROP oder Regionalplan und dem beabsichtigten Biosphärenreservat "Kyffhäuser/ Südharz" in ihren veröffentlichten Beiträgen sehen, eine weitere Frage:
Welchen Einfluss nehmen Sie darauf, dass die offenen Fragen zum Vorhaben endlich allumfassend beantwortet und öffentlich gemacht gemacht werden. Insbesondere die konkrete Zonierung und deren Grenzen um zu sehen, wie die betroffenen Unternehmen der Gipsindustrie, Land- und Forstwirtschaft und Gemeinden in Ihrer Entwicklung unterstützt oder behindert/ gestört werden. "Legen Sie Ihre Karten offen", das fordern Sie gegenüber den Unternehmen. Halte auch Sie sich an diese Forderung?

Da wird bei einer Meinungsäußerung zu diesem Thema unter anderem gesagt: "Neue Restriktionen gibt es nicht" in Bezug auf das geplante Biosphärenresevat. Dem ist insoweit zuzustimmen, weil die Praxis bei der Behandlung von Planverfahren bestätigt, es gibt bereits Restriktionen, die einer gewollten Entwicklung in den Gemeinden und Städten nicht selten diametral und hinderlich entgegen stehen.

Die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sowie von Unternehmen in der Region sieht anders aus. Europäische Nachbarstaaten gehen auch auf diesem Gebiet pragmatischere Wege im Interesse ihrer Bürger. Deutschland im Allgemeinen und Thüringen im Besonderen könnte dies als Beispiel übernehmen.
Wolfgang Jörgens, Ilfeld-Sophienhof
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
geloescht 20210830
15.11.2018, 19.52 Uhr
Prima
Sehr gut geschrieben. Die Diskussion war mir die ganze Zeit schon zu einseitig. Diese anderen Seiten im Punkto Gipsabbau - wie eben Renaturierung - hat man m. E. bewusst verschwiegen. Das Biosphärenreservat sehe ich kritisch, schon weil man in Erfurt erwartet, dass wir die Katze im Sack kaufen. Da es ja hier ganz offensichtlich in den Gemeinden bei den Bürgern keine Mehrheiten dafür gibt, macht man Druck gegen die Gipsindustrie. Wenn man gegen Gipsabbau mobilisieren kann, wäre ja ein Biosphärenreservat gar nicht schlecht, dann wäre es für die Gipsindustrie zukünftig nicht leichter. Also ich kann eins und eins zusammen zählen..... Ich denke aber, viele andere auch....
geloescht.20240214
15.11.2018, 20.18 Uhr
Fakt ist.
Wie ich bereits in einem anderen Kommentar schrieb, dass sich der Gipsmoloch niemals zufrieden gibt. Die großen Gewinne kassieren international tätige Konzerne. Eine Einsicht, Naturgips nur noch einzusetzen wenn es unumgänglich ist,ansonsten für allgemeinen Baupips auf REA zu setzen, der sogar deponiert wird, fehlt (teurer daher Profitminimierend). Casea hat nach eigener Aussage noch für 5 Jahre NaturGips um zu produzieren. Genug Zeit sich anders als bisher zu orientieren. Das muss auch jeder andere Unternehmer wenn sich seine Produktionsvoraussetzungen ändern. Beispielsweise sei hier das Erreichen des Abbauvolumens eines Kies- oder Sandwerkes genannt.

Fakt ist auch dass die Bevölkerung den Gipskarst im Original und nicht wie vom Gipsmoloch designt als Retorte erleben will.

An Saint Gobain! Eure Radladerfahrer werden bei uns im Baugewerbe dringlich erwartet. Den Rest könnt ihr ja wie bisher ohne Thüringer Gips beschäftigen. Inclusive Renaturierung.
Treuhänder
15.11.2018, 21.27 Uhr
Beitrag
Ich finde die im Beitrag von Herrn Jörgens gestellten Fragen richtig. Diese sollten beantwortet werden. Einige wollen Wohlstand, aber ohne Industrie. Wie das gehen soll, diese Frage wurde noch nicht beantwortet. Schöne Landschaften sind wichtig. Aber auch Industrie ist wichtig.
jayjay
16.11.2018, 08.26 Uhr
Gibsabbau
Ich wohne in Walkenried und wir können ein Lied singen von der Firma Saint Gobain Formula. Sie fahren die Straßen kaputt und verdrecken sie tagtäglich, sie haben eine Reinigungspflicht, kommen dieser aber kaum nach. Durch diese Firma ist die Gemeinde Walkenried in finanzielle Schieflage gekommen, sie mußte ca. 500000 € Steuern zurückerstatten, weil diese von Formula an die Stadt Aachen gezahlt wurden. Hier den Gips verarbeiten und alles kaputtmachen und die Steuern woanders bezahlen. (hier ist im Gesetz vermutlich eine Lücke.) Es wird wohl so kommen, dass die östlichen Abbaugebiete auch keine Steuern sehen.
Vogelfänger
16.11.2018, 08.35 Uhr
Vernünftiger Menschenverstand vs Gipslobbyismus
zu Punkt 1. bis 4.
Es existiert keine "Fehlmenge" REA Gips. REA Gips fällt in jeder Rauchgasentschwefelungsanlage der Industrie an, nicht nur in Braunkohlekraftwerken. Richtig ist, dass mehrere Millionen Tonnen REA Gips jedes Jahr auf die Deponie kommen. Und zwar mehr, als Naturgips abgebaut wird.
Deshalb ist es überhaut nicht Notwendig, die jetzigen Mengen an Naturgips abzubauen! In einer Demokratie können Genehmigungen erteilt und wieder entzogen werden. Wir leben nicht mehr im Feudalismus oder im Kommunismus Herr Jörgens.

