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So, 08:32 Uhr
19.08.2018
„Dichterstätte Sarah Kirsch“

Gottfried August Bürger, „ein echtes Dichtergenie“

Den Dichter, der am kommenden Samstag in der „Dichterstätte Sarah Kirsch“ vorgestellt wird, bezeichnete der Philosoph Arthur Schopenhauer, der Bürgers Dichtung genau kannte, als „... ein echtes Dichtergenie, dem vielleicht die erste Stelle nach Goethe unter den deutschen Dichtern gebührt“...

Museumsschild der Dichterstätte (Foto: privat) Museumsschild der Dichterstätte (Foto: privat) In Limlingerode wird mit dieser Veranstaltung die Tradition „Andere Dichterhäuser stellen sich vor!“ fortgesetzt. Zu Gast waren bisher das Theodor-Storm-Haus aus Heiligenstadt, das Novalis- Museum vom Schloss Oberwiederstedt, die Anna-Seghers-Gedenkstätte aus Berlin.

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In diesem Jahr stellt sich der Förderverein Gottfried-August-Bürger aus Molmerswende in Sachsen-Anhalt vor. Das freut besonders deshalb, weil Bürger mit dem Dichter Leopold Friedrich Günther Goeckingk sehr befreundet war, der ab 1770 in Ellrich 16 Jahre als Kanzleidirekror gewirkt hat und sich in diesen Jahren als Dichter profilierte, z. B. mit dem Band „Lieder zweier Liebenden“. Er wurde 2015 in der Dichterstätte vorgestellt.

Von beiden ist ein umfänglicher Briefwechsel überliefert, der die Persönlichkeit des jeweiligen Poeten deutlich zu Tage treten lässt. Zwischen beiden entspann sich eine menschlich und künstlerisch wichtige Beziehung, die bis zum Tod Bürgers anhielt. Man kannte sich aus Halle, als beide im Pädagogium /Franksche Stiftung unterrichtet wurden, hatte sich aber aus den Augen verloren. Als Goeckingk dann ab 1775/76 für den Göttinger Musenalmanach Autoren suchte, wandte er sich auch an Bürger. Während des Programmes werden am 25. August auch markante Stellen aus den Briefen zitiert.

Gottfried August Bürger wurde 1747 in Molmerswende im Ostharz geboren und überlieferte: „Ich rühme mir/Mein Dörfchen hier;/Denn schönre Auen, /Als ringsumher /… Blühn nirgendmehr...“ Das Geburtshaus steht noch, in ihm befand sich bis 2006 das Bürgermuseum. Wegen dessen baulichem Zustand erfolgte die Schließung. Ein Großteil der umfänglichen Sammlung über den Dichter wurde ins Gleimhaus nach Halberstadt ausgelagert und harrt seiner Heimkehr in den Geburtsort. Zur Erinnerung an die Gedenkstätte befindet sich im oberen Geschoss der Gaststätte „Zur Tenne“ eine kleine Ausstellung über den großen Dichter der Zeit der Aufklärung und des Sturm und Drang, der 1794 in Göttingen mit nur 46 Jahren gestorben ist und beerdigt wurde.

Dichterstätte Bürgers Geburtshaus (Foto: privat) Dichterstätte Bürgers Geburtshaus (Foto: privat)
Unvergessen ist seine hochdramatische Kunstballade „Lenore“, die erste ihrer Art, die bis heute durch zahlreiche Interpreten bearbeitet wird und zu kontroversen Ausdeutungen führte. Zahlreiche Illustratoren haben sich mit ihr befasst. In Limlingerode wird natürlich auch der Lyriker zu Wort kommen, und zwar aus dem Band „Gottfried August Bürger: Gedichte. Ausgabe letzter Hand, Dieterich, Göttingen 1789.“

Dieses Buch wurde 2016 in Berlin neu herausgegeben und enthält auch die Biographie des Autors. Bürgers zahlreiche Werke umfassen Balladen mit tragisch-dramatischem Inhalt, politische, satirische, komische und didaktische Gedichte und Liebeslyrik. Er äußerte sich auch über die deutsche Sprache, über Philosophie und Ästhetik. Homer und Shakespeare waren ihm wichtig. „Alle Poesie soll volkstümlich sein, denn das ist das Siegel ihrer Vollkommenheit.“ Lyrik sollte in Gemeinschaft erlebt werden, das heißt, im Kreis von Zuhörern laut gelesen, und auch zur Bildung des Gemeinsinns beitragen. In ihr sollten „Klarheit, Bestimmtheit, Abrundung, Ordnung und Zusammenklang der Gedanken und Bilder...“ vorherrschen.

In diesem Sinne ist auch der Förderverein in Limlingerode seit über 20 Jahren tätig und deshalb sind wir froh, dass in unserer Dichterstätte ein für die Dichtkunst so wichtiger Autor vom Förderverein in Molmerswende vorgestellt wird und die Besucher Einblicke in die Arbeit des Vereins gewinnen können. Vom Einband des erwähnten Gedichtbandes schaut Bürger den Leser an von einer Gemäldereproduktion Johann Heinrich Tischbein d. J. von 1771.

Das Bild hängt in der Porträtgalerie/Freundschaftstempel im Gleimhaus in Halberstadt. Berühmt ist Bürgers Gedicht: „Der Bauer/An seinen Durchlauchtigen Tyrannen / … Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?/ Gott spendet Segen aus; du raubst!/ Du nicht von Gott, Tyrann!“ Auch „Der Schatzgräber“ wird gern zitiert. Seine leidenschaftlichen Liebesgedichte berühren bis heute, seine Landschaftsbeschreibungen sind zeitlos beeindruckend. Erwähnt man diese Dichterpersönlichkeit, so fällt vielen vor allem die „Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt.“ ein. Es gibt davon reich illustrierte Bücher in aller Welt, Hörspiele und Verfilmungen.

Im April 2018 meldete die „Mitteldeutsche Zeitung“, dass Bewegung in die Frage nach der Sanierung des historischen Pfarrhauses in Molmerswende gekommen sei. So dürfen wir in Limlingerode gespannt sein, was der Vorsitzende des Fördervereins, Herr Erwin Moras, darüber berichten kann.
Heidelore Kneffel

Samstag, 25. August 2018, ab 14.30 Uhr in der „Dichterstätte Sarah Kirsch“
Autor: red

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