zu 5. Man muss nicht in andere Bundesländer fahren, der Kohnstein ist mahnendes Beispiel für die nicht stattfindende Renaturierung durch die Gipsindustrie!

zu 6. Käme die Gipsindustrie ihrer Pflicht zur Renaturierung nach, müßten sich die wenigen Mitarbeiter der Gipsindustrie auf Generationen hin keine Gedanken über ihre Arbeitsplätze machen.

zu 7. Da sehe ich keine Verbindung zum Biosphärenreservat. Diese Verbindung wird nur von Ihnen konstruiert Herr Jörgens. Auch Ihre konstruierte BUND Mitgliedschaft jedes Gipsabbau Kritikers stimmt hinten und vorne nicht!

Sie sollten sich endlich damit abfinden, dass es sehr viele vernünftig denkende Menschen gibt, die eine lebenswerte Welt auch oder gerade für ihre Kinder möchten, denen die Profite einiger Weniger egal sind und die ihr Leben nicht nur den jeweils Herrschenden und Mächtigen andienen, Herr Jörgens.
Nörgler
16.11.2018, 08.39 Uhr
SCHON WIEDER DER EXPERTE WOLF
Ihr Zitat: "Es existiert keine "Fehlmenge" REA Gips. REA Gips fällt in jeder Rauchgasentschwefelungsanlage der Industrie an, nicht nur in Braunkohlekraftwerken. Richtig ist, dass mehrere Millionen Tonnen REA Gips jedes Jahr auf die Deponie kommen. Und zwar mehr, als Naturgips abgebaut wird."

Bitte belegen und/oder Quelle benennen, sonst ist das populistischer Quatsch mit Soße.
harzwj
16.11.2018, 15.23 Uhr
Man sollte schon genau lesen und sich allumfassend informieren
Sehr geehrter Herr A. Wolf, es liegt mir fern auf "unausgereifte" und vom Inhalt her oberflächliche Kommentare auf meinen Beitrag, mit dem ich (erneut) eine Diskussion auf Augenhöhe anstoßen möchte, zu reagieren. Da Sie jedoch meinen Namen mehrfach genannt haben und mich demzufolge direkt ansprechen, mach ich mir die Mühe in dem ich lediglich auf folgendes verweisen:
- Sie und jede andere Person die meine öffentlichen Aussagen anzweifeln, oder in Frage stellen (aus welchem Grund auch immer), kann davon ausgehen, dass ich alles urkundlich belegen kann. Mein "Privatarchiv" ist geordnet und umfangreich.
- Nennen Sie also, genau wich ich es gemacht habe Ihre Quellen in Sachen "Industriegips". Ich verweise hier nochmals auf den Spiegel Nr....-können Sie nachlesen und auch in Beiträge einer Zeitung zum Zusammenhang zwischen RROP und Biosphärenreservat, wozu sich eine kompetente Mitarbeiterin einer Fachabteilung beim LRA-Nordhausen jüngst geäußert hat. (Aus datenschutzrechtlichen Gründen nenne ich hier keine Namen)
- Sie benutzen solche Begriffe wie "Feudalismus; Kommunismus; Demokratie; ..."jeweils Herrschenden und Mächtigen andienen" und dem Hinweis ..., dass es sehr viele vernünftig denkende Menschen gibt,...! Sie bewegen sich hiermit in politischen Regionen, deren Kausalitäten Sie offensichtlich unschwer und allgemeinverständlich vortragen können. Also sparen Sie sich diese Mühe, so meine Empfehlung. Nur noch soviel zur Ihrem Begriff "Demokratie". Welche Demokratie meinen Sie? Die "Parteiendemokratie" oder die klassische Demokratie, bei der das Volk das Sagen hat? Wenn Sie die letztere meinen, zu der ich stehe, dann kämpfen Sie um Volksabstimmungen auf Kreis-, Landes und Bundesebene. Soll die Mehrheit entscheiden wessen Politik durchgesetzt wird.
Denken Sie bei Ihren künftigen öffentlichen Beiträgen, so eine weitere Empfehlung, darüber nach.
Für ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Das ist ein Angebot.
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